Viel positive Energie für ein trauriges Thema: Bereits zum siebten Mal starten am 20. Juli in Leinfelden Menschen, um Geld fürs Kinderhospiz in Stuttgart zu ersprinten. Der Hand-in-Hand-Spendenlauf ist über die Jahre rasant gewachsen. Wie kam es dazu?

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)
Leinfelden – - Mit dem großen Erfolg des Hand-in-Hand-Spendenlaufs hatten die Macher ursprünglich nicht gerechnet. Rund 50 000 Euro sind im vergangenen Jahr fürs Kinderhospiz zusammengekommen. Nun steht die siebte Auflage an. Der 31-jährige Musberger Fabian Schulz, der den Lauf mit Kevin Goldberg organisiert, spricht übers Erfolgsrezept.

Herr Schulz, in einer knappen Woche ist Ihr siebter Spendenlauf. Der hat sich ja inzwischen zur Großveranstaltung entwickelt, wie sehen zurzeit Ihre Tage aus?

 

Grundsätzlich: von 6.30 morgens bis nachts um halb eins. Es ist eine Vielzahl an Aufgaben, die wir haben. Ich bin für die ganze Öffentlichkeitsarbeit, alles Rechtliche und natürlich die Organisation im Gesamten mitverantwortlich, vieles besteht aus der Wahrnehmung von Terminen, Social Media betreuen und tatsächlich vier Stunden am Tag E-Mails beantworten. Ich schaue aber, dass ich in der Zeit auch genug Sport treibe, um meinen Ausgleich zu finden.

Arbeiten Sie zurzeit überhaupt noch in Ihrem Job als Unternehmensberater?

Sporadisch. Es begrenzt sich auf wenige Stunden am Tag.

Sie rühren aktiv die Werbetrommel, ist das überhaupt noch nötig?

Ich glaube schon, dass wir die Leute erinnern müssen, dass es uns gibt. Und ich glaube auch, dass die Veranstaltung davon lebt, dass wir so präsent sind, weil es nicht nur um die Spendengelder geht, sondern auch um die Thematik an sich.

Wie erklären Sie sich den immensen Erfolg?

Größtenteils mit einer Eigendynamik der Leute. Wir haben angefangen, als wir noch sehr jung waren, und es hat sich herumgesprochen, dass die Veranstaltung von Beginn an professionell, aber nicht zu professionell war. Wir sind eine familiäre Veranstaltung geblieben und legen da auch sehr, sehr viel Wert drauf. Und ich glaube, die Leute schätzen es sehr, dass bei uns die Thematik sehr im Vordergrund steht. Unsere Sponsoren sind alle von der Sache überzeugt, keiner unterstützt uns, weil er sich darstellen möchte, alle ziehen an einem Strang. Ich denke, dass das viele überzeugt.

Beim ersten Lauf kamen mit 370 Läufern 15 000 Euro zusammen, im vergangenen Jahr waren es 1600 Läufer und 50 000 Euro. Haben Sie manchmal Angst, dass Ihnen das Ganze über den Kopf wächst?

Nein. Aber wir sind jedes Jahr überrascht worden, weil wir nicht mit diesem Zuwachs gerechnet hätten, wir sind aber mittlerweile ein so eingespieltes Team, dass wir vor Ort noch reagieren könnten, und wir planen natürlich schon ein paar Eventualitäten mit ein. Kevin ist ja hauptberuflich im Veranstaltungsbereich tätig, und das bringt uns voran.

Da klingt alles nach viel positiver Energie. Sie sammeln aber Spenden fürs Kinderhospiz. Das ist ja ein sehr trauriges Thema.

Ich glaube nicht mal, dass das Thema so traurig ist. Das ist ja auch das, was wir transportieren möchten. Natürlich ist das Thema an sich erst mal traurig. Wenn man sich damit auseinandersetzt und mit betroffenen Familien spricht, ist es ein unbegreifbares Leid, das manche Familien ereilt, aber: Im Bereich der Kinderhospizarbeit geht es ja genau um das Positive. Wenn einem schon weniger Zeit bleibt im Leben, dann sollte diese auch immens hochwertig gestaltet sein. Das finde ich dann doch wieder positiv. Ich habe in meinem Leben selten positivere Menschen kennengelernt als die Mitarbeiter im Kinderhospiz.

Wie präsent ist denn das Thema beim Lauftag am 20. Juli?

Für die Veranstaltung selbst vermutlich gar nicht so präsent. Wir selbst bekommen aber immer wieder Themen mit, weil wir oftmals viele Familien haben, die am Lauftag selbst kommen und das Gespräch suchen. Deshalb sind wir auch darauf bedacht, dass Mitarbeiter vom Hospiz vor Ort sind. Ja klar, wir bekommen dann schon auch Schicksalsschläge mit. Das sind dann die Momente, wo Kevin und ich uns fünf oder zehn Minuten in die Kabine zurückziehen müssen, weil einem das nahegeht. Aber dass es jetzt auf dieser Veranstaltung permanent vordergründig präsent wäre, das ist bestimmt nicht der Fall.

Planen Sie irgendetwas Besonderes?

Dieses Jahr ist das absolute Highlight des Rahmenprogramms der Weltrekordversuch von Markus Schwarz, der seinen Weltrekordversuch aus dem letzten Jahr, der leider nicht ganz geklappt hat, noch mal starten möchte. Und zwar geht es da um 1001 Gesichter für die Menschlichkeit. Die Challenge ist es, innerhalb von zwei Stunden 1001 Porträtbilder zu schießen, wozu wir alle einladen möchten, mitzumachen. Auch weil wir glauben, dass es gerade bei der heutigen gesellschaftlichen Entwicklung dem einen oder anderen Statement bedarf.

Wir wünschen Ihnen am Samstag gutes Gelingen.

Dankeschön.

Daten und Fakten rund um den Spendenlauf

Der Hand-in-Hand-Spendenlauf ist am Samstag, 20. Juli, 8 bis 20 Uhr, im Sportzentrum Leinfelden. Anmeldungen sind bis 16. Juli unter www.handinhand-spendenlauf.de möglich. Hier gibt es auch alle Infos zum Ablauf. Kurzentschlossene können sich auch noch persönlich am Lauftag anmelden.

Der Verein, der hinter dem Spendenlauf steht, unterstützt seit mehreren Jahren das Kinderhospiz in Stuttgart. Wer beim Lauf nicht mitmachen kann, aber etwas spenden will, kann dies hier tun: KSK Esslingen-Nürtingen, Bankverbindung IBAN DE28611500200101964382,BIC: ESSLDE66XX.Der Fotograf Markus Schwarz nutzt den Spendenlauf, um seinen nicht gelungenen Weltrekordversuch von 2018 zu wiederholen. Er möchte am 20. Juli im Zeitraum zwischen 12 und 14 Uhr versuchen, insgesamt 1001 Porträtbilder zu knipsen – und zwar für mehr Menschlichkeit.