Der neunwöchige Umbau der Stadtbahnhaltestelle Bopser für 900 000 Euro in der Hohenheimer Straße weckt bei Anwohnern die Sorge vor einer großen Belastung durch den Umleitungsverkehr. Bezirksbeirat fordert daher ein Maßnahmenpaket.

Stuttgart - Rudolf Frank verkörpert gelebte Geschichte. Sein Vater hat die Bäckerei in der Wächterstraße aus dem Jahre 1896 vor 71 Jahren übernommen – und sie ist bis heute im Familienbesitz. Will sagen: Die Franks haben im Viertel rund um die Stitzenburg-, Alexander und Danneckerstraße schon einiges erlebt. Doch das, was sich zuletzt abspielte, war einzigartig. „Auto an Auto ohne Unterlass“, sagt Frank über den Wahnsinn auf vier Rädern, der sich wegen Bauarbeiten in der Hohenheimer Straße zehn Tage durch die Danneckerstraße zog.

 

Doch im Vergleich zu dem, was an Pfingsten und in den Sommerferien droht, war diese Blechlawine ein Klacks. Weil die Stadtbahn-Haltestelle Bopser als eine der letzten von zwei in Stuttgart auch für Menschen mit Behinderung leicht zugänglich werden soll, kommen auf die Bürger in Franks Quartier neun Wochen Qual zu. Es droht in dieser Zeit eine Wiederholung dessen, was die Menschen dort zehn Tage lang ertragen mussten: Lärm, zu schnelle Autos, Geisterfahrer und gefährlichen Situationen im Straßenverkehr. Als Frank davon in dieser Zeitung zum ersten Mal davon las, dachte er: „Ich glaube, ich sehe nicht recht.“ Also machte er sich als Vertreter der Bürgerschaft in den Bezirksbeirat Mitte auf und trug die Klage der Anwohner vor: „Das, was jetzt kommen soll, ist zu lang. Das halten wir nicht aus. Wir wollen keine Bundesstraße im Wohngebiet.“

verzicht auf Haltestelle?

Daher sammelte Frank Vorschläge in seinem Sprengel, um das Unvermeidbare doch noch abzuwenden. Dabei stellte er sogar die Notwendigkeit der Haltestelle Bopser insgesamt in Frage: „Ich erwarte eine Zählung. Wie viele Leute nutzen diese Haltestelle eigentlich?“ Sollte sich dabei herausstellen, dass diese letzte Haltestelle vor dem Tunnel nach Degerloch kaum genutzt werde, müsse darüber diskutiert werden, den Halt ganz aufzugeben. Und schließlich will Frank wissen: „Wie viel kostet der Umbau eigentlich?“

Eine Frage, die im Verlauf der Diskussion von keinem Bezirksbeirat oder der Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle gestellt wurde. Auch die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) gab auf die erste Anfrage dieser Zeitung keine Auskunft. Erst jetzt ist klar, dass der neunwöchige Umbau mit teilweiser Komplettsperrung der Hohenheimer Straße 900 000 Euro kosten soll. Allerdings gibt es eine Förderzusage im Rahmen des Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) von 75 Prozent der förderfähigen Kosten.

Fast eine Million Euro Kosten

Wäre dies früher bekannt gewesen, hätten sich vermutlich noch mehr Bürger direkt an Veronika Kienzle gewandt. Denn nach dem Bekanntwerden der Baumaßnahmen sei laut Kienzle „Halligalli“ gewesen. „Ich habe an diesem Wochenende über 20 Anrufe und E-Mails bekommen“, sagt sie und weiß nun „dass der Ärger groß ist“. Aus diesem Grund hatte sie zuvor statt des großen Umbaus für eine Aufzuglösung plädiert. Doch diese Variante kommt für die SSB nicht in Frage. „Es war technisch nicht einfach, hier eine Lösung zu finden. Eine Rampe mit zulässigem Gefälle ist durch die topografischen Gegebenheiten nicht möglich. Um am tunnelseitigen Ende der Haltestelle jeweils einen Aufzug zu bauen, müsste man dort auf beiden Seiten die Treppen aufgeben. Die jetzt gefundene Lösung ermöglicht jederzeit selbstbestimmten barrierefreien Zugang zur Haltestelle von der Seite aus und nicht-barrierefreie Zugänge von den Bahnsteigen her“, erklärt eine SSB-Sprecherin. Damit stellt sie klar: „Die Vorarbeiten finden während der Pfingstferien statt, die Hauptbauzeit ist in den Sommerferien.“ Die SSB nutze die Bauzeit, um parallel die Bahnsteige der Haltestelle zu renovieren. Während der Bauphase in den Pfingstferien werden die Stadtbahnen an der Haltestelle Bopser halten können, in den Sommerferien jedoch nicht.

Für den Bezirksbeirat ist damit klar, dass im Sinne des Anwohnerschutzes in den Umleitungsstraßen, vor allem in der Danneckerstraße, einiges passieren muss. Denn rückgängig könne man die Planungen nun nicht mehr machen. Die Gewerke seien bereits ausgeschrieben und vergeben. Der Rat fordert daher eine permanente Geschwindigkeitskontrolle, temporeduzierende Maßnahmen nach dem Vorbild Bolzstraße und eine andere Verkehrsführung, die dieses Gebiet entlastet.