Seit fünf Jahren wird über Sanierung oder Neubau der Sporthalle an der PH Ludwigsburg diskutiert. Die plötzliche Sperrung wäre absehbar gewesen, schreibt Rafael Binkowski in seinem Kommentar.

Ludwigsburg - Schon elf Jahre ist der dramatische Einsturz einer Eislaufhalle im bayerischen Bad Reichenhall vergangen, bei dem 15 Menschen gestorben sind. Seither gilt bei Statikern und Behörden das Motto: Vorsicht vor Nachsicht. Es ist ein bisschen wie bei der Schließung des Stuttgarter Fernsehturmes, als es um Brandschutz ging: Akute Gefahr bestand nicht, doch niemand konnte eine Katastrophe sicher ausschließen. Im Zweifel wird eher früher als später gesperrt. Auch im Fall der Ludwigsburger PH-Halle konnten die Statiker keine Garantie abgeben, daher wurde das Betongebäude vorsorglich geschlossen.

 

Allerdings muss man fragen, warum dies erst jetzt und ohne Vorwarnung geschieht. Schon 2012 wurde das Sportgebäude untersucht, 2014 lag ein Gutachten vor. Zwar wurde damals keine Einsturzgefahr festgestellt. Seither wird überlegt, diskutiert, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Doch eigentlich musste schon damals allen klar sein, dass die nach 50 Jahren marode Bausubstanz nicht zu retten ist. Die Fassade bröckelt, die Fliesen am Schwimmbecken haben Risse, die Decke ist fleckig.

Das Gebäude ist seit Jahren marode

Fünf Jahre wird nicht gehandelt und dann von heute auf morgen der Betrieb eingestellt – für die Hochschule wie für die Studenten ein Albtraum. In aller Eile muss nun eine Sicherungskonstruktion aufgebaut werden, doch die dafür nötigen Spezialisten können nicht von jetzt auf gleich antanzen. Sogar Schulunterricht könnte landesweit ausfallen, wenn zwingend nötige Fortbildung für Schwimmlehrer bis Frühjahr nicht stattfinden kann.

Eine Erweiterung des Hochschulcampus’ und ein Neubau der Sporthalle könnten 20 Millionen kosten – sind aber unumgänglich. Beide Hochschulen wachsen, 5000 Studenten sind es an der PH und 2800 an der Hochschule für Verwaltung und Finanzen. Die Gebäude sind nicht nur alt, sondern auch zu klein geworden.

Die Probleme der Sporthalle sind nur ein Symptom für ein grundlegendes Problem: Im ganzen Land stammen viele Bildungsgebäude aus der Zeit der 60er- und 70er-Jahre und sind nach 50 Jahren abgenutzt. Auf das Land und die Kommunen könnte daher in den nächsten Jahren eine große Sanierungswelle zukommen.