Ernst Raths ist teilgelähmt, er kann nur im Stehen fahren. Die Firma Felitec rüstet sein Wohnmobil um - und macht so einen Traum wahr.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Schorndorf - Felix Liehr ist ein Mann, der Träume wahr macht. Zum Beispiel hat er ein Rolls-Royce-Cabrio so umgebaut, dass der gehbehinderte Besitzer damit losbrausen konnte. "Der Mann ist im Rollstuhl um den Wagen gerollt und hatte Tränen in den Augen", erzählt Liehr. Auch einen Alfa Romeo Baujahr 1932 hat er für einen Kunden rollstuhltauglich gemacht. Im Augenblick arbeitet der Maschinenbautechniker mit seiner Firma Felitec am Traum von Ernst Raths, einem Wohnmobil, das man im Stehen fahren kann.

 

Der 63-jährige Raths hat eine besondere Einschränkung: Er kann nicht sitzen. Vor 18 Jahren hat ihm eine Ärztin eine Kortisonspritze in den Rücken gejagt, um Schmerzen an der Wirbelsäule zu lindern. Dabei stach sie aber in sein Rückenmark, Nerven wurden zerstört. Seither ist die Gegend um sein Steißbein gelähmt. Raths ist deshalb den ganzen Tag auf den Beinen, auch wenn er Rad fährt, er kann sich nie setzen. Der sportlich-agile Mann wollte nun aber seinen Bewegungsradius erweitern und begab sich auf die Suche nach einer Firma, die ihm ein Auto baut, das er fahren kann. In Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) bei Felitec wurde Raths schließlich fündig. Das Unternehmen von Felix Liehr baut Fahrzeuge behindertengerecht und nach individuellen Wünschen um.

Liehr hat Routineaufträge, aber auch viele internationale Kunden

Felix Liehr war erstmals als Zivi mit behinderten Menschen in Kontakt gekommen, später hat er bei einer Schweizer Firma gearbeitet, die Autos für Behinderte umbaut, bis er sich in Schorndorf selbstständig machte. Er habe viel Routineaufträge, wie beispielsweise den rollstuhlgerechten Umbau von Autos. Aber hin und wieder kämen auch Kunden wie Raths oder auch der saudische König mit einem Rolls-Royce. Gerade habe sich ein Franzose telefonisch angekündigt, der seinen Porsche aus den 1950er Jahren umrüsten lassen wolle.

Heute ist Raths da, um sein fast fertiges Gefährt in Augenschein zu nehmen, lediglich kleine Anpassungen werden noch vorgenommen. Es handelt sich um einen Mercedes Sprinter mit Automatikschaltung. "Wir haben erst mal alles rausgeschraubt, was uns im Weg war", erläutert Liehr. Dann wurde das Bodenblech aufgeschnitten, zwei wannenartige Vertiefungen für die Beine wurden eingelassen. Der Sitz ist so beschaffen, dass Raths sich bequem stehend anlehnen kann. Wenn seine Frau fährt, klappt sie eine Sitzfläche herunter. Gas und Bremse bedient er von Hand, sie mit den Fußpedalen. Jeden dieser Umbauten muss der Schweizer Tüv absegnen.

"Die Freude der Besitzer macht mich glücklich."

Den Aufsatz des Campers mit angepassten Möbeln fertigt ebenfalls eine Spezialwerkstatt an, die Firma Woelcke in Heimsheim (Enzkreis). Alles in allem wird das Fahrzeug am Ende rund 100.000 Euro kosten. Der normale Umbau eines Autos für einen Rollstuhlfahrer kostet bei Felitec um die 4500 Euro.

Für Liehr ist es immer ein besonderer, manchmal ein ergreifender Moment, wenn er eines seiner Autos den Kunden übergibt. "Man hat so viel Hirnschmalz reingesteckt, und nun sieht man, was das Fahrzeug für jemanden bedeutet, der bislang nicht fahren konnte. Man sieht, wie er sich freut. Das macht mich richtig glücklich! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was das für eine Motivation für mich ist." Raths kann es kaum mehr erwarten, bis es so weit ist.