Dem zunehmenden Antisemitismus will Felix Klein, der Beauftragte der Bundesregierung, mit einer Reihe von Maßnahmen begegnen. Neben Spezialisten in den Generalstaatsanwaltschaften spricht er sich auch für eine neue Erinnerungskultur aus.

Berlin - Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat die Bundesländer zu einem entschlosseneren Vorgehen gegen antisemitische Straftaten und judenfeindliches Mobbing an Schulen aufgerufen. Staatsanwaltschaften und Polizei müssten viel besser ausgebildet und auf die Erkennung von Antisemitismus sensibilisiert werden, sagte Klein im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich fordere alle Bundesländer auf, so wie Berlin und Bayern Antisemitismusbeauftragte bei den Generalstaatsanwaltschaften zu berufen“, sagte Klein. „Wir brauchen auch nach dem Vorbild Baden-Württembergs und Berlins eine Meldepflicht antisemitischer Vorfälle an Schulen.“

 

Für den Bereich Bildung forderte Klein Konzepte, die Geschichte anders vermittelten und sich zugleich auch mehr mit aktuellen Formen des Antisemitismus beschäftigten.„Wir verharren zu sehr auf der bisherigen Erinnerungskultur“, sagte Klein. „Gedenkstättenfahrten sind wichtig.“ Aber die Zahl der Schüler, die mit dem Begriff Auschwitz nichts verbinden könne, wachse. Es müssten neue, andere Angebote gefunden werden. Als Beispiel nannte er ein Projekt in einer Kölner Schulklasse, die alles zu einer jüdischen Schülerin recherchiert habe, das deren Schule 1937 habe verlassen müssen. „Sie versuchten, das Leben dieses Mädchens so gut wie möglich zu rekonstruieren und präsentierten ihre Ergebnisse im Unterricht“, sagte Klein. „So etwas brauchen wir mehr. Jüdisches Leben ist Teil der deutschen Geschichte und Kultur. An vielen Orten in Deutschland kann man entsprechende Spuren finden.“

Klein regte an, solche Projekte verbindlich in den Lehrplan aufzunehmen und kritisierte, dass in diesem Themenfeld zu viel Freiwilligkeit herrschte. „Manchmal lässt das Bildungssystem Pädagogen auch zu viel Freiheit“, sagte er. Themen wie diese will der Antisemitismusbeauftragte in der neu eingerichteten Bund-Länder-Kommission besprechen und künftig koordinieren. Das Gremium kommt nach der parlamentarischen Sommerpause zum ersten Mal zusammen.