Spieleparadies im Kreis Ludwigsburg So viel hat die Ravensburger Kinderwelt gekostet

Die Ravensburger Kinderwelt: Nach zehn Jahren Spiel und Spaß ist die Einrichtung ab 2023 Geschichte. Foto: Archiv/Ravensburger Kinderwelt

Die Stadt Kornwestheim hat den Indoorspielplatz als Eigenbetrieb geführt. Das bedeutet auch, dass sie die Verluste ausgleichen musste und muss, die in zehn Jahren aufgelaufen sind. Nun liegen aktuelle Zahlen auf dem Tisch.

Die Stadt Kornwestheim hat die Räume der Ravensburger Kinderwelt schon Ende vergangenen Jahres gekündigt. Der Mietvertrag für die Flächen im Wette-Center endet somit im Juli 2023, die Zusammenarbeit mit Ravensburger findet bereits Ende 2022 ein Ende. Für die Kinderwelt gehen dann wohl die Lichter aus. Zurück bleibt die Erinnerung an eine Einrichtung, die rund zehn Jahre Bestand hatte und die oft für ihr edukatives Konzept gelobt wurde. Eine Einrichtung, die dabei half, eine riesige neue Spielhalle mitten in der Innenstadt zu verhindern. Eine Einrichtung, die am Ende die Stadt Kornwestheim und ihre Bürger aber auch eine Menge Geld kostete, die deswegen immer wieder in die Kritik geriet und die von der Stadtgesellschaft und in den vergangenen Jahren zunehmend auch in der Kommunalpolitik sehr kontrovers diskutiert wurde.

 

Millionen flossen in den Betrieb

Die Kämmerei der Stadt rechnete nun auf Anfrage unserer Zeitung en détail vor, wie viele städtische Mittel am Ende in die Kinderwelt geflossen sein werden. „Nach Abwicklung der Kinderwelt wird die Stadt etwa zehn bis elf Millionen Euro in den Eigenbetrieb investiert haben“, heißt es von den Finanzexperten im Rathaus.

Einen großen Teil dieser Kosten machen Zuschüsse aus, die ohnehin geplant waren. Von Anfang an war die Ravensburger Kinderwelt so angelegt, dass die Stadt jährlich 500 000 Euro dazugibt, davon entfallen ungefähr die Hälfte auf die Mietkostenzuschüsse. In den meisten Jahren lagen die „Fehlbeträge“, also der Verlust, allerdings über dieser ohnehin bereits eingepreisten halben Million Euro. Und: Zwischenzeitlich lagen die jährlichen eingeplanten Betriebskostenzuschüsse auch höher, so in den Jahren 2015, 2016 und 2017.

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Zusammengerechnet werden die Betriebs- und Mietkostenzuschüsse am Ende ein Minus von etwa 6,5 Millionen Euro ergeben. Weitere 3,8 Millionen Euro sind als sogenannte Fehlbeträge verbucht, also als das, was über die Betriebskostenzuschüsse hinaus noch ausgeglichen werden muss, wenn die Kinderwelt in ihrer Rechtsform als Eigenbetrieb aufgelöst wird. Buchhalterische Vorgänge und Details außen vor gelassen, wird die Stadt am Ende rund 10,3 Millionen Euro in den laufenden Betrieb der Kinderwelt gesteckt haben. Weitere Mittel flossen in Investitionen, die über die finanzielle Ausstattung des Eigenbetriebs bei Gründung finanziert wurden. Dazu gehören beispielsweise die Ersteinrichtung der Kinderwelt, aber auch der große Umbau von 2018. Damals versuchte die Stadt mit dem Abenteuerparcours „Das verrückte Labyrinth“, benannt nach dem berühmtem Ravensburger Spiel, die Kinderwelt attraktiver zu machen und mehr Besucher zu locken. Mit 200 000 Euro schlugen diese Umbauten und Anschaffungen seinerzeit zu Buche. Sie kamen gut an bei Kindern und Eltern, brachten aber auch nicht die Wende – zumal Corona kurz darauf folgte und die Lage für die Kinderwelt nicht einfacher machte. Jedenfalls: Rechnet man nun noch vorhandene Mittel und die Einrichtung der Kinderwelt gegen, so wird 2023 unterm Strich das genannte Gesamtminus von eben bis zu elf Millionen Euro stehen.

Wie geht es mit dem Gebäude weiter?

Wie es dann weitergeht mit den Räumen im Wette-Center? Es wabern immer wieder verschiedene Ideen durch Kornwestheim. Während der Haushaltsdebatte im vergangenen Herbst freundeten sich einige Stadträte und Stadträtinnen mit der Idee an, das Jugendzentrum, das Juz, vom Stadtrand ins Wette-Center zu verlegen. Auch stand bereits der Vorschlag im Raum, dass die Kinderwelt als Indoorspielplatz von einem anderen – nicht näher definierten – Betreiber weitergeführt werden könnte. Dies hätte in mehrfacher Hinsicht Charme, nicht zuletzt, weil es der Stadt dann gegebenenfalls leichter fiele, nicht genutztes Interieur, das ja noch als Wert in den Bilanzen auftaucht, zu versilbern.

Indes: Die Stadt ist nur Mieter im Wette-Center, sie kann am Ende des Tages nicht federführend entscheiden, wer oder was der Kinderwelt nachfolgt. Immerhin ist eines sicher: Eine große neue Spielhalle wird nicht Einzug halten in die Räume der Kinderwelt. Dafür sorgt schon allein die Glücksspielgesetzgebung des Landes Baden-Württemberg. Die nämlich wurde in den vergangenen Jahren geändert. 500 Meter müssen nun zwischen zwei Glücksspielbetrieben liegen. Die nächsten Casinos in der Kornwestheimer Bahnhofstraße und der Jakobstraße liegen nur einen Würfelwurf weit weg.

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