Die Stadt Leinfelden-Echterdingen bleibt Standort für die Präsentation und Archivierung historischer Spielkarten.

Leinfelden-Echterdingen - Der Gemeinderat hat am Dienstagabend in seiner letzten Sitzung vor der Weihnachtspause noch einmal heftig über das Spielkarten-Thema debattiert. Am Ende stimmten 16 Stadträte und der OB für die Unterzeichnung eines neuen Vertrags mit dem Land, das Miteigentümer der wertvollen Kartensammlung ist. Neun Stadträte von CDU und Freien Wählern lehnten das ab. Der Unterpunkt, in dem Fragen zur Brand- und Einbruchsicherheit festgehalten sind, wurde mit fünf Gegenstimmen und einer Enthaltung beschlossen. Ein Mitglied des 26-köpfigen Gemeinderats war nicht anwesend.

 

Der Streit entzündete sich erneut an den Kosten, die mit der Konzeption verbunden sind. Nach Meinung der CDU, der Freien Wähler und der FDP-/LE-Bürger-Fraktion sind die Kosten für den Betrieb im künftigen Forschungsarchiv (in der Schönbuchschule Leinfelden) und die Ausstellungen im Stadtmuseum in Echterdingen zu hoch. Als einziger plädierte Jürgen Kemmner (FDP/LE-Bürger) für einen Schlussstrich: „Wenn das Land die Karten dann abzieht, soll’s recht sein.“

Ein hoher Preis

Hans Huber, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, bekannte sich einerseits zum von Bürgermeister Alexander Ludwig vorgelegten Konzept, beklagte aber andererseits den hohen dafür zu zahlenden Preis, den er auf eine Million Euro für fünf Jahre bezifferte. Huber stellte die Frage in den Raum: „Ist das verhältnismäßig?“ So werde man der Vorlage nicht zustimmen, kündigte der Gemeinderatssenior für die Mehrheit seiner Fraktion an. „Wir wollten die Kosten-Nutzen-Relation verbessern“, erinnerte der CDU-Fraktionsvorsitzende Harry Sandlaß an die Stoßrichtung des ursprünglichen Antrags. Er äußerte Zweifel, ob dies in Zukunft erreicht werde: 2011 seien 166 000 Euro zu bezahlen gewesen, künftig sollen es 155 000 Euro sein. „Wir sind unsicher und vermuten, dass das wesentlich mehr werden wird“, sagte Sandlaß.

„Wir haben eine gute Lösung gefunden“, sagte dagegen Eva Barth-Rapp (Grüne). Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Barbara Sinner-Bartels lenkte die Aufmerksamkeit in eine andere Richtung: auf die inzwischen auf voraussichtlich 90 000 Euro bezifferten Kosten für den Brand- und Einbruchsschutz im Stadtmuseum. Die werden, so die Auskunft der Verwaltung, ohnehin fällig – „auch wenn wir die Spielkarten zurückgeben“, sagte Ludwig.

Absage an Verhandlungswünsche

Oberbürgermeister Roland Klenk, der zu Beginn um Zustimmung zu dem Vertrag geworben hatte, kritisierte im Verlauf der Debatte die Kritiker ungewohnt scharf: „Ich werde aus den Wortmeldungen nicht schlau. Sagen Sie uns bitte, was Sie wollen, aber sagen Sie es bitte deutlich.“ Klenk bekräftigte noch einmal, dass „wir ein Konzept vorgelegt haben, das weniger Kosten verursacht als bisher“. Weiteren Verhandlungswünschen erteilte er eine unmissverständliche Absage: „Ich habe nicht die Neigung, die Verwaltung weiter mit dem Thema zu beschäftigen.“

Einen Versuch, Kritiker umzustimmen, unternahm auch Joachim Beckmann (Freie Wähler): Vor zehn Jahren habe man begonnen, Freiwilligkeitsleistungen zu hinterfragen. In Sachen Spielkartenmuseum habe man jedoch inzwischen „den Faden verloren“. Er regte an, der Verwaltungsvorlage zuzustimmen und dann in Beratungen über ein kulturelles Gesamtkonzept einzusteigen.

Bürgermeister kündigt Kulturkonzept an

Ein solches hatte zuvor der Kulturbürgermeister überraschend angekündigt. Laut Ludwig gibt es noch viele „Schätze aus Kellern zu heben – etwa aus der Bilderbank“, der städtischen Kunstsammlung. Die Kulturamtsleiterin Dorothea Wissmann-Steiner habe er beauftragt, dafür 2014 eine Zukunftswerkstatt einzuberufen.

Eckpunkte des neuen Vertrags

Kooperationsvertrag Der neue Kooperationsvertrag mit dem Land Baden-Württemberg über den Umgang mit der Spielkartensammlung hat eine Laufzeit bis zum Ende des Jahres 2018. Die Kündigungsfrist beträgt zwei Jahre. Das Landesmuseum übernimmt die wissenschaftliche und konservatorische Fachaufsicht. Die Stadt muss – wie schon bisher – für alle Betriebskosten aufkommen, einschließlich Steuern und Versicherungen sowie eventuell notwendigen Personalkosten für Aufsicht im Ausstellungsbetrieb.

Namensänderung Die Bezeichnung Deutsches Spielkartenmuseum ist Geschichte. Mit dem neuen Vertrag wird die Außenstelle des Landesmuseums (in der Schönbuchschule Leinfelden) in Deutsche Spielkartensammlung umbenannt. Die Eigentumsverhältnisse an den Beständen ändern sich nicht.

Ausstellungen Die Vertragspartner haben sich innerhalb der Laufzeit auf drei jeweils zehn Wochen dauernde Spielkartenausstellungen im Stadtmuseum in Echterdingen geeinigt. Zusätzlich dazu sieht das Konzept der Stadt vor, zu anderen historischen Ausstellungen passende Spielkarten zu präsentieren. Außerdem ist eine Dauerpräsentation geplant. Das Domizil in Leinfelden wird zum Forschungsarchiv.