In der Bundesliga ist die mögliche Abschaffung der Sommerpause wieder ein Thema – dann würde von März bis November durchgespielt. Doch es gibt auch gute Gründe, warum alles beim Alten bleiben sollte.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich der große Fußballboss vom Züricher Sonnenberg, also der Fifa-Weltfußballchef Sepp Blatter, sein europäischer Kollege und Uefa-Präsident Michel Platini, der FC Bayern-Boss Uli Hoeneß, der Bundestrainer Joachim Löw und 78 Prozent der Leser der „Bild“-Zeitung einig sind. Geht es aber um die Pläne, den internationalen Terminkalender im Profifußball zu reformieren, indem die Sommerpause abgeschafft und künftig auch in den großen Ligen Europas nach dem Kalenderjahr zwischen März und November gespielt wird, stehen die Parteien Seite an Seite.

 

Der Leverkusener Sportdirektor Rudi Völler hat das Grundproblem des aktuellen Bundesliga-Spielplans mit der vor zwei Jahren zusätzlich gekürzten Winterpause einmal so zusammengefasst: „Von 34 Spielen frierst du ja gefühlt bei 20.“ In dieser Spielzeit wird das Klimaproblem besonders offensichtlich: Lange herrschte in Deutschland Pudelmützenwetter – und das, obwohl in der Fußball-Bundesliga, die in einem Jahr ohne WM- oder EM-Vorbereitung trotzdem am 18. Mai endet, nur noch sechs Spieltage ausstehen.

Fifa und Uefa könnten die Reform durchdrücken

„Von Mai bis August wird bei uns in Deutschland nicht Fußball gespielt, obwohl in diesen Monaten das beste Wetter herrscht. Vielleicht sollten wir pausieren, wenn das Wetter schlecht ist“, sagte der Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge dieser Tage nach einer Sitzung der Europäischen Club-Vereinigung (ECA), deren Präsident er ist. Da sich am 26. März auch eine regionale Tagung mit allen süddeutschen Bundesligamanagern in Nürnberg mit dem Thema Spielplanreform und Abschaffung der Sommerpause befasste, ist die Diskussion um eine Idee neu entfacht, die Michel Platini bereits 1998 aufbrachte – und die von 2010 an neu entflammt war, nachdem Sepp Blatter im Anschluss an die Vergabe der WM 2022 nach Katar aus seinen Sympathien für eine Reform des Rahmenterminkalenders keinen Hehl machte.

Obwohl jeder Nationalverband die Hoheit über den Spielplan seiner Inlandsligen hat, könnten Fifa und Uefa ihre neuen Pläne indirekt mit der Ansetzung der WM- oder EM-Endrunde für Februar/März durchdrücken. Dann wäre die Bundesliga gezwungen, künftig wie bereits in den meisten skandinavischen Ländern oder im Baltikum im März zu beginnen, ehe der Meister Mitte November gekürt würde. Dem Titelrennen würde sich eine sechswöchige Länderspielphase mit Test-und Qualifikationspartien anschließen, ehe nach einem vierwöchigen Urlaub für die Profis die Vorbereitung auf die WM oder EM beginnt, um anschließend bis Mitte März den Welt- oder Europameister zu ermitteln.

VfB-Direktor Schneider: „Ich bin ein Freund der Tradition“

Beim VfB denkt man indes konservativ: „Ich bin ein Freund der Tradition. Wir haben einen guten Kalender. Wichtig ist, dass das Wetter gut ist, wenn die Entscheidungen fallen – und der Meister nicht im November gekürt wird“, sagt der Stuttgarter Sportdirektor Jochen Schneider: „Über eine Verlängerung der Winterpause in Jahren ohne WM und EM sollte man aber nachdenken.“ Liberalere Töne hört man von der Deutschen Fußball-Liga (DFL): „Die Pläne werden bei uns sehr offen diskutiert“, sagt Andreas Rettig, der Geschäftsführer der DFL, wo man aber auch zu bedenken gibt, „dass es sich um ein komplexes Thema handelt, in dem auch der Amateurfußball eine Rolle spielt.“

Bei einer Umstellung auf das Kalenderjahr wären allerdings nicht nur die Komplikationen mit dem Amateur- und dem Jugendfußball zu lösen, wo es besonders in den Sommerferien zu Problemen im Spielbetrieb käme. Die Überschneidung der WM oder EM mit den Olympischen Winterspielen würden einen Affront mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) darstellen; hinzu käme die Sommerhitze in Südeuropa, weshalb sich Platini beim ersten Vorstoß 1998 von Spaniern und Italienern eine Abfuhr einhandelte. Zudem sind – allen Wünschen von der Mehrheit der Bundesligafans nach Sommerfußball zum Trotz – im Winter die Einschaltquoten im Fernsehen höher.

Allerdings gibt es auch gute Gründe, die Reformpläne Blatters, über die zunächst das Exekutivkomitee der Fifa zu befinden hätte, grundsätzlich zu befürworten: „Wenn man sich bei uns im Winter den Hintern abfriert“, sagt Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, „ist diese Idee natürlich verlockend.“