Spielsachen für die Ewigkeit Wohin mit altem Spielzeug?

Im Lauf der Jahre sammelt sich einiges an im Kinderzimmer Foto: unsplash/huy-hung-trinh

Ausrangierte Spielsachen im Keller lagern, bis vielleicht mal Enkel kommen, ist nicht der sinnvollste Weg. Warum das so ist und welche Alternativen sich bieten.

Rund 300 Spielsachen besitzt ein westliches Kind im Schnitt. Manche bleiben für Jahre gern bespielt, an anderen schwindet das Interesse mit der Zeit – und für Nachschub sorgen Freunde und die Familie bei den einschlägigen Anlässen.

 

Was aber passiert mit all den Autos, Puppen, Lego-Steinen, Bauernhoftieren oder Holzeisenbahnen, wenn die Kinder groß sind? Fünf Wege, mit gebrauchtem Spielzeug umzugehen.

1. Aufbewahren

„Schau mal, mit der Eisenbahn hat der Papa schon gespielt!“ Wenn Großeltern alte Spielzeugkisten vom Dachboden oder aus dem Keller holen, um sie mit den Enkeln auszupacken, sind das besondere, emotionale Momente. Aber ist es wirklich sinnvoll, Spielzeuge jahrzehntelang einzulagern? Und was ist eigentlich mit den Schadstoffen? Waren da früher nicht viel mehr enthalten?

„Tatsächlich würde ich Spielzeug aus Weichplastik, welches bis einschließlich 2006 hergestellt wurde, nicht mehr verwenden“, sagt Philip Heldt, Mitarbeiter im Bereich Ressourcenschutz bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Denn 2006 wurden EU-weit verschiedene sogenannte Phthalate in Spielzeug und Babyartikeln verboten, die als fortpflanzungsgefährdend eingestuft wurden.

Phthalate werden vor allem als Weichmacher in Kunststoff eingesetzt, um diesen elastisch zu machen. „Unter Weichplastik fällt, was sich gummiartig anfühlt und leicht eindrücken lässt, also beispielsweise Puppen oder Kunststoffdinos“, sagt Philip Heldt. Wer emotional an dem alten Spielzeug hänge, könne es sich gern ins Regal stellen. „Einem Kind würde ich diese Dinge aber nicht mehr geben, weil die Weichmacher durch Hautkontakt in den Körper übergehen können“, sagt Heldt.

Einigermaßen unbedenklich dagegen sei es, wenn aus den alten Spielzeugkisten Lego-Steine, eine Holzeisenbahn, alte Kuscheltiere oder Spielsachen aus Hartplastik herauskämen. „Lediglich bei lackierten Dingen aus Holz oder Metall wäre ich noch vorsichtig, denn auch bei den Farben hat sich einiges getan“, so Heldt.

Eltern, die heute vor der Frage stehen, ob sie Spielzeug für die folgenden Generationen aufbewahren sollten, rät Philip Heldt eher davon ab. „Natürlich kann man einzelne Dinge aus emotionalen Gründen behalten. Aber wer weiß schon sicher, ob er mal Enkel bekommt oder durch einen Umzug später nicht doch gezwungen ist, die Dinge wegzugeben?“ Außerdem würden die Spielsachen ja erst einmal viele Jahre unbenutzt herumliegen. Aus diesen Gründen würde Philip Heldt die Spielsachen eher direkt weiterverschenken oder verkaufen, sobald sie von den eigenen Kindern nicht mehr gebraucht werden.

2. Verkaufen

Basare, Flohmärkte, am Straßenrand oder online über verschiedene Verkaufsplattformen: Es gibt viele verschiedene Wege, über die man ausgedientes Spielzeug loswerden kann. Das bedeutet ein bisschen Aufwand und Zeit, bringt aber gerade bei gut erhaltenem Markenspielzeug auch wieder ein bisschen Geld ein – beispielsweise auch fürs Sparschwein älterer Kinder, die beim Verkaufen helfen können.

Damit andere Kinder noch Freude mit den gebrauchten Dingen haben, sollten sie allerdings in einem guten Zustand sein. Das heißt: Puzzle sind vollständig, Brettspiele haben noch alle Teile, die man zum Spielen braucht, Gleiches gilt für Lego-Sets.

3. Verschenken

Freunde, Nachbarn, Kollegen mit jüngeren Kindern oder eine „Zu verschenken“-Kiste vor dem Haus sind einfache Wege, um anderen mit aussortierten Spielzeugen noch eine Freude zu machen.

Nachfragen kann man auch in Kindergärten, bei Tafeln, Sozialkaufhäusern, Frauenhäusern oder bei Notunterkünften für Geflüchtete, ob Bedarf an Spielzeug besteht. Auch die SOS-Kinderdörfer, Oxfam, die Diakonie oder die Caritas weisen auf ihren jeweiligen Internetseiten auf die Möglichkeit hin, Spielzeug zu spenden.

Eine gute Suchhilfe bietet hier auch die Seite Wohindamit.org. Hier kann man die Gegenstände, die man spenden möchte, zusammen mit dem Wohnort eingeben und bekommt dann Adressen in der Nähe angezeigt, die Spielzeug annehmen.

Ein weiterer Weg sind „Free your Stuff“-Gruppen auf Facebook. Hier kann man in vielen Städten Dinge posten, die man verschenken möchte. Wer Kuscheltiere weitergeben möchte, ist bei Kuscheltiere.org richtig. Die gemeinnützige Organisation gibt die Kuscheltiere an Kinder im In- und Ausland in Heimen, Hospizen oder Krankenhäusern, an bedürftige Kinder oder solche, die aus Krisengebieten fliehen mussten.

4. Recyclen

Wird altes oder kaputtes Spielzeug aussortiert, landet es häufig in der Restmülltonne. Dort wird es dann verbrannt – im Sinne der Nachhaltigkeit ist das die schlechteste Variante. Einige Spielzeughersteller wie Hasbro oder Mattel sind deshalb inzwischen dazu übergegangen, ausrangiertes Spielzeug zurückzunehmen, um es weiter zu verwerten.

Auch beim Spielzeughersteller Schleich aus Schwäbisch Gmünd können Verbraucher seit Januar ihre Schleich-Figuren fürs Recycling zurückschicken. „Sie erhalten dann als neue Schleichfigur oder als anderes hochwertiges Produkt ein neues Leben“, sagt Philipp Hummel, Leiter Nachhaltigkeit bei Schleich.

Theoretisch zumindest. Denn bisher sind weniger als zehn Figuren zurückgeschickt worden, was Schleich jedoch als gutes Zeichen wertet. „Die Figuren werden lieber an Freunde, Nachbarn oder die nächste Generation weitergegeben“, sagt Philipp Hummel. Andere Spielzeughersteller berichten von ähnlichen Schwierigkeiten beim Rücklauf. Ein effizienter Recycling-Kreislauf ist so kaum möglich, dafür braucht man größere Mengen.

5. Leihen

Muss man überhaupt jedes Spielzeug selbst kaufen? Oder kann man sich Dinge nicht auch für eine Weile von Freunden leihen, vielleicht im Tausch gegen eigenes Spielzeug? Es gibt einige Onlineangebote fürs das Ausleihen von Spielzeug. Lego-Fans werden beispielsweise unter Bauduu.de fündig und können sich so regelmäßig an neuen Bausets versuchen. Die Seite Meinespielzeugkiste.de deckt derweil alles ab, was ein Spielwarenladen so zu bieten hat. Und: Wird das Spielzeug langweilig, schickt man es einfach zurück.

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