Die Vorbereitung der Kinderspielstadt unter Pandemiebedingungen hat dem ehrenamtlichen Team einiges abverlangt. Für die teilnehmenden Kinder war in den vergangenen beiden Wochen einiges anders als vor der Krise. Aber Spaß gemacht hat es dennoch.

Echterdingen - Im Wunderland ist einiges los. Unter Pavillons wird gearbeitet und gebastelt. Ein paar Kinder spielen Fußball auf der Wiese oder entspannen in der Sonne. „Wollt ihr ein Armband kaufen?“, fragt eine Zehnjährige. Sie verhandelt sogar – ihr Betrieb soll ja Einnahmen machen. In der Kid City auf dem Pausenhof des Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasiums in Echterdingen herrscht seit zwei Wochen reger Betrieb. „Komisch, mir kommt es die ganze Zeit so vor, als sei gar nicht viel los“ sagt Kerstin Schwarzkopf und lacht. Sie ist Jugendreferentin und Leiterin der Kinderspielstadt. Dass Corona Auswirkungen auf das Projekt hat, ist für sie trotz allem spürbar. „Es musste alles kleiner gehalten werden als sonst. Normalerweise haben wir 200 teilnehmende Kinder, dieses Jahr sind es nur 120. Auch weniger Betreuer sind dabei, nur 30 statt den üblichen 45.“ Doch Schwarzkopf ist froh, dass es in diesem Jahr überhaupt eine Kid City geben kann.

 

Bereits seit 25 Jahren organisiert der Stadtjugendring Leinfelden-Echterdingen die Mini-Spielstadt, in der Jungen und Mädchen im Alter von sieben bis zwölf Jahren eigenständig das kommunale Leben und Miteinander gestalten. Beim Arbeitsamt werden jeden Tag die verschiedenen Jobs verteilt, jederzeit können die Kinder auch kündigen. „Am Anfang wechseln die Kinder noch zwischen den Betrieben, dann haben sie in der Regel ihre Freunde und ihre Lieblingsbetriebe gefunden, wo sie dann bleiben wollen“, sagt Schwarzkopf. Zu den Betrieben zählen zum Beispiel die Zeitung, die Malerei, die Schneiderei und die Schachakademie. Sogar ein Freizeitpark ist dabei. „Kinder wollen nicht den ganzen Tag arbeiten“, so Schwarzkopf. „Man kann hier arbeiten, aber man muss nicht.“

Lange war nicht klar, ob die Spielstadt möglich sein würde

Seit Januar hatte das ehrenamtliche Betreuerteam an den Vorbereitungen für die Kinderspielstadt unter dem diesjährigen Motto „Kid City im Wunderland“ gearbeitet. Monatelang war nicht klar, ob die Umsetzung möglich sein würde. „Dass das Projekt tatsächlich stattfinden darf, wissen wir erst seit Ende Juni“, sagt Schwarzkopf. Auch logistisch war die Organisation eine Herausforderung. „Wir konnten uns nur einmal persönlich treffen, die restliche Planung fand komplett online statt“, erinnert sich die Betreuerin Mathilda Petersen. „Es hat jedoch geholfen, dass wir uns alle kennen und schon ein eingespieltes Team sind“, ergänzt die 21-jährige Studentin.

Auch für die Betreuerinnen und Betreuer ist die Kid City jedes Jahr eine besondere Zeit. „Die ersten zwei Ferienwochen im Sommer sind bei mir immer blockiert“, so der 23-jährige Student Jan Kuttler. Er selbst ist nun schon das fünfte Jahr in Folge als Betreuer dabei und darf deshalb eine Schärpe tragen, die von den Kindern in den Betrieben gefertigt wurde. „Die trage ich mit viel Stolz!“, sagt er.

Die AHA-Regeln gelten auch in der Kid City

Dass die Kid City in diesem Jahr in kleinerem Rahmen stattfinden muss, scheint auch die Kinder nicht zu stören. „Die Kleinen freuen sich einfach, dass sie hier sein dürfen“, meint Schwarzkopf. Das bestätigt auch Mathilda Petersen. „Die Freude ist auf jeden Fall genauso da wie die Jahre davor. Alle Kinder haben richtig Lust und Motivation und die Trauer ist groß, wenn sie am Abend wieder gehen müssen.“

Auch die Hygienemaßnahmen, so etwa der regelmäßige Besuch im Testzentrum, das Händewaschen oder das Abstandhalten, seien die Kinder schon aus der Schule gewohnt. „Manchmal muss man das ein oder andere Kind an das Tragen der Maske erinnern, aber die meisten halten sich von allein daran“, sagt Petersen. Insgesamt seien die Kinder alle sehr diszipliniert. In einer Hinsicht habe sich ihr Verhalten während der Pandemie allerdings verändert, findet Schwarzkopf. „Die Kinder sind nicht mehr daran gewöhnt, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu äußern. Sie fragen jetzt immer, ob sie etwas Bestimmtes machen dürfen oder nicht.“ Dass die Kinder in der Kid City ein bisschen Normalität in einer ungewissen Zeit erleben können, freut Kerstin Schwarzkopf daher umso mehr. „Die Motivation und Freude der Kleinen zu sehen, ist einfach schön.“