Die Hälfte des dreiwöchigen Ferienvergnügens in der Spielstadt ist bereits vorüber. Am Dienstag gab es Anlass zu feiern.

Stuttgart - Auf dem Marktplatz herrscht munteres Treiben. Ob Zahnarzthelfer, Bankangestellter oder Pizzabäcker – das Richtfest am Dienstagmittag möchte niemand verpassen. Nach eineinhalbwöchiger Arbeit schmückt ein neuer Dachstuhl das Rathaus – stilecht von einem Richtbaum gekrönt. Festlich herausgeputzt hat sich auch Maria Haller-Kindler, die Kinderbeauftragte der Stadt Stuttgart. Sie überbringt den Bürgern des Kinderprojekts Stutengarten im Cannstatter Reitstadion die „besten Grüße aus der befreundeten Nachbarstadt und Glückwünsche zum zehnten Geburtstag“, auch im Namen von OB Fritz Kuhn. Stolz flankieren die jungen Helfer in standesgemäßen schwarzen Westen die echten Zimmerleute Burkhard Behrends und Oliver Dundiew. „Ein Jahr lang habe ich geplant und alles vorbereitet“, freut sich dieser. „Jetzt ist es endlich soweit. Unser Dach steht.“

 

Schade ist nur, dass jene jungen Handwerker, die in der ersten Woche mitgezimmert haben, nicht mehr dabei sein können. Der Aufenthalt in der Miniaturmetropole ist auf je fünf Tage beschränkt. „Mit 500 Kindern pro Woche ist die Obergrenze einfach erreicht“, erklärt Sieghard Kelle, Geschäftsführer der Stuttgarter Jugendhaus GmbH. „Es ist schön, wenn hier ordentlich etwas los ist, aber die Teilnehmer brauchen auch immer noch freie Bahn, um vom Eingang her einmal quer über das Terrain flitzen zu können. Von daher müssen wir das so regeln.“

Die Plätze für die Spielstadt waren in 25 Minuten ausgebucht

Die Plätze sind heiß begehrt. Für 2016 waren sie innerhalb von 25 Minuten vergeben. Schwieriger ist es da schon, die rund 300 Betreuer zusammen zu bekommen, die das Erfolgsprojekt ehrenamtlich begleiten und ebenso wie verschiedene Unternehmen und Berufsverbände erst möglich machen. „Das ist eine Herausforderung“, so Kelle. „Mit einer Mischung aus ehemaligen Stutengartenern, Jugendhausmitarbeitern, Erziehern in der Ausbildung und Neugierigen, die das Projekt nur vom Hörensagen her kannten, hat es am Ende aber doch wieder geklappt.“ Einwandfrei, muss man hinzufügen: Die erste Hälfte der Jubiläumssaison ist ein voller Erfolg.

Brigitte Lösch ist bei ihrem Rundgang besonders von der Apotheke angetan, die bereits von Anfang an ihren Platz in Stutengarten hat. Hier wird gerade unter Anleitung einer Kräuterpädagogin Ringelblumensalbe hergestellt und Lavendelöl destilliert. „Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Kinder nach dieser Woche die heimischen Balkone mit Kräutern bestücken werden“, freut sich die Landtagsabgeordnete der Grünen, die jeden Sommer verschiedene Ferienangebote in Augenschein nimmt. Auch sonst zeigt sie sich begeistert vom Trubel: „Hier brummt’s ja richtig“, bemerkt sie anerkennend und nutzt die Gelegenheit, sich im Zuge eines Rundgangs mit Bürgern und Betreuern auszutauschen. Was lernen die 6- bis 13-Jährigen in der örtlichen Volkshochschule? Gibt es auch bei der SSB in Stutengarten Störungen? Wird beim Lidl der Spielstadt viel Backpulver gekauft? Lösch verlässt die Parallelwelt in ihrem Wahlkreis gut informiert.

Die Feuerwehr in Stutengarten muss echte Feuer löschen

Emma (7) versorgt sich im Supermarkt gerade für ein paar Stuggis (die stadteigenen Währung) mit Kaubonbons und Weingummi. Angst vor dem Zahnarzt hat sie nicht. Da gehe sie nicht nur in Stutengarten gerne hin. Auch weil es hinterher immer ein Geschenk gebe, erzählt sie und trabt wieder hinaus. Wasser gibt auf dem Marktplatz kostenlos. Bei der Feuerwehr natürlich auch. Zwei Jungs sind dabei, sich damit zu besprühen. Die Helme liegen im Schatten. Es ist Mittagspause. Die ersten Einsätze hat die Brandwache bereits hinter sich. Es kommt vor, dass mit Zimmereiverschnitt ein Feuer entfacht wird. Dann muss der Nachwuchs ausrücken und löschen. Die Schläuche sind echt. Freitags kommen zudem Abgesandte der Stuttgarter Feuerwehr vorbei und vermitteln Hintergrundwissen. „So direkt bringt man die verschiedenen Berufsgruppen und die Kinder- und Jugendlichen sonst nicht zusammen“, erklärt Sieghard Kelle. Dieses Konzept geht augenscheinlich auf. Die elfte Auflage des urbanen Ferienvergnügens kann kommen.