Da die Spielstube keinen Träger hatte, musste das Angebot schließen. Dank des DRK geht es jetzt weiter.

Weissach - So ausgelassen, wie die kleinen Racker in den Räumen der Spielstube Flacht heute herumtollen, kann man sich kaum vorstellen, dass die Krabbelgruppe noch vor wenigen Monaten beinahe für immer ihre Pforten hätte schließen müssen. Denn das Angebot hatte keinen Träger und war, wie sich herausstellte, über Jahrzehnte nicht versichert. Mittlerweile hat jedoch das Deutsche Rote Kreuz Weissach-Flacht die Trägerschaft übernommen. Nach mehrmonatiger Schließung konnten die Ehrenamtlichen Anfang des Jahres ihre Arbeit wieder aufnehmen.

 

Bei der Spielstube Flacht handelt es sich um einen offenen Treff für Kinder unter drei Jahren an drei Tagen in der Woche. „Zu uns kommen Eltern, die ihre Kinder nicht in die Krippe geben, aber trotzdem möchten, dass sie mit Gleichaltrigen zusammenkommen“, erklärt Steffi Dittrich, die Leiterin der Spielstube.

Entstanden ist die Krabbelgruppe wohl Mitte der Achtziger auf Initiative von Eltern, die damals keinen Kindergartenplatz bekommen hatten. Das Angebot ist bis heute rein ehrenamtlich, zum Teil betreuen auch Eltern und Großeltern die kleinen Gäste mit. „Pro Gruppe haben wir immer um die sechs bis zehn Kinder.“

Jahrzehntelanges Missverständnis

Das funktionierte über die Jahre ohne Probleme – bis eines Tages die Frage aufkam, bei wem die Betreuer und Kinder eigentlich versichert seien, falls während der Treffen mal etwas passieren sollte. Bis dahin war das Team der Spielstube immer davon ausgegangen, dass die Gemeinde Trägerin und alles weitere entsprechend geregelt sei. Um sicherzugehen, wandte sich Steffi Dittrich vergangenes Jahr noch einmal explizit an die Verwaltung – und erfuhr dann: Weder ist die Gemeinde Trägerin der Spielstube, noch sind Betreuer und Teilnehmer über diese versichert.

Das Delikate daran: Vor wenigen Jahren hatte Dittrich schon einmal eine ähnliche Anfrage an die „vorhergehende Rathausbesatzung“ gestellt. Und damals sei die Antwort noch positiv ausgefallen. „Wir mussten von einem Tag auf den anderen zumachen“, berichtet Dittrich. „Das hat unter den Eltern richtig zu Entsetzen geführt, alle waren wie vor den Kopf gestoßen.“

Wie es zu dem über Jahrzehnte andauernden Missverständnis kam, lässt sich nach heutigem Stand nicht mehr nachvollziehen. „Der Kontakt zur Gemeinde in den Anfängen ist schlecht oder gar nicht dokumentiert worden“, bedauert Dittrich. Fakt ist wohl: „Die Gemeinde Weissach hatte die Trägerschaft der Spielstube in Flacht noch nie inne“, erklärt der Bürgermeister Daniel Töpfer. Was einige Fragen aufwirft in Bezug auf Dittrichs erste Anfrage im Rathaus. Die Antwort darauf ist so einfach wie ernüchternd: „Leider stellte sich heraus, dass der frühere Kämmerer der Gemeinde Weissach den Damen gegenüber angegeben hatte, dass sie über die Gemeinde versichert seien“, sagt Töpfer. „Dies war jedoch grundsätzlich falsch, ein Versicherungsschutz über die Gemeinde lag noch nie vor.“ Von einer Trägerschaft sei darüber hinaus nie die Rede gewesen.

Trägerschaft war keine Option

Diese im Nachhinein zu übernehmen, war keine Option für die Gemeinde. Zunächst hätte das Angebot in der bisherigen Form dann gar nicht bestehen bleiben können, erklärt Bürgermeister Töpfer. Die Gemeinde müsste zum Beispiel kostendeckende Gebühren für das Angebot erheben, „welche deutlich über dem bisher freiwillig bezahlten, sehr geringen, Obolus liegen würden“. Außerdem halte die Gemeinde selbst bereits zahlreiche Angebote im Bereich der Kindertagesbetreuung bereit. Eine Erweiterung sei weder vorgesehen noch notwendig.

Auf der Suche nach einer Lösung klopfte das Team der Spielstube an die Tür des DRK, das durch ein Mitglied, eine betroffene Mutter, auf die Situation aufmerksam geworden war. „Das Angebot passt gut in unser Konzept“, sagt der DRK-Vorsitzende Jörg Männer, weil es die bestehenden Angebote des DRK für Kinder und Jugendliche schön ergänze. Nach einigen gemeinsamen Gesprächen übernahm der Ortsverein deshalb, rückwirkend zum 1. Januar 2017, die Trägerschaft. „Das bedeutet, dass alle Parteien versicherungstechnisch abgedeckt sind, Kinder wie Betreuer.“

Besonders schön für die Mitglieder des Treffs ist, dass dies für die Spielstube keine sichtbare Veränderung bedeutet. „Wir sind daran interessiert, das Angebot so weiterzuführen, wie es war“, verspricht Männer. Auch Bürgermeister Töpfer freut diese Entwicklung. Die Gemeinde werde die Spielstube zudem weiterhin unterstützen, indem beispielsweise die Räume wie bisher kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.

Für die Kleinsten

In der Gemeinde gibt es zwei Angebote mit dem Namen Spielstube. Beides sind Krabbelgruppen für Kinder zwischen null und drei Jahren. Bei der Spielstube Weissach ist die evangelische Kirchengemeinde Trägerin. Bei der Spielstube Flacht war dem Bürgermeister Daniel Töpfer zufolge bislang keine klare Regelung über die Trägerschaft vorhanden, inzwischen gehört sie zum DRK.

Der Treff in Weissach am Kirchplatz 1 ist immer montags und freitags, von 9.30 bis 11 Uhr. Kontakt: Stefanie Schäfer, Telefon 0 15 77 / 1 97 86 03. Die Spielstube Flacht befindet sich in der Leonberger Straße 2, betreut wird in drei Gruppen: im Babytreff (0 bis 1,5 Jahre), montags von 10 bis 12 Uhr, und in den Mini-Clubs (1,5 bis 3 Jahre), mittwochs und freitags von 9.30 bis 11.30 Uhr. Nähere Informationen gibt es bei Steffi Dittrich unter Telefon 0 70 44 / 90 66 51.