Wer Lust hat auf einen Spaziergang durch die Spiel(zeug)geschichte, sollte sich sonntags ins Museum Welzheim aufmachen. Zu sehen ist dort bis 6. Januar all das, womit Kinder früher spielten – von der Dampfmaschine bis zum Kaufmannsladen.

Welzheim - Eltern waren früher rigoros. „Am Heiligen Abend sind Puppenstube, Kaufladen und Eisenbahn aufgebaut worden – und am 6. Januar kam dann alles wieder weg bis zum nächsten Weihnachtsfest“, erzählt Herbert Soukopp vom Historischen Verein Welzheimer Wald. Da haben es Fans von Puppenküchen, Kaufmannsläden, Dampfmaschinen und anderen Kostbarkeiten heute besser: Denn der Historische Verein Welzheimer Wald hat bereits in der Vorweihnachtszeit Kostbarkeiten früherer Generationen aus seinem Lager geholt und zeigt diese bei einer Sonderausstellung mit dem Titel „Womit man früher spielte“ im Museum Welzheim. Was das Enddatum der Ausstellung betrifft, so hält man es allerdings mit der Tradition: an Dreikönig, 6. Januar, besteht die letzte Chance, sich die bis zu 100 Jahre alten Spielsachen anzuschauen.

 

Beim Anblick der Exponate, die Erinnerungen bei mehreren Generationen wecken dürften, mag man kaum glauben, dass die Sonderausstellung eine Notlösung ist. Die eigentlich von langer Hand geplante Lego-Ausstellung musste wegen Krankheit des Kurators Roland Birkle kurzfristig verschoben werden. Der Verein war daher gezwungen, in aller Eile ein neues Konzept aus dem Hut zu zaubern – was der Ausstellung nicht geschadet hat. Erstmals kooperiert der Museumsverein mit dem Modelleisenbahnclub Welzheim, der unter anderem eine typische Anlage der 1950er-Jahre herangeschafft hat. Außerdem viele Züge, manche davon Modelle, die einst auf der Wieslauftalbahn unterwegs waren, und Bahnhöfe, die vertraut sind: der von Welzheim beispielsweise und die Station Laufenmühle.

Perfekt eingerichtete Puppenküche

Der Rundgang durch die Räume ist ein Spaziergang durch mehrere Jahrzehnte Spiel(zeug)geschichte. Die ältesten Exponate stammen aus der Zeit um die Jahrhundertwende, die jüngsten gehörten noch in den Sechziger Jahren zur Ausstattung vieler Kinderzimmer. Aus dieser Zeit dürfte etwa die Ritterburg aus Plastik stammen, in deren Innenhof eine wilde Schlacht tobt. Friedlicher geht es in den Puppenstuben und -küchen zu, die teils aus dem Fundus des Vereins stammen, teils Leihgaben sind und beim genauen Hinsehen unzählige Details preisgeben. Von der Beleuchtung über den Miniatur-Handtuchhalter mit Beschriftung – „Spültuch“, „Handtuch“, „Wischtuch“ – bis zum Sonntagsgeschirr, Puppenbackbuch samt funktionsfähigem Waffeleisen und der Kutterschaufel ist einfach alles da.

Quasi voll funktionsfähig, aber auf Zwergengröße geschrumpft, ist die Werkstatt, die das Vereinsmitglied Helmut Altmann beigesteuert hat. Unter dem Firmenschild „Karl Blechle & Co.“ wird gebohrt, gehämmert und gesägt. Einst setzte eine Dampfmaschine die Geräte über Antriebswellen in Bewegung, inzwischen liefert ein Elektromotor die nötige Energie und sorgt auch dafür, dass auf Knopfdruck eine Feierabendhupe ertönt. Ans Feierabendbier, das in einem Kasten bereit steht, hat der Erschaffer ebenso gedacht wie an die Zeitungslektüre.

Eisenbahnfans kommen auf ihre Kosten

Fans von Spielzeugautos freuen sich vermutlich über das Matchboxauto von 1964 und ein „Schuco Fernlenk-Auto“ mit Kabel. Marke Eigenbau sind die kleinen Fahrzeuge, die das Vereinsmitglied Heiner Eisenmann als Kind auf Welzheims Straßen fahren sehen und dann nachgebaut hat. „In seinem späteren Leben ist er dann auch Kfz-Meister geworden“, sagt Herbert Soukopp. Nico Schüle, 22 Jahre alt, ist ebenfalls seit Kindertagen ein Fan, und zwar von der Modelleisenbahn, und hat etliche Exponate gestellt. „Mich interessieren eher die älteren Modelle aus den 1950er-, 60er- und 70er-Jahren“, sagt er. Sein Vereinskollege Friedrich Steuerwald, mittlerweile 72, erinnert sich noch gut, was er in den späten 50er-Jahren am liebsten gemacht hat: „Wir sind ganze Tage auf dem gusseisernen Steg beim Güterbahnhof Schorndorf gestanden und haben die Züge beobachtet. Abends sind wir dann geschimpft worden, weil wir so sehr nach Rauch gestunken haben.“

An diesen Tagen ist die Ausstellung geöffnet