Eine beliebte Spielzeugpuppe mit Kinderkrankheit sorgt in Italien für einen handfesten Eklat.

Rom - Je nach Anbieter zwischen 35 und 40 Euro muss man hinblättern und bekommt dafür ein krankes Spielzeug. Cicciobello ist die wohl bekannteste Puppe in Italien. 2012 feierte der kleine blonde Junge seine 50-jährige Existenz. Es gibt ihn mit Sonnenbrille im Strandoutfit oder mit Mütze und Schal als Winterversion.

 

Nun hat es Cicciobello erwischt: Er hat die Masern. „Nur die Fürsorge und Zuneigung seiner kleinen Mama helfen bei der Heilung“, heißt es in der Produktbeschreibung. Reibt man die Puppe mit der im Lieferumfang enthaltenen Creme und dem dazugehörigen Tuch ein, sollen die roten Punkte auf der Plastikhaut von Cicciobello morbillino (hübsches Dickerchen mit Masern) verschwinden. Die Punkte kommen nach ein paar Sekunden wieder. Dauerhaft verschwinden sie nur unter den beiliegenden bunten Pflastern.

„Kein Respekt für Erkrankte“

Seit ein paar Tagen ist die gepunktete Puppe auf dem Markt. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. In Italien wird seit Längerem über das Thema Impfen gestritten. 2017 wurden 4885 Fälle von Masern registriert. Bei vier Patienten führte die Krankheit sogar zum Tod. Die italienische Regierung hatte daher 2017 eine Impfpflicht für zehn Krankheiten eingeführt – unter anderem gegen Masern, Hirnhautentzündung, Tetanus, Kinderlähmung, Mumps und Keuchhusten. Seitdem wird hitzig debattiert. Regelmäßig veranstalten Impfgegner „No-Vax“-Kundgebungen.

Die Fünf-Sterne-Bewegung, die als stärkste Partei aus den Wahlen am 4. März hervorgegangen ist, will die Impfpflicht laut Wahlprogramm sofort wieder abschaffen. Dabei haben die meisten Eltern der Impfung ihrer Kinder zugestimmt, wenn auch der eine oder andere wohl aus Zwang. Nicht geimpfte Kinder dürfen nicht in die Schule oder in den Kindergarten gehen. Erst vor wenigen Tagen wurde eine Dreijährige in Turin nicht in den Kindergarten gelassen, weil sie nicht geimpft war.

Der Präsident des italienischen Gesundheitsinstituts, Walter Ricciardi, warnt vor einer Verharmlosung der Krankheit durch eine Puppe. Der Mediziner Roberto Burioni schreibt auf Twitter: „Ich frage mich, wer diese Genies sind, die schwere Krankheiten derart banalisieren ohne Respekt für die Erkrankten und ihre Familien.“