Wer sich vor Spinnen fürchtet, wird nach diesem Ereignis mit einem unwohlen Gefühl im Supermarkt zu der Kiste mit Bananen greifen. Ein Ehepaar aus Stuttgart hat jedenfalls eine aufregende Nacht hinter sich – und die Polizei einen ungewöhnlichen Ermittlungsfall.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Keine erfundene Spinne aus der Yucca-Palme, sondern eine echte unter Bananen: Für ein Ehepaar aus Rohracker hatte der Einkauf von Bananen in einem Supermarkt unliebsame Folgen. Am Montagabend, Stunden nach dem Einkauf, entdeckten die beiden eine tote Spinne und einen Kokon, scheinbar aus Spinneneiern. Das Tier hatte sich offenbar als blinder Passagier in der Ware versteckt. Die Betroffenen brachten den Fund gegen 23.30 Uhr in einer Tupperbox zur Polizei in Untertürkheim. Bis Dienstagmorgen war unklar, ob es sich um eine giftige oder harmlose Spezies handelt.

 

Bei der Polizei liefen die Ermittlungen zu dem Fall auch am Dienstag auf Hochtouren. Ein Mitarbeiter einer Tierklinik, der gegen 1 Uhr den Fund begutachtete, hatte zunächst keine verlässliche Aussage über die Art machen können. Deshalb herrschte in der Nacht für das 26 und 20 Jahre alte Paar vorsorglich höchste Sicherheitsstufe: Die beiden übernachteten bei Verwandten, und das Auto wurde unter Quarantäne gestellt. Schließlich hätte es ja noch weitere blinde Passagiere geben können.

Die Bananen aus Mexiko sollen in einem Supermarkt in Esslingen-Weil gekauft worden sein. Der dortige Markt wurde am Dienstagmorgen verständigt. Ein Sprecher des Konzerns in Offenburg erklärte gegenüber unserer Zeitung, dass die Ware ausgetauscht und gesichert sei, es habe zu keiner Zeit eine Gefahr bestanden.

In Kornwestheim wurde ein Azubi gebissen

Dass Spinnen als blinde Passagiere in Bananenkisten in Supermärkten landen, kommt immer wieder vor. Am 9. August musste die Polizei in Lörrach höchstselbst eingreifen, um eine etwa zehn Zentimeter große Spinne in einem Supermarkt einzufangen. Das Tier war beim Aufbau von Bananenkörben aufgetaucht und unter einer Palette verschwunden. Dabei handelte es sich um eine Angst einflößende, aber harmlose Art – eine Riesenkrabbenspinne. Ende Juli dagegen war es eine giftige Bananenspinne, die in einem Discounter in Heilbronn gefunden wurde.

Groß war die Aufregung im Oktober 2013, als ein 19-jähriger Auszubildender in einem Supermarkt in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) beim Auspacken von Obst von einem unbekannten Tier gebissen wurde. Der Supermarkt musste geräumt werden, die Feuerwehr machte sich in Vollschutzanzügen und mit einer Wärmebildkamera auf die Jagd nach dem unbekannten Eindringling – zunächst ohne Erfolg. Erst in der Nacht darauf wurde das Tier von Mitarbeitern einer Schädlingsbekämpfungsfirma unter einer Palette aufgespürt, gefangen und später von einem Gutachter unter die Lupe genommen. Das Tier gehörte zur Gattung der Erd-Wolfspinnen, die sehr häufig in Nordamerika und Europa anzutreffen und nicht giftig sind.

Der Wilhelma-Chef klärt auf

Am Ende übernahm Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin die Aufklärung des Falles – er begutachtete am Dienstag die Tupperbox mit dem aufregenden Inhalt. Bei der Spinne konnte er jede Gefährlichkeit ausschließen – und das nicht nur, weil sie tot war: „Es handelte sich weder um eine Brasilianische Wanderspinne noch um eine Loxosceles, eine Einsiedlerspinne, die gefährlich hätten sein können“, so Kölpin. Die genaue Identifizierung gelang aber auch ihm nicht: „Die Spinne war in einem so schlechten Zustand, dass man das nicht mehr erkennen konnte.“ Ob einheimisch oder doch exotisch: Auf alle Fälle sei das Tier ungiftig gewesen. In einem Punkt ist sich der Wilhelma-Chef aber sicher: Der Kokon stammte nicht von der Spinne. „Das“, so Kölpin, „ist eindeutig ein Schmetterlingskokon.“ http://www.stuttgarter-nachrichten.de/polizeibericht