Reportage: Robin Szuttor (szu)


Argentinien ist Eric Baer zu materialistisch. Er will nur noch weg, heuert als Putzkraft auf einem Containerschiff an und kommt so kostenlos von Buenos Aires nach Rotterdam. Als er bei seinem Onkel in Stuttgart einzieht, hat Bhagwan seine dreijährige Schweigephase wieder beendet. Auch sein Rajneeshpuram, die "Stadt der neuen Menschen" im US-Staat Oregon, hat der Meister verlassen, nachdem die Organisation immer totalitärere Züge annahm und er wegen Einwanderungsdelikten verhaftet wurde. Nun ist er zurück in Indien.

In der deutschen Öffentlichkeit sieht man den Guru Ende der Achtziger etwas entspannter. Zehn Jahre zuvor war Pfarrer Walter Schmidt von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen noch nach Poona gereist, um junge Menschen, die der "verhängnisvollen Verlockung des Abgrunds" erlagen waren, wieder heimzuholen. Auch die Politik sorgte sich. So kündigte Sozialministerin Schäfer einem Bhagwanjünger, der bei der Böblinger Jugendhilfe angestellt war. Die Grünen sprachen von einer Hetzjagd auf Sannyasins.

Damals gibt es 50.000 Bhagwan-Anhänger in Deutschland, Rajneesh-Meditations-Zentren in Lorch, Heidelberg, Pforzheim, Ulm, Reutlingen, Freiburg und Karlsruhe. Stuttgart, wo sich die rund 100 Sannyasins anfangs in der Wohnung eines Architekten in der Olgastraße trafen und später in die Schlossstraße zogen, hat jetzt seine spirituelle Kommune im Tarisha am Charlottenplatz. Die Bhagwandisco im Schwabenzentrum mit ihrem Kristallsound aus weißen Trichterboxen und dem weise lächelnden Personal hat sich etabliert. Der Guru ist schwer krank. Er stirbt im Januar 1990.

Als Eric Baer seinen Meister findet, hat Osho, wie sich Bhagwan zuletzt nannte, schon seinen irdischen Körper verlassen. "Anfangs war mir das suspekt, ich wollte keiner Sekte angehören. Und es machte mich wütend, dass Bhagwan in so großem Reichtum lebte." Aber 1991 hört Eric Baer eine Osho-Rede auf Kassette. Eine Offenbarung: "Er sprach das aus, was ich fühlte." Keiner, der von Sünde und Unterordnung predigt. Keiner, der Erwartungen hat und Druck ausübt. "Osho sagte: erfahre dich, probiere dich aus und vertraue dir. Was dir guttut, ist gut für die Welt. Das war befreiend."