Am Killesberg kehrt keine Ruhe ein. Soll es auch gar nicht, ist doch erst vor Kurzem in einer der nobelsten Wohnlagen eines der schönsten Gastro-Objekte Stuttgarts wiederbelebt worden. Als Yosh war es sieben Jahre lang mit einem Michelin-Stern geschmückt, bis die Betreiber das Projekt im Sommer 2019 aufgaben. Nachdem das Haus am Feuerbacher Weg mehr als drei Jahre lang brachlag, übernahm ein Tochterunternehmen der Fellbacher Wohninvest um Harald Panzer, das auch Geldgeber für das Zwei-Sterne-Restaurant Speisemeisterei in Hohenheim ist. Mit dem Großgastronomen und Wasenwirt Michael Wilhelmer als Berater wurde das Restaurant als New Josch im Dezember 2022 wiedereröffnet.
Perkins-Park-Chef Alexander Scholz hat das Rennen gemacht
Dass sich die Fellbacher aus dem Killesberg-Projekt zurückziehen, ist weniger überraschend, wohl aber, dass jetzt auch Michael Wilhelmer wieder draußen ist. Man sei sich „vertraglich und wirtschaftlich“ nicht einig geworden, sagt Wilhelmer, der sich schon lange Zeit vor der Eröffnung für das New Josch engagierte und es gerne in seinem Portfolio gehabt hätte, zu dem unter anderem das Stuttgarter Stäffele, das Amici und der Schlachthof gehören.
Stattdessen ist nun die Manufaktur Bellevue GmbH, hinter der Alexander Scholz steckt, neuer Betreiber. Scholz hat zuletzt im Sommer mit der Außengastronomie vor der Oper für Schlagzeilen gesorgt und ist außerdem Geschäftsführer des Perkins Parks und der Pavillon-Gastronomie Bellevue.
Das bisherige Team geht andere Wege
Aber Alexander Scholz hat auch Sterne-Erfahrung, betrieb er doch mit Jochen Bayer die Speisemeisterei, die er nach zwei Jahren in die Hände des Fellbacher Immobilienimperiums übergab. Nun also ist es umgekehrt und hat Scholz die Vorzeige-Location am Killesberg übernommen und das Inventar gekauft. Zum Haus gehören nicht nur ein zweigeteilter Gastraum samt Innenhof, sondern auch zwei Private-Dining-Rooms in der ersten Etage sowie ein mit Weinraritäten bestückter Gewölbekeller.
Das selbstbewusste Küchen- und Serviceteam allerdings ist nicht übernommen worden, sondern hat sich wegen „unterschiedlicher Vorstellungen in der Ausrichtung“ komplett verabschiedet. „Den einen oder anderen Jungkoch hätte ich schon gerne behalten“, sagt Alexander Scholz, „aber es hat sich einfach nicht ergeben“.
Trotz Sterne-Ambitionen: Es soll auch „preiswerter“ sein
Das heißt aber nicht, dass man sich von „einer Auszeichnung“, wie Scholz vorsichtig formuliert, verabschiedet hat. Im Gegenteil: Ein Michelin-Stern sei weiterhin Ziel, aber auch „ein gesunder Mix in einem gehobenen Stadtteilrestaurant“. Neben „preiswerteren“ A-la-carte-Gerichten als zuletzt – in unserer Restaurantkritik mit Bestbewertung wurden Preise von bis zu 57 Euro moniert – mit auch Vorspeisen für unter 20 Euro und Hauptgerichten ab 30 Euro wird im New Josch erstmals ein Menü geschrieben. Nach einer Marktanalyse werden für vier bis sechs Gänge 90 bis 135 Euro veranschlagt.
„Die neuen Gesichter“ im New Josch kennt man aus anderen Toplocations: Serviceleiterin Cindy Volkmer war schon unter Scholz und Bayer in der Speisemeisterei und zuletzt für die Better Taste GmbH in Ludwigsburg tätig, für die ihr Partner Sven Lacher im Restaurant Danza im Forum am Schlosspark kochte. Er arbeitete aber auch unter Sternekoch Ben Benasr im Schlosshotel Monrepos und im Ritzi. Seinen Vater Torsten Lacher kennt man ebenfalls aus der Spitzengastronomie, sein Bruder Heiko Lacher zelebriert im Anima in Tuttlingen eine außergewöhnliche Sterneküche.
„Wenn ich die beiden nicht gefunden hätte, wäre ich das Wagnis nicht eingegangen“, sagt Alexander Scholz, der davon ausgeht, „dass wir die nächsten 15 Jahre hier sein“ und ein gutes Verhältnis zur Killesberger Nachbarschaft pflegen werden. Cindy Volkmer jedenfalls, die erst seit wenigen Tagen im neuen New Josch aktiv ist, freut sich auf die Arbeit „in einem wunderschönen Objekt, in dem man sich nur wohlfühlen kann“. Naturverbunden, frankophil und asiatisch inspiriert soll die Kulinarik sein mit einem Team, das mit drei Leuten in der Küche und zweien im Service zum Start noch recht klein ist und weiter aufgebaut werden soll. Geschäftsführer Alexander Scholz verspricht sich zudem Synergieeffekte mit dem ebenfalls am Killesberg gelegenen Bellevue und sagt nach den ersten Betriebstagen: „Die Gäste sind bislang happy.“