Solche Sätze fallen des Öfteren. Der Beamte fügt noch hinzu, bei Mappus habe er das Gefühl, "dass dem bestimmte Grundregeln völlig egal sind". Eine andere Spitzenkraft, ebenfalls CDU, merkt maliziös an, Mappus erscheine ihm als ausreichend robust, auch ein Land "irgendwo in Zentralasien" zu regieren. Einer aus der CDU-Landtagsfraktion sagt cool, das erste Jahr Mappus habe ihn nicht sonderlich überrascht. "Mir war klar, dass Mappus für dieses Amt nicht viel mehr mitbringt als den Willen zur Macht." Dann schränkt er ein: "Mut hat er, er hat nicht viele Talente, aber Mut hat er."

 

Den Stuttgarter Regierungschef begleitet der latente Verdacht, er lasse im Zweifel schon mal eins plus eins gleich drei sein und stelle sein Ich über den demokratischen Komment. Ein CDU-Regierungsmitglied bemerkt im Wahlkampf einen "gewissen Grundargwohn", der Mappus entgegen gebracht werde. "Dass ich so kurz vor der Wahl noch nicht sicher bin, dass wir gewinnen, bereitet mir Sorge". Bis weit ins bürgerliche Publikum hinein wird Mappus als Machtmensch wahrgenommen. Mappus weiß, dass er an diesem Bild mitgemalt hat. Gelegentlich räumt er Fehler ein. Etwa, dass er nie mehr in seinem Leben ins Staatsministerium ein Vorbereitungstreffen für einen Polizeieinsatz einberufen wird - wie am Vortag des "schwarzen Donnerstags".

Tübingens OB Boris Palmer nannte ihn neulich einen "Landeshalbstarken, der nach der Schlägerei sagt, die anderen hätten angefangen, und sich dabei denkt, denen sei es gerade recht geschehen". Mappus lasse jeden Anstand vermissen - eine Aussage, die der Regierungschef im höchsten Maße unanständig findet. Allerdings presst sich Mappus das Eingeständnis ab, wäre es ihm irgendwo möglich, das Rädchen zurückzudrehen, dann würde er es bei Stuttgart 21 tun. Nicht in der Sache, aber im Umgang. Mit der Macht, sagt Mappus, habe er kein Problem. Man müsse nur verantwortungsvoll mit ihr umgehen. Und etwas Vernünftiges damit anfangen. Wer die Macht scheue, der möge sich etwas anderes suchen als die Politik. Mappus der Machtmensch. Doch kaum einer seiner Vorgänger musste so um den Machterhalt bangen. Seit 58 Jahren stellt die CDU im Südwesten den Regierungschef. Hat es geschadet? Hat es nicht, meint die CDU.

Die "großen Themen" sollen das Unbehagen über den CDU-Vormann überdecken

Es wird Abend in Herrenberg. Wieder trillern wild die Stuttgart-21-Gegner, diesmal vor der Alten Turnhalle. Drinnen warnt die örtliche Abgeordnete Sabine Kurtz vor einem Machtwechsel: "Wenn es zu Rot-Rot-Grün käme, bliebe in diesem Land kein Stein auf dem anderen." Die CDU choreografiert die Landtagswahl als Schicksalswahl, um von ihrem Spitzenkandidaten abzulenken. Mappus redet über den Länderfinanzausgleich, das hilft immer. "Im Wahlkampf kommen die Becks, die Wowereits, die Krafts dieser Welt nach Baden-Württemberg und wollen uns erzählen, wie man's richtig macht. Dabei hätten die ohne uns nicht einmal das Fahrgeld, um hierherzukommen." Das Publikum klatscht. Bei diesem Thema kann er nichts falsch machen, da sind die Leute ganz bei ihm. Mappus trommelt für Stuttgart 21. "Da geht es um die Zukunft des Landes." Er wirbt für das gegliederte Schulwesen und wettert gegen das, was er die Einheitsschule nennt. "Von ein paar Ideologen lassen wir nicht unser Schulsystem kaputt machen." Dafür verteidigt er den Wiedereinstieg bei der EnBW, von dem sagt, dass er in der Bevölkerung super ankomme.

So einen wie Stefan Mappus hat man in Baden-Württemberg lange nicht gesehen. Sein Vorgänger Günther Oettinger galt als argumentationsstark, aber wehe, es wurde ihm eine Entscheidung abverlangt. Ganz anders Mappus. "Der Oettinger war bis zu seinem letzten Arbeitstag nicht wirklich im Staatsministerium angekommen", sagt ein CDU-Mann aus der Beletage der Stuttgarter Ministerialbürokratie, "Mappus aber geriert sich seit dem ersten Tag so, als habe er nie etwas anderes gemacht." Er sei entsetzt, wie Mappus regiere, "einfach desaströs", sagt der Beamte und bezieht sich dabei namentlich auf die Umstände des Rückkaufs des Karlsruher Energiekonzerns EnBW. Nicht nur das Parlament habe der Regierungschef übergangen, sondern auch den Finanzminister Willi Stächele, der über das Notbewilligungsrecht verfügt. "Ich verstehe nicht, dass der Willi nicht zurücktritt."

Mappus wird weithin als Machtmensch wahrgenommen.

Solche Sätze fallen des Öfteren. Der Beamte fügt noch hinzu, bei Mappus habe er das Gefühl, "dass dem bestimmte Grundregeln völlig egal sind". Eine andere Spitzenkraft, ebenfalls CDU, merkt maliziös an, Mappus erscheine ihm als ausreichend robust, auch ein Land "irgendwo in Zentralasien" zu regieren. Einer aus der CDU-Landtagsfraktion sagt cool, das erste Jahr Mappus habe ihn nicht sonderlich überrascht. "Mir war klar, dass Mappus für dieses Amt nicht viel mehr mitbringt als den Willen zur Macht." Dann schränkt er ein: "Mut hat er, er hat nicht viele Talente, aber Mut hat er."

Den Stuttgarter Regierungschef begleitet der latente Verdacht, er lasse im Zweifel schon mal eins plus eins gleich drei sein und stelle sein Ich über den demokratischen Komment. Ein CDU-Regierungsmitglied bemerkt im Wahlkampf einen "gewissen Grundargwohn", der Mappus entgegen gebracht werde. "Dass ich so kurz vor der Wahl noch nicht sicher bin, dass wir gewinnen, bereitet mir Sorge". Bis weit ins bürgerliche Publikum hinein wird Mappus als Machtmensch wahrgenommen. Mappus weiß, dass er an diesem Bild mitgemalt hat. Gelegentlich räumt er Fehler ein. Etwa, dass er nie mehr in seinem Leben ins Staatsministerium ein Vorbereitungstreffen für einen Polizeieinsatz einberufen wird - wie am Vortag des "schwarzen Donnerstags".

Tübingens OB Boris Palmer nannte ihn neulich einen "Landeshalbstarken, der nach der Schlägerei sagt, die anderen hätten angefangen, und sich dabei denkt, denen sei es gerade recht geschehen". Mappus lasse jeden Anstand vermissen - eine Aussage, die der Regierungschef im höchsten Maße unanständig findet. Allerdings presst sich Mappus das Eingeständnis ab, wäre es ihm irgendwo möglich, das Rädchen zurückzudrehen, dann würde er es bei Stuttgart 21 tun. Nicht in der Sache, aber im Umgang. Mit der Macht, sagt Mappus, habe er kein Problem. Man müsse nur verantwortungsvoll mit ihr umgehen. Und etwas Vernünftiges damit anfangen. Wer die Macht scheue, der möge sich etwas anderes suchen als die Politik. Mappus der Machtmensch. Doch kaum einer seiner Vorgänger musste so um den Machterhalt bangen. Seit 58 Jahren stellt die CDU im Südwesten den Regierungschef. Hat es geschadet? Hat es nicht, meint die CDU.

Die "großen Themen" sollen das Unbehagen über den CDU-Vormann überdecken

Es wird Abend in Herrenberg. Wieder trillern wild die Stuttgart-21-Gegner, diesmal vor der Alten Turnhalle. Drinnen warnt die örtliche Abgeordnete Sabine Kurtz vor einem Machtwechsel: "Wenn es zu Rot-Rot-Grün käme, bliebe in diesem Land kein Stein auf dem anderen." Die CDU choreografiert die Landtagswahl als Schicksalswahl, um von ihrem Spitzenkandidaten abzulenken. Mappus redet über den Länderfinanzausgleich, das hilft immer. "Im Wahlkampf kommen die Becks, die Wowereits, die Krafts dieser Welt nach Baden-Württemberg und wollen uns erzählen, wie man's richtig macht. Dabei hätten die ohne uns nicht einmal das Fahrgeld, um hierherzukommen." Das Publikum klatscht. Bei diesem Thema kann er nichts falsch machen, da sind die Leute ganz bei ihm. Mappus trommelt für Stuttgart 21. "Da geht es um die Zukunft des Landes." Er wirbt für das gegliederte Schulwesen und wettert gegen das, was er die Einheitsschule nennt. "Von ein paar Ideologen lassen wir nicht unser Schulsystem kaputt machen." Dafür verteidigt er den Wiedereinstieg bei der EnBW, von dem sagt, dass er in der Bevölkerung super ankomme.

Nur kommt Mappus selbst in der Bevölkerung nicht super an. Die CDU-Strategen sind dennoch guten Mutes, dass die "großen Themen" das Unbehagen über ihren Vormann überdecken werden. Die heiße Wahlkampfphase beginnt ja gerade erst, beim Politischen Aschermittwoch in Fellbach läuft Mappus zu großer Form auf. Mappus sagt, letztlich zähle das Gesamtbild. Das Gesamtbild ist für ihn: niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in Europa, brummende Fabriken, stabile Finanzen. CDU-General Thomas Strobl rät gut adenauerisch: "Keine Experimente." Alfred Entenmann, einst für die CDU und den Wahlkreis Waiblingen im Landtag, sagt es so: "Im letzten Moment, da überlegt sich der Wähler, was wirklich wichtig ist für uns."

Die Spitzenkandidaten im Blick

Porträt Was steckt hinter den Politikern, die am 27. März um die Stimmen der Bevölkerung in Baden-Württemberg werben? In einer Serie stellt die StZ die Spitzenkandidaten der fünf größten Parteien für die Landtagswahl vor.

Abfolge Nach dem heutigen Auftakt mit Stefan Mappus (CDU) folgen in den nächsten Tagen Roland Hamm (Linke), Ulrich Goll (FDP), Winfried Kretschmann (Grüne) und zum Abschluss Nils Schmid (SPD).