Das Förderungssystem im olympischen Sport in Deutschland wird neu strukturiert. Unser Sportredakteur Jochen Klingovsky hat seine Meinung dazu.

Stuttgart - Die Sommerspiele in Rio de Janeiro waren aus deutscher Sicht keine Enttäuschung, was vor allem an der Zahl der Olympiasieger lag – 17 Goldmedaillen gab es, sechs mehr als noch 2012 in London. Allerdings bestätigte Rio einen Trend: Deutsche Athleten feierten lediglich 42 Podestplätze, nur noch gut halb so viele wie 1992 in Barcelona (82). Weshalb das Führungspersonal in Brasilien nicht müde wurde zu betonen, wie wichtig die anstehende Strukturreform ist. Das Konzept, das an diesem Mittwoch im Sportausschuss des Bundestags erstmals vorgestellt wird, ist durchaus bemerkenswert: Es enthält, was der deutsche Sport dringend benötigt – mehr Professionalität, bessere Talentförderung, eine transparente Qualitätskontrolle. Und nur für die olympischen Sportarten, von denen diese Kriterien erfüllt werden, gibt es auch künftig Fördergelder.

 

Dagegen kann niemand etwas haben, und doch hat das Konzept auch Schwachstellen, etwa die aufgeblähte Bürokratie – die Organisation des Spitzensports wird sicher nicht weniger kompliziert, als sie es bisher schon ist. Noch mehr stören aber wird die Spitzenverbände, dass sie künftig viel weniger Einfluss auf die Förderung ihrer Athleten hätten als bisher. Stattdessen würden viele externe Experten mitentscheiden, zum Beispiel aus der Politik, der Wissenschaft oder von der Sporthilfe. Es ist fraglich, ob die Fachverbände diese Kröte schlucken, wenn der Staat auf der anderen Seite nicht gleichzeitig mehr Geld in den Sport pumpt. Die Reform ist ohne Frage notwendig – dass sie in dieser Form kommt, aber alles andere als sicher.

jochen.klingovsky@stzn.de