In der neuesten Corona-Verordnung der Landesregierung ist diesmal auch der Sport berücksichtigt worden. Die Freude darüber ist zwar groß, allerdings kann das, was derzeit erlaubt ist, schon bald wieder Makulatur sein

Fellbach/Schmiden/Oeffingen - Zumindest ein bisschen merkt man Vanessa Gerstenberger die Freude an. „Wir sind froh, dass der Sport überhaupt berücksichtigt worden ist“, sagt die 39-Jährige aus dem Geschäftsführer-Trio des TSV Schmiden über die neuesten Beschlüsse und Regelungen der Regierung zur Corona-Pandemie. Diese lassen erstmals nach etwas mehr als vier Monaten endlich auch wieder ein Training für Freizeit- und Breitensportler und vor allem für Kinder zu. Weil die Inzidenzzahl im Rems-Murr-Kreis derzeit bei 47 liegt und deshalb „kontaktarmer“ Sport im Freien mit maximal zehn Personen erlaubt ist – bei Kindern unter 14 Jahren darf die Gruppe sogar 20 Teilnehmer groß sein – hat der TSV deshalb schon am Montag im Hof seines Sportforums erste Outdoorkurse angeboten. Das vereinseigene Fitnessstudio Activity beginnt an diesem Mittwoch auf dem Sportgelände am Nurmiweg mit seinem Freiluft-Programm.

 

Der TSV Schmiden hat eine Inzidenzbeauftragte benannt

„Wir planen, was wir planen können, und wir bieten an, was möglich ist“, sagt Vanessa Gerstenberger, sieht aber zugleich auch unruhige Zeiten auf sich zukommen. Weil das Sporttreiben von der Inzidenzzahl abhängig ist, müsse diese täglich im Auge behalten werden. Der TSV hat dafür eigens eine Inzidenzbeauftragte benannt. „Die ganzen neuen Planungen setzen eine hohe Flexibilität voraus“, sagt Vanessa Gerstenberger. Man müsse jederzeit sofort reagieren können, wenn die Zahl wieder nach oben schnellt – Rückschritte seien dabei nicht ausgeschlossen. „Wir hoffen inständig, dass sich die Inzidenz bei 47 stabil einpendelt“, sagt Vanessa Gerstenberger. Zumindest einmal bis zum 22. März. Denn frühestens von da an sieht der Stufenplan Sport weitere möglichen Lockerungen vor.

Zahlreiche TSV-Abteilungen haben Trainingszeiten beantragt

Wie sehr die Mitglieder des TSV Schmiden abteilungsübergreifend die aktuellen Lockerungen herbeigesehnt haben, zeigt die Liste mit den Abteilungen, die Trainingszeiten in und rund ums Stadion beantragt haben: Zuvorderst sind das die Fußballer, dann die Leichtathleten, die Handballer, die Turner und Wettkampfgymnastinnen, die Schwimmer, die Jazztänzer und die Kindersportschule (Kiss).

Beim Nachbarn SV Fellbach steigen in dieser Woche die Fußballer, die American Footballer, die Leichtathleten, eine Turngruppe, die Taekwondo-Kämpfer und die Nordic-Walking-Gruppe ins Training ein. „Wir haben sie alle im Stadion verteilt“, sagt der Geschäftsführer Udo Wente.

Die Kindersportschule des SV Fellbach bietet ein Outdoor-Programm an

Auf der Freifläche zwischen den beiden Gäuäckerhallen wird derweil die Kindersportschule an zwei Nachmittagen ein Outdoor-Programm anbieten. „Wir lassen jeweils zwei Kurse parallel laufen, weil die Fläche das erlaubt“, sagt die Sportlehrerin Julia Marschner und berichtet von vielen positiven Rückmeldungen seitens der Eltern. Kaum sei die E-Mail mit der Trainingsankündigung verschickt worden, gab es erste Anrufe mit der Mitteilung: „Wir kommen!“ An den Abenden finden an gleicher Stätte Outdoor-Kurse des vereinseigenen Fitnessstudios Balance statt. Zudem können dessen Mitglieder ein Personal-Fitness-Training oder auch ein Training im Familienverbund buchen, das dann vor dem Balance stattfindet.

So groß die Freude über die Lockerungen der Politik auch ist, so schwierig ist deren Umsetzung. Stichwort: Änderung der Inzidenzzahl. „Wir sind jetzt einfach sehr optimistisch, dass wir lange unter 50 bleiben. Sonst drehen wir durch“, sagt Susan Bense, die Balance-Leiterin.

Gabriel Bieg vom TV Oeffingen hätte sich mehr Lockerungen gewünscht

Deutlich weniger optimistisch zeigt sich Gabriel Bieg, der Geschäftsführer des TV Oeffingen. Nicht nur, dass er glaubt, der Inzidenzwert im Kreis werde schon bald wieder erheblich ansteigen, er sieht in den aktuellen Lockerungen keinen wesentlichen Mehrwert für den Sport. „Ich bin enttäuscht. Ich hätte mir deutlich mehr gewünscht“, sagt er. Überdies glaubt Gabriel Bieg, dass die Lockerungen reine Willkür der Politiker seien und nichts mit Infektionsschutz zu tun hätten. Denn sonst könne es ja nicht sein, dass etwa wie in Hessen durchgängig Tennis gespielt werden dürfe. Zwar hat auch Gabriel Bieg am Montag die vereinseigene Tennishalle aufgeschlossen, weil bei einem 7-Tages-Inzidenzwert von unter 100 auch in Baden-Württemberg mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten plus deren Kinder, die nicht älter als 14 Jahre sind, unterm Hallendach „kontaktfreier“ Sport getrieben werden kann, „ich glaube aber nicht, dass das sehr lange der Fall sein wird“, sagt er. Ansonsten haben nur die Fußballer des TV Oeffingen bisweilen ihr Training im Freien aufgenommen.