Der Streit über den umstrittenen Sportbad-Standort an der Benzstraße in Bad Cannstatt ist noch nicht beendet – im Gegenteil: die Kritik am wächst. Nun präsentieren auch die Freien Wähler eine Alternative.

Stuttgart - Der Streit über den umstrittenen Sportbad-Standort an der Benzstraße in Bad Cannstatt ist auch mit dem als Klarstellung zu wertenden Hinweis des Baubürgermeisters Matthias Hahn (SPD), es gelte weiter der Gemeinderatsbeschluss, nicht beendet. Im Gegenteil: erst hatten die Grünen und die FDP in einem Antrag die Ratsentscheidung, das Vergabeverfahren mit einem Architektenwettbewerb fortzusetzen, angezweifelt; er sieht den Standort an der Benzstraße auf dem Parkplatz der Vereine VfL und Rot-Weiß Stuttgart vor. Und nun legen die Freien Wähler nach: Sie fordern die Stadtverwaltung auf, „einen alternativen Standort im Quartier 19 zu untersuchen“.

 

Die Begründung dafür: Es seien ihnen „von vielen Seiten begründete Einwände gegen den Standort des Sportbades vorgetragen worden“, schreibt der Fraktionsvorsitzende Jürgen Zeeb. Im benannten Quartier an der Mercedesstraße hat die Stadt ursprünglich die Ansiedlung mehrerer Hotels vorgesehen – auch als Lärmschutz für die geplanten Wohnhäuser dahinter. Mehr als Interessenbekundungen habe es aber nicht gegeben. Für ihn ist das Alternativgrundstück „groß genug, auch für Erweiterungsflächen“. Für ein Sportbad liege es günstig. In der Nähe seien bekanntlich die Sportklinik und der Schulstandort geplant. Es gebe dann auch keine Parkplatzprobleme. Immerhin erhält das Sportbad eine Tribüne für 900 Zuschauer. Der CDU-Fraktionschef Alexander Kotz und sein Sportsprecher Joachim Rudolf halten noch am geplanten Standort fest. Es heißt allerdings, die Fraktion sei in dieser Frage gespalten.

Aktuell ist das Projekt auf 22 Millionen Euro taxiert

Die Freien Wähler halten es nun auch für zwingend, den laufenden Architektenwettbewerb zu unterbrechen, „bis die entsprechenden Unterlagen zusammengestellt und versandt werden können“. Danach soll das Verfahren mit dem neuen Standort fortgesetzt werden. Diese Forderung unterstützt auch der FDP-Fraktionschef Bernd Klingler, der mit den Grünen als Alternative den Parkplatz P 9 an der Ecke Tal-/Mercedesstraße vorgeschlagen hatte. Dagegen spricht, dass er teils als Fluchtweg für die Stadionbesucher gilt. Klingler erinnert daran, den Hotel-Standort schon im März präsentiert zu haben. In der entscheidenden Sitzung habe er aber keine Unterstützung erhalten. Michael Föll (CDU) sei sogar richtig wütend geworden. Der Finanz- und Bäderbürgermeister sagt nun, als Kämmerer sei er froh, über jedes teure Projekt, das nicht so weit sei, um in den anstehenden Etatberatungen diskutiert werden zu müssen. Als Bäderbürgermeister sei er aber daran interessiert, dass das ewige Provisorium im Inselbad, die „Energieschleuder Traglufthalle“, endlich beseitigt werden könne. Außerdem solle das Stadtbad Cannstatt aufgegeben werden, das andernfalls für mindestens sechs Millionen Euro saniert werden müsste. Ein weiteres Argument für die genannte Fläche: das Grundstück ist günstig. Es gegen ein Filetstück an der Mercedesstraße zu tauschen, wird ihm nicht gefallen; der Finanzbürgermeister hat mehrfach die aus seiner Sicht ungenügende Refinanzierung von Kauf- und Sanierungskosten des Bahnareals gerügt. Eine Bewertung des hohen volkswirtschaftlichen Nutzens, wie sie bei S 21 ins Feld geführt wird, war bisher allerdings noch kein Thema, klagen die Kritiker.

„Der angebliche Zeitdruck rechtfertigt immer noch keine falsche Standortentscheidung“, sagt FDP-Chef Bernd Klingler. Wenn die sportliche Infrastruktur schnell gebaut werden solle, müsse das Sportbad sogar zwingend an einer anderen Stelle entstehen. Denn dass mit dem Bau des aktuell auf 22 Millionen Euro taxierten Projekts zu dem von Föll genannten Zeitpunkt 2016 begonnen werden könne, sei unrealistisch. In der Tat betont auch die Stadt auf Nachfrage, dass die dafür notwendige Verlegung der Benzstraße erst Ende 2017 erfolgt sei. Unterstützung erfährt Bernd Klingler vom VfL-Vorsitzenden Peter Obst. Der Klubchef kämpft um seinen Parkplatz, auf dem das Sportbad teilweise errichtet würde. Und in der Bauphase wäre er wegen der Baustelleneinrichtung wohl vollständig gesperrt.