Auch wenn der erste Schnee da ist: die Geschäfte in der Wintersaison laufen längst nicht mehr so gut wie in früheren Jahren. Ohne echtes Winterwetter sind die Aussichten schlecht.

München - Die Aussicht auf eine grüne Weihnacht bringt die Wintersportbranche gehörig ins Schwitzen. Deutschland steuert dieses Jahr bei schneefreien Hängen erstmals auf eine mittlere Jahrestemperatur von zehn Grad Celsius oder mehr zu, sagen Meteorologen. Skier liegen deshalb wie Blei in den Regalen des Handels und werden von Weihnachtseinkäufern links liegen gelassen. „Es ist erschreckend“, sagt Ralf Letzing. Diese Saison drohe der dritte Winter in Folge, der eigentlich keiner ist, bedauert der Wintersportspezialist des Handelsverbunds Sport 2000. Schon im November haben Sportfachhändler hierzulande witterungsbedingt fast ein Viertel Umsatzschwund verkrafte müssen. „Im Dezember wird es noch schlimmer“, heißt es aus ihren Reihen.

 

„Unter 2000 Metern ist es grün“, unterstreicht Letzing. Die Branche könne nur noch auf den Januar hoffen. Aber dann ist das Weihnachtsgeschäft vorbei. Für einige Händler wird die Lage kritisch, weshalb sie bereits aus Verzweiflung mit Rabattaktionen begonnen haben. „Die sägen die Äste ab, von denen andere die Äpfel ernten wollen“, schimpft Kim Roether, Chef des anderen großen Handelsverbunds Intersport. Auch die Ski-Hersteller kritisieren die Entwertung ihres Produkts durch Ramschaktionen. Dagegen jubeln derzeit alle, die Fahrräder verkaufen. Einzelne Hersteller seien bereits bis Ostern ausverkauft, weiß Letzing. „Aber der Wintersport ist aus der Tradition heraus nach wie vor die emotionale die Königsklasse des Sportfachhandels“, sagt er.

Der Winter bringt ein Drittel des Jahresumsatzes

„Das Hauptgeschäft läuft im Winter“, bekräftigt der Präsident des heimischen Sportfachhandels, Werner Haizmann. Für manche Händler bringt er normal ein Drittel des Jahresumsatzes. Schon jetzt ist klar, dass das Sportjahr 2014 trotz Fußball-WM und Weltmeistertitel für Deutschland hierzulande bestenfalls noch stagnierende Umsätze von rund 7,3 Milliarden Euro im Sportfachhandel bringt.

Speziell mit dem Schlüsselprodukt Ski wird es ohnehin immer schwieriger. Die Zeiten, in denen einmal weltweit acht Millionen Paar Bretter verkauft wurden, sind längst vorbei. Gut drei Millionen Paar waren es die Saison 2013/14 nach Branchenstatistiken noch, etwa ein Zehntel davon in Deutschland. Leihskier werden immer beliebter. In Österreich liegt der Anteil schon bei rund 60 Prozent. In Deutschland es ein Drittel dessen, aber mit steigender Tendenz. Das führt dazu, dass weltweit mittlerweile mehr Ski-Schuhe (3,4 Millionen) und Helme (vier Millionen) verkauft werden als Skier. Auch Ski-Brillen sind mit rund einer Million Verkäufen pro Saison im Aufwind. Das hat bei Händlern zeitweise für einen gewissen Ausgleich gesorgt, auch weil bei Ski-Schuhen selten gespart wird. Die Preiskategorie um 500 Euro aufwärts verkauft sich in Deutschland gut. Und Helme werden immer mehr auch zum Modeaccessoire. Dazu kommen neue Nischen wie ein Trend zu Freeride- oder Tourenskiern nebst zugehöriger Ausrüstung. Letzteres kann unter dem Strich mit gut 2000 Euro zu Buche schlagen. Aber wenn gar kein Schnee liegt, verpuffen auch diese Effekte.

Völkl ist der letzte deutsche Ski-Hersteller

Aufseiten der Ski-Hersteller ist Deutschland ohnehin nur noch mit Völkl im Wettbewerb vertreten. Die Bayern gehören zwar mittlerweile zum US-Konzern Jarden, produzieren aber immer noch hauptsächlich in ihrem Straubinger Werk. „Das Bekenntnis zum Produktionsstandort und made in Germany zahlt sich aus“, sagt Firmenchef Christoph Bronder. Außerdem sei das Geschäft mit Skiern für Völkl ein globales und in den USA ebenso wie in Japan habe der Winter gut begonnen.

Im weltgrößten Ski-Markt USA werden jährlich rund 600 000 Paar Ski verkauft, doppelt so viele wie hierzulande. Völkl sieht sich dort als Marktführer und auch in Japan, wo zuletzt mindestens so viele Skier wie in Deutschland abgesetzt wurden, sei Völkl stark. „Ich bin sehr optimistisch“, sagt Bronder für das eigene Geschäft in der aktuellen Saison – trotz Schneemangels in den Alpen. Völkl könne eben regional für Ausgleich sorgen. Wer auf Europa fixiert ist, kann aber nur noch sehnsüchtig gen Himmel blicken.