Sechs Jahre lang mussten die Fans auf ein neues Album der Sportfreunde Stiller warten: Mit „Jeder Nur Ein X” melden sich die Sportis zurück – und werben dafür überraschend vor dem Palast der Republik. Etwa 200 Passanten erleben den Spontanauftritt.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Sie waren schon öfter da. Die Sportfreunde Stiller sind im Palast der Republik gute alte Bekannte, berichtet der Wirt Stefan Schneider, der das ehemalige Klohäuschen zu einem Hotspot lauer Sommernächte gemacht hat. Seit 1989 besitzt Stuttgart dieses Gastrophänomen an der Lautenschlagerstraße. Wann immer die Sportis in der Nähe unterwegs sind, kann Schneider sicher sein, dass die Jungs bei ihm vorbeischauen. Und so ist es auch bei der Promotour, mit der die Indierockband aus Germering bei München für das neue Studioalbum „Jeder Nur ein X“ (erscheint am 11. November) und für ihren nächsten Stuttgart-Auftritt am 14. Mai 2023 im Wizemann mit einem Überraschungsauftritt wirbt.

 

Eine kleine Bühne durften sie nicht aufbauen

Der Radiosender Antenne 1 und der Musiccircus haben sich die Sache gemeinsam ausgedacht. Die Band weiß vorher nicht, wo genau sie ran muss. Sie ist gut drauf, wohl zu allem bereit. Auf dem Weg von Augsburg in den Norden machen die Sportis einen Abstecher in Stuttgart. Am späten Nachmittag spielen sie elektrisch verstärkt auf der Fläche der Open-Air-Kneipe, die dank der Temperaturen im November noch mit Bier brummt, obwohl es schon Glühwein gibt. Unter anderem erklingt das Lied „Kompliment“, in dem es heißt: „Ich wollte dir nur mal eben sagen, dass du das Größte für mich bist.“

Rasch werden die drei Musiker erkannt, die ohne große Vorrede wie ganz normale Straßenmusiker einfach loslegen. Es bleiben immer mehr Passanten stehen und sind begeistert. Stefan Schneider schätzt, dass etwa 200 Zuhörerinnen und Zuhörer diesen einzigartigen Auftritt live erleben.

1989 ist aus dem Klohäuschen der Palast der Republik geworden

Die heutige Minibar ist 1926 als Örtchen erbaut worden. In den 1930ern hat die Familie Wittwer den kleinen Raum über den weiterhin zugänglichen Kellertoiletten zum Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften gepachtet. Bis in die 1980er blieb der Wittwer-Kiosk über dem Männer- und Frauenklo. Danach wurde daraus der Musentempel, wie die Kneipe dort hieß, die mit mäßigem Erfolg einzog. Aufwärts ging’s 1989 mit der Umwandlung zum Palast der Republik. Die kleine, meist überfüllte Bar bildete mit dem Unbekannten Tier im Metropolgebäude (bis 1996) und dem Imbiss ZumZum an der Bolzstraße (das dortige Gebäude wurde 2004 abgerissen) ein magisches Dreieck der Nacht.

Selbst die Stones waren schon da

Viel Prominenz hat Stefan Schneider in seinem Palast in über 30 Jahren gesehen. „Selbst die Stones waren schon da“, sagt er. Jetzt sind die Sportis auf ihrer Promotour vorbeigekommen. „Seit wir im Frühjahr begonnen haben, wieder Konzerte zu spielen, durchströmt uns eine selige Mischung aus Nostalgie und neuer frischer Durchstartenergie“, erklärt die Band auf ihrer Homepage. „Schön, berührend und einfach wohltuend“ sei es, wieder mit den Fans die „alten Lieder zu feiern“, aber auch die „neuen Lieder ankommen zu lassen“.