Der Ammoniakunfall vor anderthalb Wochen auf der Degerlocher Waldau verzögert den Saisonbeginn in der Eiswelt Stuttgart nicht.

Degerloch - Vom heutigen Montag an können Hobby-Schlittschuhläufer wieder über das Eis in Degerloch gleiten. Die Eiswelt Stuttgart öffnet ihre Türen für den regulären Besucherbetrieb. Bis zum 24. März nächsten Jahres können die Eislaufbegeisterten in den beiden Hallen Pirouetten drehen oder zumindest versuchen, geradeaus zu schlittern.

 

Damit beginnt die Saison zum ersten Mal seit 2009 unter regulären Bedingungen. „Wir fangen nicht mehr im Baustellenstress an“, sagt der Betriebsleiter Marcus Neidlinger. Wegen des 8,5 Millionen Euro teuren Umbaus der Eiswelt waren die Hallen 2010 für die Publikumsläufe gesperrt. Nur die Vereine durften das Eis zumindest eingeschränkt nutzen. Auch der alte Name Eissport-Zentrum auf der Waldau musste weichen.

2011 waren die Handwerker ebenfalls noch im Einsatz, als die Saison verspätet erst im November begann. „Hinter den Kulissen wurden in diesem Sommer zwar noch einige Kleinigkeiten gemacht“, sagt Neidlinger. Aber inzwischen „sind die Abläufe fast schon Routine und wir können entspannt starten“.

Ende September sind 30 Kilogramm Ammoniak ausgetreten

Davon lässt sich Neidlinger auch nicht durch den Ammoniakunfall Ende September abhalten. Ende September waren 30 Kilogramm des Gases ausgetreten. Ammoniak ist ätzend und riecht stechend. Deshalb musste die Waldau evakuiert werden. Die Schüler der Waldschule waren ebenso betroffen wie die Besucher des Fernsehturms. Die Stickstoff-Wasserstoff-Verbindung ist eine der gängigsten Chemikalien überhaupt und wird unter anderem in großem Umfang für die Herstellung von Düngemitteln benutzt.

Aber auch für die Kühlung eignet sich Ammoniak gut, weil es der Umgebung beim Übergang vom flüssigen in den gasförmigen Zustand große Mengen Energie entzieht. Kompressoren sind nötig, um das Gas in einem ersten Schritt zu verdichten. In Degerloch stehen vier dieser Anlagen in einem abgetrennten Technikraum, und eine Dichtung in einer der Maschinen war für den Unfall verantwortlich.

Warum sich die Dichtung gelöst hat, „konnte sich auch die Fachfirma nicht erklären“, sagt Neidlinger. Die Geräte werden regelmäßig vom Tüv abgenommen. „Vorsorglich wurden auch an den anderen Kompressoren die Dichtringe ausgetauscht.“ Letztlich konnte die Anlage schon nach zehn Stunden wieder eingeschaltet werden. „Wir hatten die Sorge, dass es einen großen Schaden im Maschinenraum geben würde“, sagt Neidlinger. Denn hätte die Kühlanlage erst tags darauf wieder in Betrieb gehen können, wäre das Eis bereits geschmolzen gewesen.

Music Deluxe statt Oldies

Die neue Saison beginnt mit einer Änderung des üblichen Programms. Samstagabends konnten bislang die Kufenläufer zu Oldies übers Eis schlittern. Das wird in diesem Jahr nicht mehr möglich sein. Stattdessen wird freitags zwischen 20 und 22 Uhr Musik für die jüngere Generation aufgelegt. „Wir nennen das Music Deluxe“, sagt Neidlinger. „Wir haben auch einen DJ an der Hand, der früher in Discos aufgelegt hat.“ Dann wird außerdem das Farblicht eingeschaltet und das Eis in Blau, Gelb und Rot getaucht.

Sonntags treffen sich wie gehabt die Jugendlichen bei der Disco on Ice. „Das ist der Teenie-Magnet schlechthin“, sagt Neidlinger. „Im Schnitt haben wir 800 Besucher.“ Für den Sonntag, 28. Oktober, ist zudem ein Tag der offenen Tür geplant, der Eintritt ist frei. Darüber hinaus hat die Eiswelt für das zahlende Publikum jeden Tag geöffnet.