Die 32-Jährige, gegen die eine Anzeige vorliegt, ist nicht mehr Teamchefin der Nationalgruppe am Bundesstützpunkt in Schmiden. Dort fungiert künftig Michael Breuning vom Schwäbischen Turnerbund als Standortmanager. Er soll das trainingspädagogisches Konzept verbessern.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Schmiden - Die Amtszeit von Karina Pfennig als Teamchefin der Nationalgruppe am Bundesstützpunkt der Rhythmischen Sportgymnastik (RSG) in Fellbach-Schmiden ist nach nur etwas mehr als einem Jahr zu Ende. Vorzeitig. Der Deutsche Turner-Bund (DTB) hat sich mit der 32-Jährigen über eine Trennung verständigt. Sie ist eine der zwei Trainerinnen, die von der Ex-Athletin Katerina Luschik in einem offenen Brief mit schweren Beschuldigungen beladen worden waren. Es liegt eine Anzeige wegen Körperverletzung, Beleidigung, Nötigung und eines Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz vor. Die Ermittlungen des Landeskriminalamts, das den Fall mittlerweile von der Kriminalpolizei Waiblingen übernommen hat, laufen.

 

In der Pressemitteilung heißt es, die Trennung sei in „gegenseitigem Einvernehmen“ erfolgt

„Ich habe Respekt für die Entscheidung von Karina Pfennig, im Interesse der Mannschaft den Weg frei zu machen“, erklärte der DTB-Präsident Rainer Brechtken in einer gestern verschickten Pressemitteilung zu der Trennung „in gegenseitigem Einvernehmen“, wie es heißt. Diese Formulierung wird ja gerne gewählt, wenn ein Vertragspartner dem anderen einen Abschied nahelegt.

Katerina Luschik wirft ihren zwei Ex-Trainerinnen in ihrem Mitte Juni veröffentlichten Brief einen „schmerzhaften Schlag ins Gesicht“, die Darreichung eines verschreibungspflichtigen Antibiotikums, die Verweigerung von Essen und Beleidigungen wie „Du Schlampe hast ganz Deutschland blamiert“ vor. Die 16-Jährige aus Halle/Saale gehörte bis Anfang Mai der Nationalgruppe an, ging dann allerdings abrupt in ihre Heimat zurück.

Michael Breuning beobachtet Training und Verhalten

Karina Pfennig, die gestern nicht zu erreichen war, hat die Beschuldigungen zurückgewiesen – auch in einer schriftlichen Stellungnahme an den DTB. Doch zumindest der Vorwurf der Beleidigungen hat sich erhärtet, was nun auch zu der Trennung von der 32-Jährigen geführt hat. Die Bundestrainerin Natalia Stepanova wird dagegen die Nationalgruppe weiter mit dem Ballettmeister Vladimir Komkov in Vorbereitung auf Olympia 2016 anleiten.

Als weitere Konsequenz aus dem bundesweit für Wirbel sorgenden Fall wird Michael Breuning als neuer Standortmanager eingesetzt. Der Oeffinger ist beim Schwäbischen Turnerbund als Leiter des Bereiches „Olympischer Spitzensport“ angestellt. Er soll „das trainingspädagogische Konzept des Nationalmannschaftszentrums mit Hilfe externer Fachkompetenz verbessern“, wie es in der DTB-Pressemitteilung heißt. „Ich werde das Training und das Verhalten beobachten“, sagt Michael Breuning zu seinen Aufgaben. „Das Maßgebliche ist, dass wir ein optimiertes trainingspädagogisches Konzept aufstellen müssen. Konfliktsteuerung, Ethikkodex, Ernährungssteuerung, Belastungssteuerung – an diesen Themen sind wir schon lange dran, wissen aber auch, dass sich noch einiges verändern muss. Das geht aber nicht von heute auf morgen.“

GSG-Schulleiter Vornhusen begleitet die Entwicklung mit Sorge

Marcus Vornhusen, der Schulleiter des Gustav-Stresemann-Gymnasiums, verfolgt das Geschehen ganz genau. „Ich finde es gut, dass in Herrn Breuning jemand von Verbandsseite präsent sein wird, der eine verantwortungsvolle Führungsaufgabe übernimmt“, sagt er. „Wir begleiten die ganze Entwicklung als Partnerschule des Sports mit Sorge und vertrauen darauf, dass die Verantwortlichen des Sports alles tun, damit am Stützpunkt humaner Leistungssport möglich ist. Wir bleiben gerne an Bord als schulischer Partner, wenn wir deutliche Signale bekommen, dass in der Richtung etwas getan wird.“