Die seit Montag 18-Jährige erhält den sechsten und letzten London-Startplatz in der Nationalgruppe der Rhythmischen Sportgymnastik .

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Frankfurt - Regina Sergeeva ist seit Montag 18 Jahre alt. Das größte Geschenk hat die nun volljährige junge Frau aus der Nationalgruppe der Rhythmischen Sportgymnastik vom Bundesstützpunkt in Schmiden allerdings schon am Sonntag bekommen: Sie darf mit zu den Olympischen Spielen nach London (27. Juli bis 12. August). Ihre Nominierung war aufgrund ihrer Verletzungsprobleme in diesem Jahr und dem damit verbundenen Trainingsrückstand bis zuletzt fraglich. „Ich freue mich so unglaublich, dass nicht alles umsonst war“, sagte Regina Sergeeva. „Mein Albtraum ist vorbei!“

 

In einer Teambesprechung teilten ihr die Bundestrainerin Natalia Stepanova und die Teamchefin Ekaterina Kotelnikova am Sonntagmorgen mit, was sie später auch offiziell bei der Nominierungspressekonferenz des Deutschen Turner-Bundes in Frankfurt/Main am Mittag bekanntgeben sollten: Regina Sergeeva bekommt den sechsten Startplatz in der Nationalgruppe; Judith Hauser, die andere Kandidatin für das letzte Olympiaticket, muss zu Hause bleiben. „Auch Judith ist eine tolle Gymnastin und hat alles gegeben. Deshalb wird sie auch bis zum letzten Tag gemeinsam mit uns die Vorbereitung absolvieren“, sagte Natalia Stepanova. „Es ist beruhigend, eine so gute Ersatzgymnastin zu haben.“

Kniebeschwerden gefährden Regina Sergeevas Olympiastart

Regina Sergeeva ist seit Oktober 2009 fester Bestandteil der Nationalgruppe. In all der Zeit plagten sie schon Fußprobleme. Doch die Schmerzen wegen einer Fehlstellung der Sprunggelenke hielten sie nicht davon ab, sich zur unumstrittenen Stammkraft zu entwickeln. Im Frühjahr kamen bei Regina Sergeeva jedoch zusätzlich hartnäckige Beschwerden im rechten Knie auf, die sie zu einer Trainingspause zwangen – und ihren Olympiastart gefährdeten.

Außer der Einzelstarterin Jana Berezko-Marggrander waren vor der gestrigen Nominierung schon Mira Bimperling, Nicole Müller, Camilla Pfeffer, Cathrin Puhl und Sara Radman für London gesetzt. Die anderen fünf Mitglieder der Nationalgruppe hatten sich zuletzt fast unisono für eine Berufung ihrer langjährigen Weggefährtin Regina Sergeeva ausgesprochen (wir haben berichtet). Die Alternative war Judith Hauser. Die Tochter einer ungarischen Mutter und eines deutschen Vaters kam zu Beginn dieses Jahres aus dem ungarischen Team zur deutschen Auswahl dazu.

Bei den Europameisterschaften Anfang Juni in Nischni Nowgorod turnte Judith Hauser anstelle von Regina Sergeeva und machte ihre Sache bei ihrem Debüt in der deutschen Formation gut. Die zuvor erfolgsverwöhnte Nationalgruppe (Platz vier bei den Europameisterschaften 2010 in Bremen, Rang acht und Rang sechs bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2011) landeten bei den kontinentalen Titelkämpfen in Russland allerdings lediglich auf dem ernüchternden neunten Platz.

Entscheidung im Interesse des Teams

„Wir haben im Interesse der Mannschaft und des Sportleistungsprinzips nominiert“, sagte Natalia Stepanova. Die Entscheidungsgewalt war der Bundestrainerin erst kürzlich übertragen worden. Regina Sergeeva war aufgrund ihrer verletzungsbedingten Auszeit nach einem speziellen DTB-Punktsystem für die Nominierung eigentlich bereits aus dem Olympiarennen. Doch ein Schmidener Einschreiten dagegen hatte Erfolg und brachte die Macht in Natalia Stepanovas Hände.

Die Bundestrainerin hat mit Bedacht eine Wahl im Sinne des Teams getroffen. Das seit September 2008 mühsam aufgebaute Konstrukt hatte zuletzt angesichts der Nominierungsunsicherheit gewackelt. Die Entscheidung soll dem Verbund nun wieder mehr Stabilität verleihen – diese hatte das Team zuletzt bei den Europameisterschaften vermissen lassen. Bei den Olympischen Spielen kann es sich keine Schwächen erlauben, um das Ziel (Platz acht) zu erreichen. Die seit heute 18 Jahre alte Regina Sergeeva will ihren Beitrag dazu leisten – nachdem ihr Albtraum nun vorbei ist.