Die im Bundesstützpunkt in Schmiden angesiedelte Nationalgruppe zeigt in Sofia gute Leistungen und erreicht zwei Gerätefinals. Margarita Kolosov feiert mit dem 25. Platz unter 60 Teilnehmerinnen ihre internationale Premiere in der Meisterklasse.

Sofia - Zumeist sind die deutschen Gymnastinnen bei großen internationalen Turnieren an den Finalsonntagen nur als Zuschauer in der Halle, wenn die Besten um den Sieg wetteifern. In Sofia war das nicht so. Die Nationalgruppe, die im Bundesstützpunkt in Schmiden trainiert, war beim Weltcup am Schlusstag gleich zweimal gefordert. Denn nach Platz fünf im Mehrkampf am Freitag und Samstag standen Nathalie Köhn, Viktoria Burjak, Alexandra Tikhonovich, Daniella Kromm, Noemi Peschel und Anni Qu mit fünf Bällen und auch mit Reifen und Keulen in den Finals der besten acht Teams und wurden am Ende Fünfte und Siebte.

 

„Das war für uns mal eine ganz neue Erfahrung, dass wir gleich in zwei Finals am Start sind“, sagt Isabell Sawade, die Teamchefin für Rhythmische Sportgymnastik beim Deutschen Turner-Bund (DTB). Verdient hatten sich die deutschen Gymnastinnen den Finaleinzug im Mehrkampf. Mit drei Reifen und zwei Paar Keulen bekam die deutsche Gruppe die zweitbeste Note nach den siegreichen Bulgarinnen und konnte die Teams aus Belarus und Spanien hinter sich lassen. „Wir hatten im Vorfeld spekuliert, dass wir, wenn alles gut läuft, vielleicht Platz sechs erreichen könnten, aber dass wir im Mehrkampf vor der Gruppe aus Belarus liegen, hätte ich nicht gedacht“, sagt Isabell Sawade. Begünstigt haben das gute Abschneiden allerdings die Fehler der anderen, erklärt die Funktionärin, die an diesem Dienstag ihren 42. Geburtstag feiert. „Mit Reifen und Keulen haben so gut wie alle Gruppen Fehler gemacht, außer den Bulgarinnen und uns. Dabei sind wir eigentlich mit fünf Bällen stabiler, da die Übung mit Reifen und Keulen recht neu ist.“

Beim ersten Weltcup nach langer Zeit läuft es bestens

„Wir haben einfach unser Bestes gegeben“, sagt Nathalie Köhn. „Mehr als die zwei Finalplätze hätten wir uns nicht wünschen können.“ Camilla Pfeffer, die Cheftrainerin der Gruppe, freut sich, dass beim ersten Weltcup nach so langer Zeit alles noch besser als nach Plan gelaufen war. „Wir wissen aus dem Training, dass die Mädchen es können. Jetzt haben sie es im Wettkampf gezeigt“, sagt die 28-Jährige, die mit der Gruppe bei den Olympischen Spielen 2012 in London Platz zehn erreicht hatte.

Auch die ersten internationalen Auftritte von Margarita Kolosov in der Meisterklasse standen in Sofia an. Die 17-Jährige habe wie beim Live-Online-Heimturnier „Gymnastik International“ am Wochenende davor alle Übungen fast fehlerfrei gezeigt, lobt Isabell Sawade. „Natürlich gibt es noch Kleinigkeiten, die verbessert werden können, aber die Premiere war mehr als solide.“ Belohnt wurde die Gymnastin vom Stützpunkt in Schmiden mit 81,05 Punkten für ihre Übungen mit Ball, Reifen, Keulen und Band und Platz 25 unter 60 Gymnastinnen. Den Sieg im Mehrkampf beim Weltcup holte sich die Israelin Linoy Ashram (98,45).

Die Corona-Tests fallen durchweg negativ aus

Die Teilnahme am für die deutschen Gymnastinnen ersten Präsenz-Wettkampf seit einem Jahr war mit vielen Vorschriften und Vorgaben verknüpft. Bevor die sechs jungen Frauen der Nationalgruppe und Margarita Kolosov als Einzelgymnastin überhaupt nach Sofia fliegen durften, mussten sie einen negativen PCR-Test vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden sein durfte. Auch der Rückweg funktionierte für die Gymnastinnen vom Bundesstützpunkt in Schmiden nur über eine Testung. Am Samstagabend konnten sich die Sportlerinnen, die Trainerinnen und die Mitglieder der verschiedenen Länder-Delegationen vor Ort in der Arena Armeets in der bulgarischen Hauptstadt testen lassen – mit nicht nur bei den Deutschen negativen Ergebnissen. Sie habe nach den Wettkämpfen am Sonntag mit Rossina Atanassova, der Organisationschefin in Sofia, gesprochen, berichtet Isabell Sawade. „Sie hat mir versichert, dass es keinen positiven Test gab. Dieser Präsenzwettkampf ist also durchweg gelungen, das war auch das Feedback von allen Beteiligten.“ Zumal auch der DTB vorgesorgt hatte. „Wir hatten einen eigenen Shuttle bestellt. Damit wir nicht im Bus mit fünf anderen Delegationen vom Hotel in die Halle fahren mussten“, sagt Isabell Sawade.

Obwohl sich die deutsche Gruppe bei ihren finalen Auftritten mit Geräten nicht fehlerfrei präsentierte, habe sich der Aufwand für die Anreise gelohnt, sagt die Teamchefin Isabell Sawade: „Allein schon wegen der neuen Erfahrung, am Sonntag in zwei Finals zu turnen, war die Teilnahme am Weltcup Gold wert.“