Ein Stadtrat aus Leinfelden-Echterdingen deutet erhebliche Probleme beim Bau der Sport- und Festhalle in Musberg (Landkreis Esslingen) an. Die Stadtverwaltung spricht vom „Unglücksraben“ unter den Baustellen, hält sich ansonsten aber bedeckt.

Musberg - Es sollte längst fertig sein.“ Wenn der Stadtrat Wolfgang Haug (FDP) an die Entwicklung der Bauarbeiten für die neue Sport- und Festhalle in Musberg denkt, hebt sich mit jedem weiteren Satz seine Stimme. „Es ist eine Geschichte ohne Ende“, sagt der langjährige Stadtrat in Leinfelden-Echterdingen verärgert. Doch es sind nicht allein die Verzögerungen und die Kostensteigerungen, die Unmut bei Haug und seiner Fraktion auslöst. Auch dass die Verwaltung ihre bisherigen zwei Berichte zu dem Vorhaben lediglich mündlich und nicht-öffentlich vorgestellt hat, sorgt für Kopfschütteln.

 

„Ich spreche das jetzt öffentlich an“, erklärt Haug. Es gebe nach seinen Informationen erhebliche Probleme auf der Baustelle. Ins Detail könne er aus rechtlichen Gründen nicht gehen, weil die Vorgänge bisher nur nicht-öffentlich im Gemeinderat oder einem seiner Ausschüsse behandelt wurden.

Anfang 2018 wurde die alte Halle in Musberg abgerissen

Eigentlich sollte die neue Sport- und Festhalle am Turnerweg in Musberg längst fertig sein. Bereits Ende 2016 wurde beschlossen, dass die 1950 gebaute Halle zum Teil abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll. Ein gutes Jahr nach dem Beschluss wurde das Gebäude abgerissen, das war Anfang 2018. Eine Fertigstellung war zuletzt für Frühsommer 2021 geplant. Wann das Gebäude tatsächlich fertig wird, will derzeit niemand mehr sagen. Die Stadtverwaltung ist momentan dabei, mit den beteiligten Firmen einen neuen Zeitplan zu erarbeiten.

Immer wieder sind auf der Baustelle in Musberg schwerwiegende Mängel aufgetreten. Von einer unzureichenden Konstruktion über die fehlerhafte Ausführung oder die Insolvenz einer Baufirma reichen die Probleme. „Es ist ein Schlamassel“, findet Haug. Dennoch müssten die Bürger über die Vorgänge beim Bau der neuen Halle informiert werden. „Es ist ja deren Geld“, so Haug. Es gehe auch um die Glaubwürdigkeit des Gemeinderates. Die bisherige Verschwiegenheit führe dazu, dass Gerüchte in Umlauf kämen.

Bei wem die Verantwortung liegt, daraus macht Haug keinen Hehl. „Der Bauherr hat die Pflicht zur Aufsicht“, erklärt er. Jeder Häuslebauer sehe auf seiner Baustelle regelmäßig nach dem Rechten. Angesichts der Entwicklung beim Hallenbau in Musberg fragt sich Haug inzwischen, wer im Rathaus wann seiner Aufsichtspflicht nachgekommen ist – oder eben nicht.

Derzeit will die Stadt öffentlich nicht mehr sagen

Die Stadtverwaltung betont indessen, dass sie mit Hochdruck an einer Fertigstellung der Baustelle arbeitet. „Wir sind mit allen Kräften dran“, sagt die Bürgermeisterin Eva Noller. Dass in der Vergangenheit viel schiefgelaufen ist, daraus macht sie keinen Hehl. „Es ist der Unglücksrabe unserer Baustellen“, meint Noller. Es habe Missverständnisse und eine Verkettung von unglücklichen Umständen gegeben. Genauer wolle sie zum derzeitigen Zeitpunkt aber nicht öffentlich darüber sprechen. Sie wolle nun keine öffentlichen Schuldzuweisungen machen, weil sie sonst weitere Verzögerungen befürchtet. Das vordergründige Ziel sei es, die Baustelle fertig zu bekommen. Aus diesem Grund geht die Bürgermeisterin momentan auch nicht davon aus, dass die regelmäßigen Berichte an den Gemeinderat öffentlich sein werden.

Ursprünglich hatte der Gemeinderat eine Kostenobergrenze von 6,9 Millionen Euro beschlossen. Es war aber schnell klar, dass diese Obergrenze nicht zu halten sein wird. Inzwischen geht das Rathaus von Kosten in Höhe von mehr als zwölf Millionen Euro aus.