In nur 17 Monaten ist die Sporthalle im Esslinger Stadtteil Weil für rund neun Millionen Euro umgebaut und saniert worden. Davon werden 3,2 Millionen Euro durch ein Förderprogramm des Bundes beigesteuert.

Esslingen - An diesem Donnerstag, zwei Tage vor der offiziellen Einweihung der aufwendig sanierten Sporthalle in Esslingen-Weil, ist dort noch auf Hochtouren geschraubt, montiert, gestrichen, gespachtelt und gewischt worden. Doch Oliver Wannek, der technische Betriebsleiter der städtischen Gebäude ist sicher, dass den Esslinger Sportlern ihr neues Domizil pünktlich übergeben werden kann. Möglich sei aber schon, dass an diesem Samstag um 11 Uhr „die Putzfrau hinten raus geht, während vorne schon die ersten Gäste reinkommen“, sagt er und lacht. Denn das rund neun Millionen teure Projekt – eines der größten in Esslingen in den vergangenen Jahren – musste unter großem Zeitdruck realisiert werden. Bis zum Ende des Jahres müssten die Sanierungsmaßnahmen „abgeschlossen und abgerechnet sein“, erklärt Wannek. Das sei die Voraussetzung für die Bewilligung eines Bundeszuschusses in Höhe von 3,2 Millionen Euro gewesen.

 

75 bis 80 Prozent der Halle sind neu

Entsprechend musste bei der Planung und der Umsetzung auf die Tube gedrückt werden: der Förderantrag wurde im November 2015 gestellt und im Februar 2016 bewilligt. Im Mai 2017 wurde mit dem Umbau und der Sanierung begonnen – und nur 17 Monate später findet die große Sause zur Eröffnung statt. In dieser kurzen Zeit wurde die Anfang der 1970er-Jahre gebaute Sporthalle am Eberhard-Bauer-Stadion komplett runderneuert. Rainer Sorg, der Sachgebiets- und Projektleiter, schätzt: „75 bis 80 Prozent sind neu“ . Und tatsächlich ist die alte Sporthalle Weil nicht mehr wiederzuerkennen. Sie hat eine schmucke Außenfassade erhalten, wird höchsten energetischen Ansprüchen gerecht und ist geradezu ideal auf die Anforderungen eines modernen Sportbetriebs mit Integrations- und Inklusionsangeboten zugeschnitten. Der Zustand der Sanitäreinrichtungen sei „katastrophal“ gewesen, sagt Wannek, ebenso wie die Wärmedämmung. Jetzt besitze die Halle „nahezu Neubaustandard“ und unterbiete in puncto Energetik die gesetzlichen Vorgaben noch um 35 Prozent.

Die einst überdimensionierte Halle, die in drei Einheiten unterteilt werden kann, ist an der Südseite verkürzt worden. Auf der eingesparten Sportfläche wurde ein Neubau errichtet, der im Obergeschoss eine große Gymnastikhalle und zwei kleine Sporträume beherbergt. Im Erdgeschoss bietet er Umkleideräume und Sanitäreinrichtungen, die barrierefrei zu erreichen sind. Apropos behindertengerecht: darauf wurde bei der Sanierung besonders großen Wert gelegt. Alle Bereiche der sanierten Sporthalle sind für Menschen im Rollstuhl oder einer Gehbehinderung über Aufzüge problemlos zu erreichen. Das gilt auch für die multifunktionalen Gruppen- und Sozialräume über dem Eingangsbereich, die in einer Betreibergesellschaft vom SV 1845 Esslingen und dem FC Esslingen gemeinsam bespielt werden sollen. Letzterer will diese unter anderem für seine Inklusionsprojekte nutzen.

Jetzt finden gut 1000 Zuschauer Platz

Im Foyer können künftig die Zuschauer und die Sportler bei Veranstaltungen bewirtet werden. Zumal auch die Zuschauerkapazität auf rund 1000 Sitzplätze aufgestockt worden ist. Denn zusätzlich zu den rund 630 Plätzen auf der bisherige Tribüne wurden mit ausziehbaren Rängen auf der gegenüberliegenden Seite weitere etwa 370 Sitzgelegenheiten eingerichtet.

Mit der Eröffnung der multifunktionalen Halle ist das Herzstück für einen im Stadtteil Weil geplanten Sportpark geschaffen. Viele Esslinger Schulen und Sportvereine werden das Gebäude künftig mit verschiedensten Disziplinen nutzen – beispielsweise ermöglicht ein Schienensystem in einem der kleineren Gymnastikräume sogar das Aufhängen von Boxsäcken. Schon jetzt sei der Belegungsplan für die in prägnanter orangener Farbe gehaltenen Halle „bereits voll“, sagt Oliver Wannek.

In der Nachbarstadt Ostfildern wird man an diesem Samstag vermutlich neidvoll in Richtung Esslingen blicken. Denn auch Ostfildern hatte für einen Neubau oder die Sanierung ihrer in die Jahre gekommenen Sporthalle I im Stadtteil Nellingen auf einen Zuschuss aus dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ gehofft. Doch nachdem Esslingen den Zuschlag bekommen hatte, wurde das Projekt in Ostfildern vorerst auf Eis gelegt und die Verwaltung strebt nun zum Bedauern der Sportler eine abgespeckte Variante vor.

Ostfildern hofft weiter auf einen Zuschuss

Eine Hoffnung bleibt ihnen aber allemal, denn eigenem Bekunden nach hat sich die Stadt Ostfildern erneut um eine Förderung im Rahmen dieses Programms beworben. Das Geld dafür ist laut dem Esslinger CDU-Bundestagsabgeordneten Markus Grübel vorhanden. In einer Pressemitteilung berichtet er, es seien mit dem aktuellen Bundeshaushalt erneut 100 Millionen Euro für eine Neuauflage des Programms bereit gestellt worden.