Das Heimatrevier des Vize-Weltmeisters Moritz Hans aus Möhringen ist das Kletterzentrum auf der Degerlocher Waldau; zu den sportlichen Zielen des fast 20-Jährigen gehören der Weltcup und Projekte in den USA.

Degerloch - In diesem Jahr soll es endlich klappen. Wenn im September bereits zum dritten Mal die besten Sportkletterer der Welt zu Gast in der Stuttgarter Porsche-Arena sind, um bei dem von einem großen fränkischen Sportartikelhersteller gesponserten Wettkampf erneut 3500 Besucher zu begeistern, dann will auch Moritz Hans endlich sein Können zeigen. Zweimal wäre das 19-jährige Nachwuchstalent aus Möhringen beim Heimwettkampf der „Rockstars“-Serie bereits startberechtigt gewesen, zweimal ist ihm etwas dazwischen gekommen. „2014 war ich krank, im vergangenen Jahr hab ich mir kurz vorher bei einer Veranstaltung in München das Außenband im Fuß gerissen. Diesmal klappt es hoffentlich mit einem Start“, sagt der Teenager, der für die Sektion Schwaben im Deutschen Alpenverein startet und fünfmal pro Woche im Kletterzentrum auf der Waldau in Degerloch trainiert.

 

Lokalmatador aus Möhringen

Der Auftritt als Lokalmatador soll für Moritz Hans freilich nicht der einzige sportliche Höhepunkt des Jahre 2016 bleiben. 16 Weltcup-Veranstaltungen hat der Weltverband der Sportkletterer (IFSC) zwischen April und November ausgeschrieben. Der Anfang wird in der Schweiz gemacht, das Finale ist in Slowenien. Dazwischen geht es unter anderem nach Indien, Japan, China, in die USA und nach München. Das Ziel des Teenagers von den Fildern, der am 29. Februar seinen 20. Geburtstag feiern wird, sind so viele Starts wie möglich in den Hauptfeldern. Das wird freilich nicht einfach, schließlich ist Hans gerade erst dem Juniorenbereich entwachsen und muss nun in der Männerklasse erst einmal durch die Qualifikation. „Bei den Junioren habe ich zu den besten fünf der Welt gehört, jetzt bei den Männern liege ich vielleicht so um Platz 35“, sagt der Möhringer.

Im vergangenen September, bei den Weltmeisterschaften der Junioren in Arco (Italien) hat der 1,80 Meter große und 69 Kilogramm schwere Modellathlet nicht nur den Sprung unter die Top fünf geschafft, sondern in der Disziplin „Overall“ den Titelgewinn nur hauchdünn verpasst. Nach den Teildisziplinen Bouldern, Speed und Lead dieses Kletter-Mehrkampfs, lag der Schwabe nach Punkten gleichauf mit dem Österreicher Matthias Erber. „Es wurde lange diskutiert, welche Unterwertung den Ausschlag gibt, und leider fiel das zu meinem Nachteil aus“, sagt Moritz Hans, der sich neben dem Titel des Vize-Weltmeisters 2015 auch den Sieg bei der deutschen Junioren-Meisterschaft und die Europacup-Gesamtwertung im Bouldern sicherte. „Eine ganz große Karriere als Profi wird nicht auf mich warten, aber die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 ist schon ein Ziel für mich“, sagt Hans, der im Herbst 2016 eine Teilnahme an der WM der Männer in Paris anstrebt.

Bouldern ist die eigentliche Leidenschaft

Auch wenn Moritz Hans schon in frühester Jugend mit dem Klettern an künstlichen Wänden in Kletterparks- und -hallen angefangen hat, seine eigentliche Leidenschaft gilt dem Bouldern (Klettern in Absprunghöhe) in der freien Natur. Häufig sucht er sich gemeinsam mit seinem älteren Bruder Philipp oder auch mit Wettkampf-Konkurrenten dafür geeignete Reviere in Deutschland und im Alpenraum. „Ich habe ein paar interessante Projekte im Kopf, ich will noch einige Big Walls machen“, sagt Hans und meint damit anspruchsvolle hohe Felswände, die nur mit Übernachtung in der Wand (Biwak) gemeistert werden können. In diesem Jahr wird es für eine solche Tour noch in den Westen der Vereinigten Staaten, genauer gesagt nach Nevada gehen. Zunächst stehen aber im März eine Indoor-Showveranstaltung in Wuppertal und im April in Köln der Deutschland-Cup auf dem Programm.