Beim Stuttgarter Sportkongress ist der Konflikt zwischen Sportvereinen und Volkshochschulen offen ausgebrochen. Die Vereine monieren, dass Volkshochschulen ihnen bei Sportkursen Konkurrenz machen und Übungsleiter wegschnappen.

Stuttgart - Um die Stimmung zwischen Sportvereinen und Volkshochschulen (VHS) ist es gegenwärtig nicht zum Besten bestellt. Weil die Bildungseinrichtungen viele Kursangebote haben, die nach Einschätzung der Sportverbände sportlicher Natur sind und mehr der Fitness als der bloßen Gesundheitsförderung dienen, wollen sie erreichen, dass dem Treiben der Volkshochschulen Einhalt geboten wird. Dies machten Wolfgang Drexler, Präsident des Schwäbischen Turnerbundes (STB), und Dieter Schmidt-Volkmar, Präsident des Landessportverbandes (LSV) Baden-Württemberg, bei einer Podiumsdiskussion anlässlich des 9. Stuttgarter Sportkongresses in Bad Cannstatt deutlich.

 

Vor allem Drexler warf die Frage auf, ob die 1985 geschlossene und zuletzt 1994 fortgeschriebene Vereinbarung zwischen dem LSV und dem Volkshochschulverband noch länger Bestand haben könne. Die Anforderungen und Rahmenbedingungen hätten sich geändert. Dass Vereine nicht als Bildungsträger gesehen würden, obwohl diese künftig auch in Ganztagsschulen ihre Kompetenzen einbringen sollen, während sich die Volkshochschulen bei ihren Sportangeboten auf die Gesundheitsbildung beriefen, sei nicht länger akzeptabel.

Volkshochschulen wollen ihre Angebote beibehalten

„Dies ist keine Kampfansage“, sagte Drexler an Hermann Huba gerichtet. Auch der Verbandsdirektor des VHS-Verbandes Baden-Württemberg sieht die Sportvereine und -verbände „nicht als Feinde“. Huba machte aber keine Hoffnungen darauf, dass die Volkshochschulen ihre Angebote einstellen. Zu Kooperationen, wie sie vielerorts praktiziert würden, sei man jedoch bereit. „Es wäre intelligent, gegenüber privaten Anbietern gemeinsam zu agieren“, so Huba. Weder für die Volkshochschulen noch für die Vereine gebe es aber ein Vorrecht, gesundheitsfördernde Bewegungsangebote zu machen.

Der Streit zwischen den Volkshochschulen und den Sportvereinen ist jetzt entbrannt, weil der SV Böblingen (SVBB), der VfL Sindelfingen und der GSV Maichingen die Clearingstelle angerufen haben, die bei Streitfragen zwischen Volkshochschulen und Vereinen vermittelt. Die drei Vereine aus dem Kreis Böblingen wollen laut dem SVBB-Sportmanager Harald Link erreichen, dass die Volkshochschule Böblingen-Sindelfingen, die sogar ein eigenes Fitness-Studio betreibt, ihre Sport- und Fitnessangebote deutlich reduziert. Mehr als 300 solcher Angebote gebe es bei dieser VHS, von Eltern-Kind-Gymnastik über Aqua-Aerobic bis hin zu Fitnessdance. „Die 79 Kurse mit Yoga, Tai-Chi oder Qigong nicht mitgezählt“, klagte Link.

Übungsleiter verdienen bei der VHS mehr

Den Sportvereinen mache nicht nur die Konkurrenz der Angebote zu schaffen, sondern auch die Tatsache, dass viele Übungsleiter, die ihre Aus- und Fortbildungen bei Vereinen gemacht hätten, zu den Volkshochschulen wechselten. Dort, so Link und Drexler, würden bis zu 30 Euro für die Übungsleiterstunden vergütet. Die überwiegend auf ehrenamtliches Engagement angewiesenen Vereine könnten sich solche Ausgaben nicht leisten.

Während die Vertreter des Sports das Bild zeichneten, die Volkshochschulen würden wegen ihrer kommunalen Trägerschaft und der besseren Finanzausstattung übervorteilt, wies Huba diese Darstellung zurück. Zwei Drittel ihrer Finanzierung müssten die Volkshochschulen landesweit über Kursgebühren selbst stemmen, 25 Prozent der Volkshochschulen – gerade im ländlichen Bereich – würden ehrenamtlich und nicht wie von den Sportverbänden behauptet mit professionellem, bezahltem Personal betrieben. Es sei wichtig, einen Aufbruch in eine gemeinsame Zukunft zu starten, „aber einfach wird das nicht“. Huba warnte davor, die einst geschlossene Vereinbarung einseitig aufzukündigen.

Victoria Schmid, sportpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, hält von solchen Schritten ebenfalls nicht viel. Die Vereinbarung zwischen den Verbänden müsse gemeinschaftlich aber weiterentwickelt werden, auch wenn sie in Teilen eine unterschiedliches Kundenklientel sehe. Während Vereinsmitglieder auch die Gemeinschaft suchten, würden Angebote der VHS meist nur temporär wahrgenommen.