Bei der Sportlergala in Leonberg hat Fußballjongleur Erik Borgmann eine Bestmarke für das Guinnessbuch gesetzt und Guido Buchwald Lust auf die Weltmeisterschaft in Brasilien gemacht.

Leonberg - Kaum waren die letzten Samba-Klänge der brasilianischen Bahia Dance Group verklungen, da gab Leonbergs Oberbürgermeister Bernhard Schuler einen Einblick in sein Seelenleben: „Ich wünschte, ich könnte meine Gemeinderäte auch so leicht auf Kommando zum Klatschen bringen wie die brasilianischen Trommler ihre Zuschauer“, erklärte er schmunzelnd. Gleich darauf erinnerte er daran, dass man am Donnerstagabend die 50. Auflage der Sportlerehrung durch die Stadt feiern konnte, weil der damalige Oberbürgermeister Otto Rexer nur ein Jahr nach der Erhebung Leonbergs zur Großen Kreisstadt im Jahr 1963 diese Veranstaltung aus der Taufe gehoben habe. „1964 – das war das Jahr, in dem die Sommerolympiade in Tokio stattfand und die Beatles ihre erste Tournee starteten“, stellte Schuler die historischen Bezüge her.

 

Zu denen gehörte auch, dass Albrecht Pflüger bei der TSG Leonberg eine Karateabteilung gründete. Für seine Lebensleistung als Karateka und Funktionär bekam Pflüger die Sportehrenmedaille der Stadt. Persönlich überreicht werden konnte sie ihm jedoch nicht, da Pflüger – Ironie des Schicksals – am Donnerstagabend noch im Krankenhaus lag, allerdings am Tag darauf schon wieder entlassen werden sollte. Insgesamt wurden von der Stadt 161 Sportler ausgezeichnet, davon allein 131 in Mannschaftssportarten. „Ein Beweis für hohen Teamgeist“, wie Moderator Andreas Klingbeil anmerkte.

Ball-Artist schafft den Guinness-Rekord

Passend zum 50-Jahr-Jubiläum fand in der Stadthalle ein Weltrekordversuch für das Guinessbuch der Rekorde statt: Der holländische Fußball-Jongleur Erik Borgmann wollte versuchen, drei Fußbälle mit einer Hand länger als zehn Sekunden in der Luft zu halten. Nach einer humorigen Vorstellung („Entschuldigung, ich komme aus Holland, aber keine Angst, ich gehe auch wieder dahin zurück“) gab der Ball-Artist den Zuschauern zunächst eine Probe seines Könnens, bei der er bis zu fünf Bälle gleichzeitig mit zwei Händen in der Luft jonglierte. Gegen 21.15 Uhr wurde es dann ernst: Unter dem rhythmischen Klatschen der Zuschauer startete er seinen ersten Versuch, der haarscharf scheiterte. 9,8 Sekunden stoppten die beiden Moderatoren und LKZ-Sportredakteure Nathalie Mainka und Andreas Klingbeil. Doch im zweiten Anlauf schaffte es Borgmann: Erst nach 10,4 Sekunden fiel einer der drei Bälle zu Boden. Nachdem der Versuch auf Video festgehalten und von zwei Zeugen protokolliert wurde, sind die formellen Voraussetzungen für eine Anerkennung des Rekordes erfüllt.

Stargast des Abends war der ehemalige VfB- und Kickers-Profi Guido Buchwald, der 1990 mit der Nationalmannschaft den letzten Weltmeistertitel nach Deutschland holte. Im lockeren Gespräch mit Andreas Klingbeil stimmte er das Publikum in der Stadthalle auf die im Juni beginnende Weltmeisterschaft in Brasilien ein. „Es ist einfach toll, wie der Fußball da gelebt wird“, machte Buchwald Lust auf das zweitgrößte Sportereignis der Welt. Es mache Spaß, den Spielrhythmus der Brasilianer anzuschauen, die Weltklassespieler wie Pelé und Zico hervorgebracht hätten. Allerdings warnte er vor den dort vorherrschenden klimatischen Verhältnissen. Den Einwand, dass die deutschen Spieler nach einer langen Saison und der Vorbereitung fußballmüde sein könnte, wies Buchwald energisch zurück: „Die Weltmeisterschaft ist ein Traum für jeden Fußballer, da ist jeder motiviert“, beruhigte er.

Der ehemalige Verteidiger erzählte auch freigiebig von seinen Erlebnissen von der Weltmeisterschaft 1990 in Italien: Ausbüchsen hätte nachts niemand müssen, da der damalige Trainer Franz Beckenbauer die Spieler an der langen Leine gelassen habe. „Wir hatten gewisse Freiheiten, aber wenn es ernst wurde, hat er die richtigen Worte gefunden“, berichtete Buchwald. Er sei oft mit Jürgen Klinsmann unterwegs gewesen, der sich am Comer See als damaliger Spieler von Inter Mailand sehr gut ausgekannt habe.

Die letzte mögliche Stellschraube: Trainerwechsel

Auch zur aktuellen Situation des VfB nahm der Ehrenspielführer des Vereins Stellung: Thomas Schneider sei ein hervorragender Trainer, der sehr jung in eine schwierige Situation geschmissen worden sei. „Wenn ein Verein in eine Extremsituation kommt, ist der Trainerwechsel oft die letzte mögliche Stellschraube“, sagte Buchwald. Ob der Wechsel angesichts des schweren Restprogramms des VfB nicht zu spät gekommen sei, mochte Buchwald nicht beurteilen: „Das weiß man erst am Ende der Saison, aber nach dem Braunschweig -Spiel gab es keine andere Möglichkeit mehr.“

Er selbst stehe für einen Posten beim VfB zur Verfügung, wenn man ihn frage, und er schließe keine Position von vornherein aus. Ob der Ehrenrat, der ihm derzeit angetragen werde, die richtige Position für ihn sei, konnte Buchwald nicht sagen: „Die Rechte und Pflichten sind für mich schwer zu fassen, aber der VfB hat im Moment ganz andere Probleme“, meinte der 53-Jährige. Ganz anders sehe die Situation bei den Stuttgarter Kickers aus, die nach dem Trainerwechsel zu Horst Steffen auf einem guten Weg seien. „Es wäre schön, wenn sie wieder in die zweite Liga kämen“, meinte Buchwald, der zugab, dass er die Farben rot und blau im Herzen trage.

Auf die Schlussfrage von Andreas Klingbeil, auf wen er zehn Euro bei der WM setzen solle, bezog Buchwald klar und unverzüglich Stellung: „Deutschland natürlich“, meinte der Weltmeister von 1990, der aber auch Gastgeber Brasilien, Spanien, Frankreich und Portugal auf der Rechnung hat.