Eine Studie des Kultusministeriums stellt fest: „Die Ganztagsschüler haben nach zwei Jahren einen signifikant höheren Leistungszuwachs als die Regelschüler.“

Birkenfeld - An der Ludwig-Uhland Schule in Birkenfeld (Enzkreis) geht ohne Jugendbegleiter nicht viel. 50 Lehrerinnen und Lehrer sind an der Verbundschule beschäftigt, dazu kommen 42 Jugendbegleiter. Diese werden vor allem im Ganztagsbereich der Grund-, Haupt und Realschule eingesetzt, und der Schulleiter Wolfgang Wiegand lobt sie in den höchsten Tönen. Allein 27 der Jugendbegleiter bestreiten weite Teile des Sportangebots und das wirkt sich aus, wie eine jetzt vorgestellte Untersuchung des sportpädagogischen Konzepts der Ganztagsschule beweist.

 

Dabei wird festgestellt: „Die Ganztagsschüler haben nach zwei Jahren einen signifikant höheren Leistungszuwachs als die Regelschüler.“ Diese Lern- und Trainingsergebnisse führen die Pädagogen nicht nur auf zusätzliche Sportstunden zurück. Die sind jedoch nicht zu verachten. Dank des intensiven Einsatzes der Jugendbegleiter gibt es an der Ludwig-Uhland-Schule fast 70 Stunden zusätzlichen Sportunterricht.

Auch die Qualität sei nicht zu verachten. Schließlich sei jeder Ehrenamtliche ein Experte in seiner Sportart. Und sie schlagen gleich noch die Brücke zu den örtlichen Vereinen, sagt Wiegand. Das Argument hat Gewicht. Immerhin befürchten viele Vereine und Verbände, dass Ganztagsschulen den Kontakt von Kindern und Jugendlichen zu Vereinen erschweren. Die Sportjugendbegleiter in Birkenfeld sind alle Übungsleiter, Schülermentoren oder Sportmentoren ihrer Vereine.

Die örtlichen Vereine profitieren auch

Die Schwimminstruktoren kommen von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), andere vertreten den örtlichen Tischtennisclub oder den Turnverein, auch Judoka vom Pforzheimer Judoclub sind dabei. Nur zu den Birkenfelder Fußballern ist der Kontakt zum Bedauern des Rektors noch nicht zustande gekommen. Da sieht Wiegand Entwicklungsbedarf. Fußball gibt es trotzdem, aber halt von einem Jugendleiter, der nicht vom ortsansässigen Verein ist. Die Vereine profitieren nach Wiegands Einschätzung durchaus. Besonders der Tischtennisclub und der Turnverein hätten durch die Kooperation Mitglieder gewonnen.

Doch die zusätzlichen Stunden und das Training durch Experten sind nicht alles. Die Schule verzeichnet „eine bislang nicht gekannte Effektivität“ des Sportangebots. Das führt man auch darauf zurück, dass die Jugendbegleiter einen anderen Zugang zu den Schülern haben und die Kinder und Jugendlichen „oft besser motivieren können“. So werde das Angebot der Schule bereichert und verstärkt. Auf die Jugendbegleiter könne man sich verlassen, sagt der Rektor. Viele seien Studenten oder ältere Schüler und zeitlich flexibel. Auf andere wird der Einsatz abgestimmt. So gibt die Turnleiterin morgens in den ersten beiden Schulstunden Sport, ehe sie ihren Job in der Bank antritt. Sollte jemand ausfallen, schicken die Vereine Ersatz. „Das klappt in den meisten Fällen“, berichtet der Rektor.

Der koordinierende Sportlehrer hat noch Wünsche

Wolfgang Wiegand betrachtet die Kooperation zwischen Jugendbegleitern, Sportverbänden und Ganztagsschule als ein Erfolgsmodell, das für andere Städte exemplarisch sein könnte. Die Stadt fördert die Jugendbegleiter mit 10 000 Euro im Jahr, von der Jugendstiftung des Landes kommen 8500 Euro. Ans Land hat der Schulleiter durchaus Wünsche. Der Sportlehrer bekommt eine Deputatstunde für die Betreuung der Jugendbegleiter angerechnet. Das reicht bei Weitem nicht. So könnte er mit jedem Begleiter in der Woche eine Minute sprechen. Drei Stunden wären angemessen, findet Wiegand. Denn alles was über das reine Training hinausgeht, übernehmen die Lehrer. Gibt es Konflikte zu klären, tritt der Lehrer auf den Plan. Bekäme er mehr Zuschüsse, würde der Schulleiter in Birkenfeld das Programm stärker auf die Regelschule ausweiten.

Zurzeit hat nach Angaben des Kultusministeriums jede zweite Schule, die Jugendbegleiter einsetzt, offenen oder gebundenen Ganztagsbetrieb. Das Programm ist jedoch ein zentraler Baustein im Vorhaben des Landes, bis zum Jahr 2014 an 40 Prozent der allgemein bildenden Schulen Ganztagsbetrieb anzubieten. Die jährlichen Evaluationen zeigen, dass anfängliche Bedenken zurückgegangen sind.