Der FC Bayern hat dank Präsident Uli Hoeneß seine Liebe zum Basketball entdeckt und feiert Erfolge. Auch im Eishockey dominiert München. Stuttgart hinkt hinterher – aber mit erweitertem Engagement des VfB könnte sich das ändern.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

München - Was haben die Sportstädte München und Stuttgart gemeinsam? Keine Bundesliga-Turner mehr. Nachdem der FC Bayern seine Abteilung schon 2014 aufgelöst hat, zieht sich der MTV Stuttgart am Saisonende zurück. Dabei waren beide Riegen schon Deutscher Meister. Ein Aushängeschild gewissermaßen. Das jetzt nicht mehr nötig ist – zumindest in der bayerischen Landeshauptstadt. Dort feierte man 2018 das Triple. Nicht im Fußball, da blieb lediglich der fast schon obligatorische Meistertitel, dafür gab es den gleich auch noch im Eishockey (Red Bull) und Basketball, ebenfalls durch die Bayern.

 

Große Fußballclubs mischen auch im Basketball mit

Das tat gut. Allen voran Uli Hoeneß. Denn der FCB-Präsident hat längst auch seine Liebe für die Korbjäger und deren internationale Bedeutung entdeckt. Schließlich haben vor allem die großen Clubs in Südeuropa – wie Real Madrid oder der FC Barcelona, Benfica Lissabon oder der FC Porto, Panathinaikos Athen oder die Istanbuler Vereine – auch erfolgreiche Basketballer (und/oder Handballer) in ihren Reihen. Und sei es nur aus Prestigegründen. Denn ein Geschäft ist es nicht gerade, wie die jüngsten Zahlen der Königlichen aus Madrid unterstreichen.

Die Mannschaft wurde zwar Sieger der Euroleague (der höchsten Spielklasse im Basketball), doch das hatte seinen Preis. In der aktuellen Bilanz standen Ausgaben von 44 Millionen Euro und ein Minus von knapp 30 Millionen, das vom Club ausgeglichen wurde. Diese Art der Gegenfinanzierung gibt es bei den Bayern nicht, zumindest nicht direkt. Die Abteilung mit einem geschätzten Budget von an die 20 Millionen Euro (Hoeneß: „Wir haben unheimlich viel Geld investiert“) trägt sich zwar selbst, wobei die Sponsoren teilweise identisch sind mit denen der Fußballer. „Ich habe mein Netzwerk eingebracht“, sagt Hoeneß zur Schützenhilfe.

Ludwigsburger am Limit – nächster Schritt in Stuttgart?

Vom FC Bayern profitiert auch die Liga. „Es wäre gut“, sagt BBL-Präsident Alexander Reil, „wenn wir noch zwei, drei solcher Marken hätten.“ Allerdings in einem gesunden Mischverhältnis zu den anderen Clubs wie den MHP Riesen Ludwigsburg, deren Chef Reil ebenfalls ist – seit 16 Jahren. Die vergangene Saison ging mit Platz drei in der Liga und dem Final Four in der Champions League als erfolgreichste in die Clubgeschichte ein. Doch Reil weiß: „Wir müssen realistisch bleiben.“ Es werde kein Selbstläufer, erneut die Play-offs zu erreichen. Mit dem Fünf-Millionen-Etat stoßen die Riesen an ihre Grenzen, genau wie in der Arena mit ihren maximal 4500 Plätzen. „Wir sind hier limitiert“ sagt Reil, was nichts gegen die „tolle Stadt Ludwigsburg“ heißen soll. Doch der Funktionär erklärt: „Wenn wir den nächsten großen Schritt machen wollen, geht das nur in Stuttgart.“ Und mit dem VfB? Der hält sich bedeckt, auch wenn einige seiner Profis immer mal wieder als Gast in der MHP-Arena weilen. „Im Moment hat für uns Priorität, unsere direkten Themen umzusetzen, den VfB Stück für Stück zu stärken und weiter zu entwickeln“, sagt Präsident Wolfgang Dietrich, „in der Leichtathletik sind wir als Verein in der Lage unsere Spitzenathleten so zu unterstützen, dass sie national und auch international erfolgreich sind.“

Bittenfeld zeigt es vor

Ähnlich wie die Handballer des TV Bittenfeld, die 2015 den Schritt nach Stuttgart gewagt haben, spüren auch die Basketballer, dass Gesprächspartner mit dem Namen Ludwigsburg überregional nicht unbedingt etwas anfangen können. Bei Stuttgart wäre das anders, erst recht unter dem Dach des VfB. „Der Ansatz anderer Clubs, sich bei weiteren Teamsporten im Spitzenbereich zu engagieren, ist ein interessanter Aspekt, über den es sich lohnen könnte, in Zukunft nachzudenken“, sagt Dietrich. „Aktuell ist das aber nicht auf unserer Agenda.“

Selbst wenn eine Kooperation Realität werden würde, wäre für Reil klar: „Dann müsste man in den Top 5 mitspielen“ – anders sei in Metropolen keine Aufmerksamkeit zu bekommen. Das wäre ganz in Hoeneß’ Sinne: „Ich würde mir wünschen, dass die eine oder andere Großstadt eine Basketball-Abteilung mitspielen ließe.“ Er denkt an Hamburg, Köln – oder Stuttgart: „Das sind Städte mit wunderbaren Hallen.“

Anders ist die Situation in Ludwigsburg. „Wir werden hier in den nächsten 20 Jahren keine neue Arena bekommen“, sagt Reil. Die Riesen wandeln auf einem schmalen Grat, während der FC Bayern unaufhaltsam Richtung Gipfel marschiert. Als Meister spielt der Club in der Euroleague. „Wir wollen auf Dauer eine A-Lizenz für die Königsklasse“, sagt Hoeneß – das würde einen automatischen Startplatz bedeuten. Die Vorzeichen stehen nicht schlecht: Unabhängig von ihrer sportlich Qualifikation haben die Bayern für dieses und nächstes Jahr eine Euroleague-Wildcard erhalten.

Konkurrenz leidet unter Bayerns Basketball-Erfolg

Und bald folgt das größte Geschenk – die neue Halle. Mit 10 000 Plätzen. Der Bau wird durch die Kooperation mit dem EHC Red Bull München möglich, der zuletzt dreimal den Titel in der DEL abgegrast hat. Mit der Infrastruktur wird die Position der Basketballer und Eishockeyspieler von 2021 an nochmals gestärkt. „Die Halle“, meint Hoeneß gewohnt selbstbewusst, „wird die tollste, die es auf der Welt gibt.“ Zum Leidwesen der Konkurrenz. Wie sagte Basketball-Legende Svetislav Pesic, Coach des Euroleague-Rivalen FC Barcelona, neulich im Interview mit unserer Zeitung? „Die Zukunft gehört dem FC Bayern. München hat Voraussetzungen wie kein anderer Verein in Europa.“

Da lässt sich der Verlust einer Turn-Abteilung locker verschmerzen.