Sportvereine sollen 20 Prozent Energie einsparen. Viele der vom Verband angeregten Maßnahmen sind aber nicht leicht umzusetzen.

Es ist ein Schreckensszenario für Breitensportler, die meist erst abends nach der Arbeit ihrem Hobby nachgehen können: Die Stadt Mainz hat in der vergangenen Woche Nägel mit Köpfen gemacht und ihren Vereinen den Betrieb der Flutlichtanlagen nach 21 Uhr verboten. „Ein vollkommen falsches Signal“, findet Erich Hägele, Präsident des Sportkreises Rems-Murr. Ihm sei bislang nicht bekannt, dass Kommunen im Kreis einen ähnlich drastischen Schritt planen würden. „Ein generelles Flutlichtverbot ist definitiv der falsche Ansatz“, betont Hägele. Freiluftsportler müssten aber bereit sein, Trainingszeiten am späten Abend zu reduzieren oder in die Halle auszuweichen.

 

20 Prozent Energie sollen eingespart werden

Um erneute Einschnitte in den Sportbetrieb wie während der Corona-Pandemie zu verhindern, hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) seine bundesweit rund 90 000 Sportvereine mit 27 Millionen Mitgliedern dazu aufgerufen, in den kommenden Monaten mindestens 20 Prozent Energie einzusparen. Der zwölfseitige Stufenplan reicht von kurzfristigen Maßnahmen, wie verringerten Duschzeiten und bedarfsgerechtem Heizen und mehr Training bei Tageslicht, bis hin zu langfristigen Lösungen, wie dem Umstieg auf regenerative Heizsysteme und sparsamere LED-Beleuchtungen. Maßnahmen, die nach der Corona-Pandemie in zahlreichen Amateurvereinen, die die vergangenen zwei Jahre ohnehin finanziell schwer getroffen haben, kaum realisierbar sind. Selbst der DOSB räumt ein, dass bei vielen Klubs nach zwei Jahren Corona-Pandemie die Reserven aufgebraucht seien. „Viele Vereine werden die explodierenden Energiekosten kaum stemmen können“, sagt Torsten Burmester, Vorstandsvorsitzender des DOSB.

Viele Details im Nutzungsverhalten sind allerdings nicht so einfach umsetzbar. Das Nutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln gestaltet sich insbesondere auf dem Land als kompliziert. Da vorwiegend schulpflichtige Kinder und Berufstätige in den Vereinen aktiven sind, ist ein kompletter Flutlichtverzicht, nun wo es bereits im Herbst am späten Nachmittag dunkel wird, kaum umsetzbar.

Neue Anschaffungen werden gründlich geprüft

Der zusätzliche Hinweis des Verbands, neue Anschaffungen gründlich zu prüfen, ist für die Vereine ohnehin nichts Neues. „Erst recht durch Corona haben wir alle bislang noch nie gelebt wie die Maden im Speck“, gibt etwa Gabriel Bieg, Geschäftsführer des TV Oeffingen, zu bedenken.

Allein nur die Schließung von Schwimmbädern oder Sportstätten zu verhindern, dürfte wohl nicht ausreichen, um manchen Verein vor dem finanziellen Kollaps zu bewahren. „Der organisierte Sport kann mit seinen 90 000 Sportvereinen und den 27 Millionen Mitgliedschaften eine ungeheure Kraft entwickeln, auch beim Thema Energiesparen. Aber auch diese Kraft ist endlich“, sagt DOSB-Vorstand Burmester. Nach dem Training künftig kalt zu duschen, dürfte für die Vereine in der Region wohl noch das kleinste Opfer darstellen.