Fußball spielen ist kinderleicht, aber das Nehmen bürokratischer Hürden ist kein Kinderspiel.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Der Junge kann was. Obwohl gerade einmal 16 Jahre alt, ist Mohamed Achraf-Kadmiri schon ein wahrer Ballkünstler. Am Samstag steht er auf dem Kunstrasenplatz des SV Möhringen an der Lohäckerstraße. Wenn an diesem Tag ein Torschützenkönig hätte gekrönt werden sollen, Mohamed hätte gute Chancen gehabt, den Titel zu holen. Aber darum geht es an diesem Vormittag nicht.

 

Der SV Möhringen und der Freundeskreis Flüchtlinge haben zu einem Aktionstag eingeladen. Etwa 60 Flüchtlinge aus den Einrichtungen an der Möhringer Landstraße und am Lautlinger Weg und genauso viele Spieler des SVM sind gekommen. Für Karl-Heinz Kulow ist es ein erstes Kennenlerntreffen. An den Stammtischen und in den Vereinen werde derzeit viel über die Flüchtlingssituation diskutiert, sagt der Vereinsvorsitzende und ergänzt: „Wir wollen Nägel mit Köpfen machen und nicht nur schwätzen, sondern was schaffen.“ Der Verein sei sich seiner sozialen Verantwortung bewusst. Sport könne einen großen Beitrag zur Integration der Flüchtlinge leisten.

Vereinsmitglieder wollen Flüchtlingen helfen

Doch in der Praxis ist das alles gar nicht so einfach. Damit Flüchtlinge regelmäßig beim SV Möhringen trainieren können, müssen sie Mitglied werden. Nur so sind sie zum Beispiel versichert, sollte etwas passieren. Damit Flüchtlinge an offiziellen Spielen teilnehmen können, brauchen sie einen Spielerpass. Und bis sie den bekommen, müssen viele bürokratische Hürden genommen werden. „Da gibt es Vorschriften, dass Kontakt zu den Herkunftsländern aufgenommen werden muss, damit die Spieler nicht für mehrere Mannschaften gleichzeitig gemeldet sind“, sagt Werner Bartel kopfschüttelnd. Er ist der Leiter der Abteilung Fußball. „Wir sind alle ehrenamtlich im Verein tätig und müssen erst einmal lernen, wie das alles funktioniert“, ergänzt Kulow. Mittlerweile gibt es einige Leitfäden, zum Beispiel vom Deutschen Olympischen Sportbund. Doch der kostet knapp zehn Euro. Kulow kann nicht verstehen, weshalb die Vereine erst einmal Geld in die Hand nehmen sollen, um den Flüchtlingen helfen zu können.

Er hat es aber dennoch getan. Und im Verein hätten sich schon einige Mitglieder dazu bereit erklärt, den Flüchtlingen beim Ausfüllen der Formulare zu helfen, sagt Bartel. Beide sind sich sicher, dass der Verein es hinbekommt, dass einige Flüchtlinge dann ein Jahr lang beitragsfrei beim SV Möhringen trainieren können. An Spielerpasse wollen die beiden aber lieber noch nicht denken. Obwohl Mohamed und auch einige andere junge Flüchtlinge, die an diesem Tag auf dem Platz stehen, durchaus eine große Bereicherung für die einzelnen Mannschaften wären.

Freundeskreis begrüßt das Engagement des Sportvereins

Aber das ist nicht der Punkt.„Mit dem Sport können Brücken geschlagen werden“, ist Bartel überzeugt. Insbesondere der Fußball funktioniere ohne viele Worte. Und vor allem: Sport macht Spaß. Das findet auch Mohamed Achraf-Kadmiri. Der Marokkaner lebt seit vier Monaten in Deutschland. In Casablanca hat er in seiner Altersklasse bereits in der ersten Liga gespielt. Nun würde er gern in Deutschland Anschluss finden und beim SV Möhringen wieder gegen den Ball treten. „Auf dem Fußballplatz lernt man schnell neue Freunde kennen“, sagt der 16-Jährige.

Die Mitglieder des Freundeskreises freuen sich über das Engagement des Sportvereins. „Mit diesem Aktionstag leistet der SVM wichtige Integrationsarbeit. Heute kommen Menschen aus allen Altersgruppen und allen Kulturen zusammen“, sagt Sarah Upmaier. Der Sportverein habe viel Arbeit in diesen Tag investiert.