Stuttgarter Sportwagenhersteller Diese Vorteile sieht Porsche in der China-Krise

Porsche-Chef Oliver Blume (links) und Finanzvorstand Lutz Meschke Foto: imago/Hannelore Förster

Ausgerechnet im größten Automarkt der Welt brechen die Verkäufe um ein Drittel ein. Das belastet das Ergebnis, nicht aber die Zuversicht des Managements.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau : Klaus Köster (kö)

Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche bekommt die China-Krise heftig zu spüren. Weil der Markt dort insgesamt schwächelt und es kaum Interesse an luxuriösen E-Fahrzeugen gibt, musste Porsche dort einen Einbruch um ein Drittel hinnehmen. Doch das ist für die Stuttgarter nur die eine Seite der Halbjahresbilanz.

 

Denn die Auslieferung an Kunden insgesamt sanken lediglich um 6,8 Prozent und gingen damit deutlich weniger zurück als der Rückgang in China erwarten ließe. „Wir haben es geschafft, den Rückgang in China durch eine starke Entwicklung in anderen Regionen weitgehend auszugleichen“, sagte Porsche-Chef Oliver Blume bei der Präsentation der Halbjahreszahlen vor Journalisten. „Unser globaler Fußabdruck bei den Verkäufen war noch nie so ausgeglichen wie heute“, ergänzte Porsche-Vize und Finanzchef Lutz Meschke.

Mit dem China-Absatz sinkt die Abhängigkeit

Die ausgeglichenere Verteilung der Verkäufe über die einzelnen Weltregionen zeuge zudem von einer gestiegenen Unabhängigkeit vom chinesischen Markt und von der Robustheit des Geschäftsmodells. Und er machte die Gegenrechnung zum Rückgang in China auf: Angesichts des auf knapp 20 Prozent gesunkenen China-Anteils am Absatz stammten nun 80 Prozent der globalen Verkäufe aus Europa, Nordamerika und den übrigen Märkten wie zum Beispiel Südostasien, so Meschke. Nicht zuletzt belege die Entwicklung in China, dass man den so genannten Value-over-Volume-Ansatz ernst nehme, also lieber auf Stückzahlen verzichte als über hohe Rabatte die Verkäufe anzufachen.

Auch beim Produktmix gab es eine vergleichsweise günstige Entwicklung – während der Absatz um knapp sieben Prozent sank, verringerte sich der Umsatz lediglich um knapp fünf Prozent, was auf einen höheren Anteil teurerer Fahrzeuge hindeutet. Das kann allerdings nicht über den Einbruch beim operativen Gewinn um 20 Prozent hinwegtäuschen, sodass die Umsatzrendite von 18,9 auf 15,7 Prozent sank. Dieser hängt vor allem mit der Umstellung der Modellpalette zusammen – fünf der sechs Baureihen werden demnächst oder wurden in den vergangenen Monaten erneuert, was zunächst hohe Kosten und sinkende Absatzzahlen verursacht, bevor die neuen Modelle dann für den erwarteten Schub bei Absatz, Umsatz und Gewinn sorgen können. Der Panamera, der 911 und der vollelektrische Taycan sind bereits in den Markt gestartet; nun konkretisierte das Unternehmen auch die Planung für den vollelektrischen Kleingeländewagen Macan, dessen Produktion sich durch Softwareprobleme bei der Volkswagen-Softwaretochter Cariad um Jahre verzögert hat. Er soll nun von September an ausgeliefert werden.

Erst mal nur ein Zwischenhoch

Dennoch erwartet das Unternehmen in der zweiten Hälfte wieder schwächere Geschäfte – und das, obwohl es im zweiten Quartal deutlich aufwärts ging. Nach dem Ausfall eines Lieferanten für Aluminiumteile wird es voraussichtlich zu mehrwöchigen Unterbrechungen der Produktion kommen. Die Ausfälle werde man nicht alle im Jahresverlauf wettmachen können, so dass Porsche die erwartete operative Umsatzrendite für das Gesamtjahr von 15 bis 17 auf eine Spanne von 14 bis 15 Prozent senkte.

Die Risiken der Exklusivität

Die Exklusivität des Unternehmens beschert dem Unternehmen Renditen, von denen andere Autohersteller nur träumen können. Sie hat auf der Produktionsseite aber ihren Preis. Wegen der geringen Stückzahlen lohnt es sich nicht immer, auf mehrere Lieferanten zu setzen, wodurch sich Ausfälle vergleichsweise stark auswirken. Der nun durch eine Überschwemmung lahmgelegte Aluminium-Lieferant hat offenbar auch andere Hersteller beliefert, aber keiner davon ist so stark betroffen wie Porsche – vielleicht auch deshalb, weil diese dank höherer Stückzahlen auf mehrere Lieferanten setzen und das Beschaffungsrisiko besser absichern können. Auch bei den Batteriezellen gibt es teilweise erhebliche Abhängigkeiten – so kündigte Porsche erst vor kurzem an, mit hohen Millionenbeträgen in die Rettung des Ellwanger Batterieherstellers Varta einsteigen zu wollen, um diesen wichtigen Lieferanten von Batterien zu retten, die für das Hybridfahrzeug 911 Carrera GTS essenziell sind.

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