Zweitens kann man Schrift nicht nur ästhetisch, sondern auch funktional betrachten. Die regelfreien Texte der Verkäufer beim Internetauktionshaus Ebay, der Mitglieder auf Facebook oder der Kommentatoren in den Foren der Nachrichtenwebseiten erfüllen bis zu einem gewissen Grad ja ihre Funktion, nämlich die intendierten Informationen ihren Lesern zu vermitteln. Das Problem liegt in der Einschränkung. "Bis zu einem gewissen Grad" machten sich auch die frühmittelalterlichen Texte ohne Wortabstand den Mönchen verständlich. Sie bürdeten aber die Last des Verstehens den Lesenden auf. Das Verschwinden des Kommas macht es mühseliger und fehleranfälliger, fremde Texte zu lesen. Doch die Verantwortung dafür trägt wieder der Leser, nicht der Autor.

 

Einer müsse sich halt quälen, pflegt der Sprachkritiker und Journalistenausbilder Wolf Schneider gern zu sagen, entweder der Autor oder der Leser. Autoren, die das Komma für überflüssigen Firlefanz halten, die ganz allgemein auf die Regeln der Zeichensetzung und der Rechtschreibung pfeifen, machen mit ihrer Haltung klar, was sie in Wirklichkeit sind: Egoisten.