Wer langsam spricht, hat es nicht leicht. Nicht nur, dass andere leicht die Geduld beim Zuhören verlieren, sie unterstellen – laut einer Studie – zögerlich Sprechenden oft auch Lügner zu sein.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Grenoble - Schlechte Nachrichten für Menschen, die auf Fragen gerne mal vergleichsweise langsam antworten: Sie werden von ihrem Umfeld vermutlich eher als Lügner wahrgenommen. Das legt zumindest eine französische Studie nahe, deren Ergebnisse im „Journal of Personality and Social Psychology“ veröffentlicht wurden.

 

Demnach beeinflusst die Länge des Zögerns, als wie aufrichtig eine Antwort wahrgenommen wird – ein Phänomen, das den Forschern zufolge ernst zunehmende Folgen für Verhöre im polizeilichen Kontext oder Gerichtsverhandlungen haben kann.

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Rückschlüsse für Aufrichtigkeit

„Die Bewertung der Aufrichtigkeit anderer Menschen ist ein allgegenwärtiger und wichtiger Teil sozialer Interaktionen“, erklärt Hauptautor und Psychologe Ignazio Ziano von der Grenoble École de Management. „Unsere Forschung zeigt, dass die Reaktionsgeschwindigkeit ein wichtiger Anhaltspunkt ist, auf den Menschen ihre Rückschlüsse für die Aufrichtigkeit stützen.“

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Konkret führten Ziano und der Psychologe Deming Wang von der James-Cook-Universität Singapur eine Serie von Experimenten mit mehr als 7500 Teilnehmern durch. In jedem Szenario variierte die Antwortzeit von sofort bis zu zehnsekündiger Verzögerung.

In allen Experimenten wurden verzögerte Antworten durchweg als weniger aufrichtig eingeschätzt. Dabei reichte schon eine Verzögerung von zwei Sekunden, damit eine Antwort als unehrlicher wahrgenommen wurde.

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