Der Sprung in die Dritte Liga kommt überraschend. Jetzt wird auch mit Frisch Auf Göppingen kooperiert. Damit können junge Talente des Bundesligisten über ihr Zweitspielrecht Spielpraxis beim TV Plochingen sammeln.

Plochingen - Im Leistungssport wird möglichst wenig dem Zufall überlassen. Um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen, wird analysiert, geplant und investiert. Dennoch gibt es auch auf hohem Niveau die unerwarteten und damit umso mehr begeisternden Erfolge. Die Handballer des TV Plochingen sind ein gutes Beispiel dafür. Sie sind in der vergangenen Saison in die dritthöchste deutsche Spielklasse aufgestiegen, ohne es darauf angelegt zu haben. „Der Aufstieg ist passiert“, sagt der Abteilungsleiter Dieter Hermann und fügt selbstbewusst an: „Als Konsequenz einer ruhigen Vereinspolitik.“

 

Ein Konzept und gewachsene Strukturen

Es mag sein, dass der Sprung von der Oberliga Baden-Württemberg in die Dritte Liga Süd überraschend kam und „nicht unbedingt unser Ziel war“, wie Hermann erklärt. Doch ist er das logische Ergebnis einer Entwicklung, die vor sechs Jahren ihren Lauf nahm. Damals standen die TVP-Handballer vor dem Zwangsabstieg in die Landesliga. Doch sie berappelten sich und seitdem zeigt ihre Leistungskurve nur noch nach oben. „Wir haben ein Konzept gehabt und gewachsene Strukturen“, beschreibt Hermann die Basis des Erfolgs. Dazu zähle ein Stamm von vielen kleineren Sponsoren ebenso wie eine fundierte Nachwuchsarbeit: „Bei uns spielen 250 Kinder Handball.“

Diese für die Gesellschaft wertvolle Arbeit werde auch nicht durch ein „finanzielles Abenteuer“ gefährdet, betont Hermann, „dazu sind wir zu solide“. Den Handballmädchen und -jungen des TV Plochingen fühle sich der Verein verpflichtet, der ersten Männermannschaft komme hier eine Vorbildfunktion zu. Beispielsweise sei in der rund 800 Zuschauer fassenden Schafhausäckerhalle eine Kindertribüne aufgebaut, von der aus 50 bis 100 Handballkids ihre Idole anfeuern.

Erfahrene Spieler sind zu teuer

Das wird auch am Samstag, 24. August, der Fall sein, wenn mit dem Heimspiel gegen den VfL Pfullingen ins Abenteuer Dritte Liga gestartet wird. Ironie des Schicksals: mit Daniel Brack, dem Sohn des „Handballprofessors“ Rolf Brack, sitzt ausgerechnet jener Mann als Trainer auf der Pfullinger Bank, der den TV Plochingen in den vergangenen sechs Jahren als Spieler und Übungsleiter bis in diese sportlichen Sphären geführt hatte. Er suchte für die kommende Saison eine neue sportliche Herausforderung, „wir sind als Freunde auseinander gegangen“, sagt Dieter Hermann.

Erfahrene Spieler zu verpflichten, um das Ziel Klassenverbleib zu erreichen, „können wir uns nicht leisten“, sagt Hermann. Deshalb sei die Kooperation mit dem Bundesligisten Frisch Auf Göppingen „ein zentraler Pfeiler unserer Arbeit“. Mit einem Zweitspielrecht ausgestattete junge Handballer können so zum Drittligaeinsatz bei den Plochingern kommen. Davon profitierten beide Seiten.

Für Göppingen und Plochingen eine Win-Win-Situation

Das sieht der Frisch-Auf-Pressesprecher Alexander Kolb, der von einer Win-Win-Situation spricht, ganz genauso. „Wir haben sehr gute Jugendteams, aber keine zweite Mannschaft.“ Deshalb würden die besten, die aus der A-Jugend herauskämen zwar bei der Bundesligamannschaft mittrainieren, aber zum Mitspielen in der Eliteklasse fehle es meist noch an den körperlichen Voraussetzungen. „Deshalb sind für die notwendige Anschlussförderung Kooperationspartner aus der Dritten Liga genau das Richtige“, betont er.

Kolb ist, wie er sagt, „wahnsinnig froh, dass mit dem TV Plochingen jetzt auch ein Verein aus der direkten Nachbarschaft zu diesen Partnern gehört“. Frisch Auf habe viele Talente aus dem Fils- und dem Neckartal, die nun in nächster Nähe eine Herausforderung fänden.

Das Team-Durchschnittsalter liegt bei nicht einmal 23 Jahren

Mit einem Durchschnittsalter von nicht mal 23 Jahren startet das Plochinger Kollektiv daher in das Abenteuer Dritte Liga. Verstärkt wird das Team bei Heimspielen durch das mitfiebernde Publikum. Dazu zählt auch der Bürgermeister Frank Buß. Es sei ein „schönes Gefühl“, dass in der Sportstadt Plochingen Spitzenhandball geboten werde, sagt er und spricht von einem „wichtigen Impuls für die Jugend“. Bei aller Euphorie, die der Aufstieg entfacht hat, ist sich der Abteilungsleiter Dieter Hermann allerdings bewusst, dass der TVP in der neuen Saison die Rolle des Underdogs einnehme. Es gehe lediglich darum, drei Teams hinter sich zu lassen.