Spurensuche auf der Insel Sansibar Die Heimat von Freddie Mercury

Das Freddie-Mercury-Museum auf Sansibar widmet sich dem Leben und Werk des Queen-Sängers. Foto: Molitor

Sansibar ist mehr als weißer Strand und Gewürznelken: Seit fünf Jahren erinnert ein kleines Museum im Geburtshaus von Freddie Mercury an das Leben des legendären Queen-Sängers.

„We Will Rock You“: Der charismatische Queen-Superstar wurde am 5. September 1946 auf Sansibar geboren. Als Farrokh Bulsara, erstes Kind des britisch-indischstämmigen Botschaftsangestellten Bomi und seiner Frau Jeran. Mitte der 1950er kam Mercury nach Indien in das englischsprachige Internat St. Peter in Panchgani. Dort gab man ihm seinen Spitznamen: Freddie. Das blieb. Der Nachname Mercury kam erst Anfang der 1970er hinzu. Wie der Götterbote.

 

Im Viertel Shangani verbrachte Farrokh Bulsara seine Jugend

„Bohemian Rhapsody“: Mercury-Geschichten. Andrea Boero und Javed Jafferji erinnern seit Ende 2019 in Mercurys Geburtshaus im Viertel Shangani an Farrokhs/Freddies Kindheit und Jugend. Und an viel mehr. Sie zeigen das alte Stone Town unter britischer und arabischer Herrschaft und die Straßen, in denen der Junge zur Schule ging und nach dem Unterricht zum Strand lief. Auf einem alten Foto sieht man das Mnazi-Mmoja-Krankenhaus und eine Geburtsurkunde mit durchgestrichenen und neu geschriebenen Personaldaten. Ein Beamter hatte zunächst alles falsch geschrieben.

Sansibar liegt vor der Küste von Tansania Foto: STZN

„Don’t Stop Me Now“: So steht es an der weißen Museumswand. Weiter im Text: „Ich habe gerade eine so gute Zeit.“ In gut einer halben Stunde ist man durch. Doch die Museumsmacher geben sich Mühe. Ihr Haus informiert über die kulturelle Tradition des Parsismus, in der Mercury heranwuchs, wie sich die Parsen in den 1940er Jahren kleideten, wie die Rituale in längst abgerissenen zoroastrischen Tempeln aussahen. Mercury ist als Säugling zu sehen, der auf einem Hocker in einem Fotostudio posiert. Neben Kindheitserinnerungen erfährt der Besucher viel über jene Zeit, in der Mercury in Indien studierte, seinen ersten musikalischen Erfolgen nach seiner Übersiedlung nach Großbritannien, wo er 1970 die Gruppe Queen gründete – inklusive Klavier, Jacken und Anzügen. Ein gut aussehender Mann mit einem buschigen Lippenbart, der nur ein musikalisches Ziel hatte: „Ich werde kein Star sein, ich werde eine Legende sein.“

„The Show Must Go On“: Die gewünschten Erfolge stellten sich tatsächlich ein. Mit über 300 Millionen Tonträgern ist Queen eine der umsatzstärksten Bands der Geschichte. Das Museum zeigt auch die letzten Lebensjahre des schwer kranken Musikers. Mercury starb am 24. November 1991 an Aids in London-Kensington.

„I Want to Break Free“: Der deutschsprachige Stadtführer Salum Ali Salum führt die Besucher durch Stone Town vorbei an den Häusern aus Korallenstein und Mangrovenholz. Sie stehen in den engen Gassen dicht an dicht – ein Zusammenspiel von swahilischen, indischen, arabischen und europäischen Traditionen. Es ist sinnvoll, das Museum als Teil der Geschichte von Stone Town und Sansibar zu betrachten und als hervorragende Ergänzung etwa zu jenem Museum neben der anglikanischen Kirche und dem von einem Zigarettenkonzern gesponserten Denkmal, die an den grausamen Sklavenhandel in Stone Town erinnern. Sansibar war um die Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur der weltweit größte Produzent von Gewürznelken. Salum Ali Salum zeigt auf das Denkmal, in dem schwarze Menschen in einer Grube mit Ketten gefesselt sind: „Hier war auch der größte Markt für Sklavenhandel an der ostafrikanischen Küste.“ Der Weg vorbei am Haus des Sklavenhändlers Tippu-Tip führt zur 1880 fertiggestellten anglikanischen Kirche, die im Zentrum des Menschenhandels erbaut wurde und deren Altar sich genau dort befindet, wo Sklaven vor ihrem Martyrium im Nahen und Mittleren Osten ausgepeitscht wurden. Erst 1909 wurde die Sklaverei in Ostafrika endgültig abgeschafft.

Sansibar als utopischer Ort einer besseren Zukunft

„Another One Bites the Dust“: Für den Schriftsteller Alfred Andersch war die Insel in seinem 1957 erschienenen Nachkriegsroman „Sansibar oder der letzte Grund“ eine faszinierend andere Welt – obwohl das Eiland darin gar nicht richtig vorkommt. Der Titel bezieht sich auf einen Tagtraum, in dem Sansibar weniger ein konkretes Ziel als vielmehr etwas ganz Großes ist: der utopische Ort einer besseren Zukunft. Warum nicht? Wenn man sich auf seine betörenden Düfte und dunklen Geschichten einlässt. Sansibar, Stone Town oder Freddie Mercury: „It’s a kind of magic.“

Info

Anreise
Von Stuttgart mit Turkish Airlines über Istanbul nach Sansibar, www.thy.com.

Unterkunft
The Residence Resort Zanzibar nahe Kizimkazi ist eine sehr gepflegte Strand-Anlage in einem 32 Hektar großen Gelände mit Pool und Spa. DZ/Halbpension ab 500 Euro, www.cenizaro.com.Sandies Baobab Beach Zanzibar nahe Nungwi, DZ/all-inclusive ab 150 Euro, https://baobabzanzibar.sandies-resorts.com/.Freddie Mercury’s House, direkt neben dem Museum, DZ ab 167 Euro, www.tembohotel.com.

Aktivitäten
In Stone Town, der Unesco-geschützten Altstadt von Sansibar, steht das Freddie Mercury Museum, Eintritt: zehn Dollar, www.freddiemercurymuseum.com.Auch sehenswert: Beit-el-Ajaib (Palast der Wunder); Alte Apotheke von 1894; Anglikanische Kirche

Allgemeine Informationen www.tanzaniatourism.com

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