Ohne Fördermittel von Bund und Land hat der Nahverkehr selbst im reichen Stuttgart kaum eine Chance. Doch statt den dringend notwendigen Zuschüssen spendet die Politik lieber kostenlose warme Worte, schreibt Wolfgang Schulz-Braunschmidt.
Stuttgart - Um die Zukunft der SSB sicherzustellen, müsse man auf allen Ebenen tragfähige Lösungen erarbeiten, lautet ein Gemeinplatz in der brisanten SSB-Vorlage der Stadt. Die Aussage ist banal, aber richtig. Ohne Fördermittel von Bund und Land hat der Nahverkehr selbst im reichen Stuttgart keine Zukunft. Denn die Fahrpreise, die nötig wären, das drohende Milliardenloch zu decken, will wohl kaum ein Fahrgast zahlen.
Noch aber steht der Nahverkehr bei den Stuttgartern hoch im Kurs. Im Berufsverkehr sind die Stadtbahnen und die Linienbusse der SSB voll. Drei von vier Fahrgästen sind Stammkunden mit Monats- oder Jahreskarten, zudem wächst die Kundschaft seit Jahren. Und das muss auch so bleiben.
Auch die Politik verweist gerne auf die Bedeutung des Nahverkehrs. In allen Mobilitätsszenarien für die Zukunft spielt er eine tragende Rolle. In der Region soll er den Verkehrskollaps auf der Straße beseitigen, in Stuttgart die Feinstaub- und Stickoxidschwaden vertreiben. Der Widerspruch zwischen Wertschätzung und Förderung des Nahverkehrs ist allerdings gewaltig: statt genügend Geld für Bus und Bahn gibt es kostenlose warme Worte. Mit jahrelangen, aber immer noch ergebnislosen Verhandlungen über die Sicherung öffentlicher Zuschüsse lassen sich aber keine Mobilitätsvisionen verwirklichen, keine Pendler zum Umsteigen in überfüllte Bahnen bewegen. Dadurch kann der Nahverkehr nur schlechter werden. Damit der drohende Kollaps in Stuttgart und anderswo nicht eintritt, müssen Stadt und Region in Berlin ihre Stimme lauter und deutlicher erheben.