Ein 17 Jahre alter Fahrgast muss doch keine Strafe bezahlen. Wegen der von Anfang 2016 an geänderten, aber öffentlich praktisch unbekannten neuen Beförderungsbedingungen war die Monatskarte des Flüchtlings nicht mehr gültig.

Stuttgart - Ein 17 Jahre alter Fahrgast erhält das von ihm bei einer Kontrolle an Neujahr verlangte erhöhte Beförderungsentgelt von 60 Euro zurück. „Der Vorgang ist für uns ein Kulanzfall“, erklärte die SSB-Sprecherin Susanne Schupp am Donnerstag auf Anfrage der StZ. Der junge Mann war am 1. Januar bei einer Kontrolle in einem Stadtbahnzug der Linie 15 an der Haltestelle Stadtbibliothek wegen seiner angeblich ungültigen Verbundpass-Wertmarke vom Dezember zur Kasse gebeten worden. Sein Fahrausweis sei abgelaufen, erklärte ihm ein Kontrolleur. Als der junge Flüchtling, der zu diesem Zeitpunkt noch im Kinderheim Corneliusstraße des Jugendamtes wohnte, daraufhin eine Fahrkarte abstempeln wollte, wurde ihm das verwehrt. Statt dessen musste er die weitaus höhere Schwarzfahrergebühr zahlen.

 

Neue Bestimmung auf Seite 23

Für Helmut Schwarz, den Leiter des Kinderhauses, war das „eine richtige Abzocke“. Immerhin hätten sich die SSB im Nachhinein einsichtig gezeigt. Am 3. Januar habe noch auf der SSB-Homepage gestanden, dass ein Abo bis zum ersten Werktag des Folgemonats gelte. „Das wäre in diesem Jahr der 4. Januar gewesen“ ,so Schwarz. Erst im SSB-Kundencenter habe man erfahren, dass die Regelung geändert worden sei. „Das haben auch viele andere Kunden nicht mitbekommen“, meint Schwarz. Damit könnte der Kritiker durchaus recht haben. Denn diese Neuregelung steht erst auf Seite 23 der kurz vor Weihnachten vom VVS veröffentlichten Beförderungsbedingungen für 2016.

Bis jetzt 100 000 elektronische Tickets versendet

Beim Verbund heißt es, dass die alte Regelung mit Übergangsfrist dem Umstand geschuldet gewesen sei, dass per Post verschickte Wertmarken manchmal einen Tag zu spät bei der Kundschaft angekommen seien. Im Zusammenhang mit der Einführung des elektronischen Tickets „Polygo“ seien alle Zeittickets am letzten Geltungstag nur noch bis Betriebsschluss gegen 5 Uhr morgens gültig. „Wir haben bis jetzt 100 000 von 250 000 E-Tickets versendet“, so VVS-Sprecherin Pia Karge. Bis Ende des Jahres solle jeder Stammkunde die neue Chipkarte als Ersatz für den 1978 eingeführten Verbundpass erhalten.