Alles neu macht der Mai: Seit Dienstag gilt im SSB-Netz ein neuer Fahrplan, viele Linien werden auf aufgrund der Baustelle an der Haltestelle Staatsgalerie auf den Hauptbahnhof umgeleitet. Aber alles halb so schlimm: Verspätungen bleiben dabei bis jetzt aus.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Es hört sich nach einem Szenario an, bei dem Nutzer der Straßenbahnen mulmig zumute werden könnte: Aus zwei Trassen wird eine. Wegen Stuttgart 21 muss die Haltestelle Staatsgalerie verlegt und neu gebaut werden. Deshalb haben die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) einen neuen Fahrplan gebastelt, der so manchen Fahrgast vor Herausforderungen stellt. Doch bis jetzt gelingt das Kunststück, die Linien U 1 und U 2, die früher, von Bad Cannstatt kommend, die Haltestelle Staatsgalerie und von dort den Charlottenplatz anfuhren, über den Hauptbahnhof zur Haltestelle Berliner Platz und zu den Endstationen in Vaihingen bzw. in Botnang umzuleiten oder in umgekehrter Fahrtrichtung – ohne dass es zu Verspätungen und großen Beschwerden kommt.

 

Bei Stichproben ist kaum ein Murren zu vernehmen

Gelassenheit war an vielen Stadtbahnhaltestellen zu beobachten. „Ich muss jetzt ein Mal öfter umsteigen als vorher. Klar ist das umständlich, aber davon geht die Welt nicht unter“, sagt eine Auszubildende, die zum Rotebühlplatz will. Auch sonst ist bei den Stichproben kaum Murren zu vernehmen. Die Fahrgäste studieren die neuen Fahrpläne zwar intensiv, wirklich verloren scheint sich aber niemand vorzukommen. Das bestätigt auch die Kundenservicestelle der SSB, wo es den ganzen Tag recht ruhig ist und glühende Leitungen ausgeblieben sind. Einen nicht unwesentlichen Anteil daran, dass die Fahrgäste die Fahrplanumstellung so unaufgeregt hingenommen haben, dürfte die Informationspolitik der SSB haben. Lautsprecherdurchsagen machen auf die Fahrplanänderungen aufmerksam. An Knotenpunkten wie dem Cannstatter Wilhelmsplatz haben die SSB Informationstafeln angebracht, die das gesamte neue Netz zeigen.

Der Härtetest kommt in zwei Wochen – nach den Ferien

Auch personell fühlen sich die SSB gut für die kommenden Wochen gewappnet. An Haltestellen, an denen die Streckenverläufe und Fahrzeiten sich geändert haben, geben zahlreiche Mitarbeiter in gelben Westen Auskunft. „Wir sind heute mit etwa 60 Mitarbeitern vor Ort im Einsatz“, sagt SSB-Sprecherin Susanne Schupp. Noch drei bis vier Wochen will man mit aufgestocktem Personal arbeiten.

Das dürfte auch nötig sein. Denn den Härtetest hat der Stuttgarter Straßenbahnverkehr noch nicht bestanden: Wenn in zwei Wochen die Pfingstferien vorbei sind und der Berufsverkehr wieder brummt, wird auch der Andrang auf die Stadtbahnen größer sein. Und so mancher Fahrgast wird dann auftauchen, der noch nichts von der Umstellung gehört hat und sich erst einmal orientieren muss

Doch die Stuttgarter Straßenbahnen geben sich da zuversichtlich. „Wir haben aus der letzten Umstellung im Jahr 2011 gelernt. Umfangreiche Informationspolitik ist sehr wichtig“, sagt die Sprecherin Susanne Schupp. Sobald die Pfingstferien vorbei sind, werde man das Personal entsprechend aufstellen, um die Situation zu meistern und dem Andrang an Fahrgästen Herr zu werden.

Fakt ist: Jeder zehnte Fahrgast ist von dem neuen Fahrplan betroffen; täglich sind das im Durchschnitt 43 000 Menschen. Vor allem am Stuttgarter Hauptbahnhof dürfte es durch die Umstellung eine Menge Gedränge geben, da dort etwa ein Viertel mehr Umsteiger unterwegs sein werden als bisher.

Gleichzeitig ist die Trasse zwischen Charlottenplatz und Staatsgalerie gesperrt. Die Kosten des Neubaus der Haltestelle Staatsgalerie und die zusätzlich entstehenden Betriebskosten trägt die Bahn. Den Betrag wollen die Bahn und die SSB nicht nennen.