Das Staatliche Schulamt hat zur Unterrichtsversorgung zwar nahezu alle Stellen besetzt. Eine Krankheitsreserve an Lehrkräften konnte jedoch nicht gebildet werden. Gleichzeitig sind die Herausforderungen gewachsen

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Backnang - Am Anfang der Sommerferien sei die Stimmung in den Räumen des Staatlichen Schulamtes in der Backnanger Spinnerei noch deutlich angespannter gewesen als jetzt, räumt die Leiterin der Behörde, Sabine Hagenmüller-Gehring, ein. Die Aufgabe, zum neuen Schuljahr genügend Lehrer zu finden, sei eine schwierige gewesen. „Wir haben zu wenige Lehrer im Land“, betont die Schulamtsleiterin. Dennoch habe man es geschafft, fast alle Stellen an den Schulen im Rems-Murr-Kreis zu besetzen – die Gymnasien und Privatschulen sind dabei nicht einbezogen, für die ist das Amt nicht zuständig.

 

Aber auch an den Gemeinschafts-, Werkreal-, Real- und Sonderschulen ist die Personaldecke ziemlich dünn. „Wir haben keine Krankheitsreserve“, sagt Sabine Hagenmüller-Gehring. Jeder Ausfall werde eine zusätzliche Herausforderung darstellen. „Deshalb werden wir als Staatliches Schulamt jeden Einzelfall mit der Schulleitung und – soweit erforderlich – mit der Schulgemeinschaft erörtern, um gemeinsam vertretbare Lösungen zu finden“, verspricht die Behördenchefin.

Mit dem Schuljahr tritt der neue Bildungsplan in Kraft

Insgesamt 128 junge Lehrerinnen und Lehrer haben am Montag ihren Dienst im Schulamtsbezirk begonnen. Sie waren am vergangenen Freitag in den Schuldienst des Landes eingestellt worden.

Doch nicht nur neue Lehrkräfte waren nötig, um die Unterrichtsversorgung gewährleisten zu können. Zusammen mit den Schulleitern des Bezirks habe man über die Sommerferien Lösungen finden können. „Die Schulleitungen waren sehr kooperativ und es herrscht eine große Solidarität. Ohne diese wäre es nicht gegangen“, betont die Schulamtsleiterin ausdrücklich. So mussten einige Lehrer die Schulen wechseln oder mit Teilaufträgen an andere Schulen abgeordnet werden, um eine gleichmäßige Versorgung zu erreichen.

Mit dem neuen Schuljahr ist auch der neue Bildungsplan in Kraft getreten. Dadurch erweitert sich etwa die Stundentafel an den Grundschulen um je eine Stunde Deutsch und Mathematik in den Klassen eins und zwei. Dabei dürfen die Schulen selbst entscheiden, wie sie die beiden Stunden einsetzen. Der Bildungsplan sei ein Grund gewesen, weshalb im vergangenen Jahr die Fortbildungsangebote wieder sehr gut frequentiert gewesen seien, sagt die für diesen Bereich verantwortliche Schulrätin Heike Schlüter. „Es fanden 214 Fortbildungsveranstaltungen statt, an denen rund 4000 Lehrer teilnahmen.“ Auch im kommenden Jahr gehe sie von einer ähnlichen Resonanz aus.

Fortbildungen stoßen auf große Resonanz

„In den vergangenen Jahren gab es genug Anlässe für Fortbildungen“, ergänzt Sabine Hagenmüller-Gehring. Die Gemeinschaftsschule, Inklusion, dann die Flüchtlingskinder. Bei letzteren steht die Sprachförderung im Vordergrund. Um genügend Kurse halten zu können, wurde alles mobilisiert. „Wir haben pensionierte Lehrer angeschrieben und sogenannte Nichterfüller, also Leute, die kein zweites Staatsexamen haben. Es ist großartig, mit welchem Enthusiasmus sie ihre Aufgabe angehen“, sagt Heike Schlüter. Aufgrund der unterschiedlichen Herkunft der Kinder sei auch deren Bildungsniveau komplett verschieden. „Es gibt zwölfjährige Analphabeten und Kinder, die bereits Fremdsprachen beherrschen und Deutsch sehr schnell lernen.“

Die Schulpsychologische Beratungsstelle am Schulamt in Backnang unterstütze die Lehrkräfte solcher Vorbereitungsklassen, da unter den Schülern oft auch traumatisierte Kinder aus Kriegsgebieten sind. Neben Fortbildungsangeboten wurde im vergangenen Jahr eigens eine Supervisionsgruppe gebildet, damit sich diese Lehrerinnen und Lehrer über ihre Erfahrungen austauschen können.