Nach dem Platzen großer Musical-Pläne trennt sich das Staatsbad Badenweiler von seinem Tourismuschef. Wenige Tage später stirbt er – was die Gemeinde und die Branche bis heute beschäftigt.
Wer in Badenweiler das weitläufige Kurhaus unterhalb der Burgruine betrat, kam an Dirk Thom kaum vorbei. Gleich im Foyer hing ein Bildschirm, auf dem in einer Dauerschleife Kurzvideos mit dem Kurdirektor liefen. Nach Art eines Reporters warb er darin für größere und kleinere Attraktionen des Ortes: Mal ließ er sich mit genießerischer Miene beim Verkosten in einem Restaurant filmen, mal bei einer Tour mit Verleih-Rollern durch die Weinberge, mal beim Eintauchen ins Thermalbad oder beim Spaziergang mit dem Initiator der örtlichen Literaturtage, dem Philosophen Rüdiger Safranski. Stets lobte der leger gekleidete, sportliche und hörbar nicht aus Südbaden stammende Mann die Angebote in den höchsten Tönen. Man konnte die Filmchen als etwas provinziell belächeln, aber es waren originelle Liebeserklärungen an das 4500 Einwohner zählende Staatsbad am Rand des Schwarzwalds und seine Akteure.