Mit einer Party haben sich die Jungen Freunde der Staatsgalerie vorgestellt.

S-Mitte - „Frühlingserwachen“ war das Motto dieser Gründungsparty, es hätte aber auch „Sommerglühen“ lauten können. Die Rotunde der Staatsgalerie jedenfalls war an diesem von Sahara-Winden beflügelten, vorvorletzten Apriltag noch über Mitternacht hinaus von kurzärmeliger Partystimmung bestimmt. Dermaßen, dass DJ Gerd Gibraltar meinte: „Jetzt hier draußen die Scheiben aufzulegen, das wäre der Brüller.“ Das ging dann aber nicht, denn das „Frühlingserwachen“ war von langer Hand in der kalten Jahreszeit geplant gewesen.

 

Die Rechnung der Jungen Freunde ging dennoch auf, auch wenn das Dancing drinnen sich zunächst ein wenig schleppend entwickelte. Zum „Startschuss“ jedenfalls war der Vortragssaal mit mehr als 300 Gästen ganz gut gefüllt. Und zuvor schon waren Trauben junger Leute den subversiven Führungen durch die Sammlungen gefolgt, wo sie von Pointe zu Pointe schlendern durften: zu Erwerbungen, die in mehr als hundert Jahren von den „alten“ Freunden des Hauses ermöglicht worden waren. Das reichte von einem Gründungswerk der Galerie bis in die unmittelbare Gegenwart, also von Monets „Felder im Frühling“ bis zu Wolfram Tellmanns Fotokunst.

Junge Menschen an die Kunst heranführen

Damit war man schon mitten drin in dem, was die Gründung der Jungen Freunde veranlasst hatte: der Versuch eines Brückenschlages zwischen den Generationen der Förderer der Staatsgalerie.

Dass hier eine gewaltige Lücke klafft, räumte Jürgen Hubbert, Vorstandsvorsitzender des 11 000 Mitglieder zählenden Freundeverbundes, offen ein: „Normalerweise habe ich ein graues Meer von Menschen vor mir, die die 60 hinter sich haben. Alles wunderbare Partner und große Freunde des Hauses. Aber wir wollen auch junge Menschen an die Kunst heranführen, und deshalb hat sich nun ein Kreis junger Freunde gebildet.“

„Die Jungen Freunde sollen ganz neue Dinge machen.“

Die Jungen Freunde befinden sich unterm Dach des alten Galerievereins, sind also kein neuer, eigener Verein. Ein bloßes Anhängsel sollen sie aber nicht sein, sondern Sitz und Stimme im derzeit siebenköpfigen Vorstand bekommen – und auch „ein eigens Budget, mit dem Junge Kunst gekauft werden kann“, wie Hubbert verkündete. Und: „Die Jungen Freunde sollen ganz andere, neue Dinge machen.“

Ein Plan, auf den das „Frühlingserwachen“ in der Staatsgalerie nicht nur im Titel eine Probe aufs Exempel war. Denn so, wie der Dancefloor ab Mitternacht zusätzliches Publikum anzog, so wurde dem Stammpublikum von Beginn an Ungewohntes geboten: Kunst zum Mit- und Selbermachen. Durchgängig dicht belagert waren die „Sandtische“ des Schwäbisch Gmünder Kunstprojektes Sandtogether. Oben mit Sand gefüllte Leuchterkästen, auf denen sich durch die Bewegung des Sandes ständig neue Strukturen fabrizieren lassen, die zudem per Kamera an die Wände projizierte wurden. Ein Panoptikum ständiger Metamorphosen!

Disco und Kunst

„Hier kann man einfach loslegen“, meinte etwa Sabine Fuchs, 27, „das ist ideal, denn so sinkt die Hemmung, die man vielleicht im Umgang mit Kunst und Kreativität hat. Außerdem ist das einfach ein angenehmer Abend hier.“ Philipp Weiser, 29, will sich „weiter anschauen“, was die Jungen Freunde machen, und Viola Schlitter war mit ihrer „kunstaffinen Freundin“ Friederike Tödtmann „einfach wegen der Disco“ gekommen, ist nun aber „echt erstaunt, wie toll das hier ist. Eine besondere Atmosphäre, die von der Kunst kommt. Vielleicht schaue ich mir das jetzt auch einfach mal so an.“

Andere waren „gebannt und begeistert“ von der Profi-Performance von Tanz- und Sandkünstlern, die zu packender Percussion aus einem skulpturalen Tuch-Mäander ein faszinierendes Gesamtkunstwerk im XXL-Format zauberten.

Kommentare, die Musik waren in den Ohren von Nicki Röck. Die junge Kulturwissenschaftlerin wurde unterm Dach der „alten“ Freunde eigens für das Projekt Junge Freunde angestellt: „Wir wollen eine Plattform schaffen, auf der sich möglichst viele junge Leute zwischen 18 und 35 treffen, um ihr Interesse an der Kunst zu vertiefen oder diese überhaupt für sich zu entdecken. Ich bin absolut begeistert über die tolle Resonanz, die wir hier gleich zum Startschuss erleben. So kann es gerne weitergehen.“