Die vielen guten Ideen für die barrierefreie Zugänglichkeit der Staatsgalerie Stuttgart sind auch ein Angebot an deren Förderer.

Das Inklusionskonzept der Staatsgalerie macht deutlich: Inklusion heißt nicht, Menschen mit Behinderung möglichst engmaschig betreut durch das Museum zu lenken. Inklusion heißt, selbstständig teilhaben zu können.

 

Barrierefreiheit ist schlicht gültiges Recht

Dass dies „kein nice to have“ ist, wie Arne Braun, Kunststaatssekretär des Landes, bei der Präsentation des Inklusionkonzeptes für Baden-Württembergs Museumsflaggschiff formulierte, ist in jeder Weise richtig. Die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen nimmt den Kulturbereich in die Pflicht – barrierefreie Kulturorte entsprechen schlicht gültigem Recht. Inklusion zu ermöglichen wird so zu einer harten Währung für die öffentlich geförderten und finanzierten Kultureinrichtungen.

Tasten gewünscht – auch für Staatssekretär Arne Braun – in der Mitte Staatsgalerie-Direktorin Christiane Lange und Simone Fischer, rechts die Beauftragte des Landes für Menschen mit Behinderungen Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Umso mehr beeindruckt, was die Staatsgalerie aus dieser Verpflichtung und Herausforderung macht: „Staatsgalerie barrierefrei“ ist eine Losung, die auf allen Ebenen Kreativkräfte freisetzt. 3-D-Modelle von Oskar Schlemmers Figurinen des „Triadischen Balletts“ zählen hier ebenso dazu wie Halbreliefs zu Jahrhundertbildern wie Franz Marcs „Gelbe Pferde“.

Zusammenrücken, um Zielgruppenangebote noch feiner auszudifferenzieren – das hilft auf der politischen Entscheidungsebene, bringt aber noch mehr das eigene Haus voran. Das Staatsgalerie-Team hat erkannt, dass Inklusion keine Last ist, sondern viele gute Ideen für die Zugänglichkeit bringt – und damit auch ein Angebot an private Förderer ist: dabei zu sein, wenn das Museum seine Türen weit öffnet. Umso mehr, wenn es dabei auf Hauptwegen zu den Meisterwerken geht und eine inklusive „Highlight-Tour“ in der Staatsgalerie ebenso selbstverständlich ist wie der selbstständige Zugang in ein von Baustellen umbrandetes Haus.