Die teilverstaatlichte Commerzbank will sich aus der Abhängigkeit vom Bund lösen und damit teure Zinsverpflichtungen abschütteln. Das Institut zahlt 1,6 Milliarden Euro zurück. Der Bund bleibt aber als Großaktionär im Boot.

Frankfurt - Die teilverstaatlichte Commerzbank will sich aus der Abhängigkeit vom Bund lösen und damit teure Zinsverpflichtungen abschütteln. Das zweitgrößte deutsche Geldhaus kündigte am Dienstag die Rückzahlung von 1,6 Milliarden Euro an Staatshilfen an. Damit soll die Stille Einlage des Bankenrettungsfonds Soffin endgültig abgelöst werden. Auch die Stille Einlage des Allianz-Konzerns über 750 Millionen Euro soll zurückgezahlt werden. Auf diese Hilfen fielen jährlich Zinsen von bis zu 200 Millionen Euro an. Der Bund bleibt allerdings Großaktionär der Bank.

 

Finanzieren will der Vorstand die Rückzahlung mit Hilfe einer Kapitalerhöhung. Die Ausgabe neuer Aktien soll insgesamt 2,5 Milliarden Euro einbringen. Für die Altaktionäre bedeutet das eine Verwässerung ihrer Anteile. Scharen von Anlegern trennten sich deshalb von ihren Commerzbank-Papieren, der Aktienkurs brach zeitweise um rund 14 Prozent ein.



Die Commerzbank versuchte die Wogen zu glätten, indem sie den Aktionären Hoffnung auf künftige Dividendenzahlungen machte. In den vergangenen Jahren ging die Mehrheit der Anteilseigner leer aus, weil das Geldhaus vorrangig die Interessen seiner Retter Allianz und Soffin bedienen musste. „Durch den Wegfall der Verzinsungsansprüche und der Rückzahlungspflicht haben wir mehr Spielraum für die Verwendung der Gewinne. Den können wir für frühere Dividendenzahlungen nutzen“, sagte Bankchef Martin Blessing. 2014 sei allerdings noch nicht mit einer Ausschüttung zu rechnen, für 2015 wollte sich Blessing nicht festlegen.

Noch 3,7 Milliarden Euro im Feuer

Der Steuerzahler ist bei der Commerzbank über die Staatsbeteiligung derzeit noch mit 3,7 Milliarden Euro engagiert. Diese Summe ergibt sich, wenn man von den ursprünglich geflossenen Staatshilfen von 18,2 Milliarden Euro sämtliche ab 2011 geleisteten Rückzahlungen und Zinsen abzieht. Bei einem sofortigen Verkauf seiner 1,5 Milliarden Aktien würde der Staat Verluste machen, weil er beim aktuellen Kurs von rund 1,30 Euro weniger als 3,7 Milliarden Euro dafür bekommen würde.

Doch auch ohne Verkauf wird der Anteil des Bundes an der Commerzbank wegen der Kapitalerhöhung von derzeit 25 auf weniger als 20 Prozent sinken. Der Staat gibt damit seine Sperrminorität auf. „Die Rückzahlung der Stillen Einlage und die Verringerung des Aktienanteils sind für uns der Einstieg in den Ausstieg bei der Commerzbank“, kommentierte Soffin-Chef Christopher Pleister. Blessing wertete dies als „Meilenstein, man könnte sogar sagen Wendepunkt für die Commerzbank“.

Verhaltener reagierte der Banken-Analyst Guido Zimmermann von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW): „Die Ablösung der Stillen Einlage hilft, aber sie ist kein Befreiungsschlag“, sagte er der Stuttgarter Zeitung. „Sie versuchen damit eines von vielen Feuern auszutreten. Denn das Problem ist weniger die Rückführung der Kapitalspritzen als vielmehr die strukturelle operative Schwäche.“ Der Bank fehle ein überzeugendes Geschäftsmodell.

Hauptversammlung muss noch zustimmen

Die Rückführung des von Bund und Allianz gestellten Fremdkapitals stärkt allerdings die Eigenkapitalquote der Commerzbank. Nach Angaben des Instituts steigt sie von 7,6 auf 8,6 Prozent der risikogewichteten Bilanz. Damit könne schon Ende 2014 die Quote von neun Prozent erreicht werden, die das Institut nach den Vorgaben der G20 spätestens 2019 erfüllen muss.

Die Kapitalerhöhung steht noch unter dem Vorbehalt, dass die Aktionäre auf einer Hauptversammlung am 19. April zustimmen. Die neuen Commerzbank-Aktien sollen dann von den Wettbewerbern Deutsche Bank, Citigroup und HSBC vermarktet werden. Das Konsortium garantiert der Commerzbank einen Mindestkurs von 1,10 Euro pro Aktie. Blessing zeigte sich allerdings zuversichtlich, dass der tatsächliche Preis höher liegen werde. Er selbst werde auf jeden Fall neue Aktien kaufen – „ich fürchte allerdings, das wird nicht für die gesamte Kapitalerhöhung reichen“.