Virtuos hat die Staatsoper Stuttgart fröhliche Ballatmosphäre in heimische Wohnzimmer gezaubert. Der erste digitale Opernball brachte viel Lebensfreude zurück. Walzer meets Techno – diese Nacht war ein Fest für alle Sinne und alle Generationen!
Stuttgart - Opernbälle sind in Stuttgart immer was ganz Besonderes. Seit fast 20 Jahren gab es keinen mehr. In der Pandemie bekam die Stadt eine außergewöhnliche Ausgabe geschenkt. Bei freiem Eintritt (und der Bitte um Spenden) lieferten allein schon die Moderatorin Stine Marie Fischer (Staatsoper) und der Moderator Robert Rožić (Staatsschauspiel) im atemberaubenden Wechsel ihrer Kostüme bestes Entertainment. Von glamourös bis knisternd-erotisch – das hervorragende Duo sorgte für großes Kino, flotte Sprüche und viel Spaß, den wir in der Corona-Krise oft vermisst haben.
Über 1300 Gäste verfolgten das Live-Streaming aus dem Stuttgarter Opernhaus, über das die Stadt noch lange sprechen wird. Nicht allein fürs Zuschauen war das Publikum bestimmt. Man konnte – dank der technischen Online-Möglichkeiten – lustwandeln durch die Foyers, hoch bis zum Raucherbalkon, sich in Räumen mit anderen Gästen virtuell austauschen. „Ist das geil“, war in einer dieser Räume zu hören. Oder: „Chapeau ans Staatstheater – da ist den Programmmachern ein großer Treffer gelungen.“ Weitere Stimmen einer herausragenden Nacht: „Es ist super gelungen! Vielen lieben Dank für diese Energie!“ Und: „Es war ein Fest, es war ein Traum! Sehr professionell!“
Die Spielfreude des Staatsorchesters wirkte ansteckend
Wer Probleme mit der Technik hatte, konnte sich backstage an freundliche Helfer*innen wenden, die meist rasch sagen konnten, woran es lag, wenn etwa erst mal der Ton fehlte. Dundu, die Lichtgestalt aus den Stuttgarter Wagenhallen, tanzte über die Bühne. Ein bestens aufgelegter Generalmusikdirektor Cornelius Meister am Klavier schoß bei „Walzer, Tango und Co“, einem bunten Mix aus Werken von Johann Strauß bis Friedrich Holländer, mit dem Staatsorchester eine Spielfreude hinaus, die wahrhaft ansteckend wirkte. Man spürte, was den Künstler*innen im Lockdown gefehlt hat. Vor ihrem Auftritt waren alle auf Corona getestet worden.
Wer wollte, konnte sich beim Tanzen daheim selbst filmen – die Bilder wurden für alle übertragen und steigerten die gute Stimmung immer weiter noch.
Die Flaniermeile wurde stark genutzt, die Räume waren voll
Weitere Höhepunkte des dreistündigen Programms: Blasmusik mit ErpfenBrass, die Just Another Blues Band mit Matthias Klink und Mitgliedern des Staatsorchesters, virtuoser Balkan-Folk mit Foaie Verde sowie DJane Kiti Arsa, zu deren Techno-, Funky- und Melodic-Sound Moderator Robert Rožić leicht bekleidet und mutig tanzte. Kürzlich hatte sich der Schauspieler bei der Kampagne #actout geoutet und zeigte in dieser Nacht, wie er alle Rollen quer durch die Geschlechter beherrscht.
Denise Bentz von der Pressestelle der Oper zog am späten Abend eine äußerst positive Bilanz: „Die Flaniermeile wurde sehr stark genutzt, und die Gesprächsräume mit den Künstler*innen waren sehr voll. Viele Gäste teilten tatsächlich ihren privaten Dancefloor mit den anderen Ballgästen – so entstand immer wieder die Atmosphäre eines analogen Balls.“ Nur eine kleine Kritik war bei all dem euphorischen Lob zu hören: Man hätte an die Applaus-Funktion denken sollen.
Der erste Preis geht an den Träger eines barocken Kostüms
Viele waren daheim glanzvoll gekleidet und hatten sich aufgebrezelt, wie man das für Opernbälle eben macht. Beim Kostümwettbewerb ging der erste Preis (Besuch einer Vorstellung in der Oper in der Loge über dem Orchestergraben) an Nic für ihr barockes Pierrot-Kostüm. Über den zweiten Platz freute sich Familie Märkl im Waschmaschinenkostüm vor der Familie Hanson im venezianischen Kostüm.
Schon immer waren Opernbälle in Stuttgart das, was man legendär nennt. Auch die digitale Ausgabe fällt unter diese Kategorie. Mehr darüber und weitere Fotos des Abends folgen am Mittwoch in unseren Online-Ausgaben sowie am Donnerstag in Print.